„Sergei Alexandrowitsch Karaganow“ – Versionsunterschied

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Version vom 12. April 2022, 03:56 Uhr

Sergei Alexandrowitsch Karaganow (russisch: Серге́й Алекса́ндрович Карага́нов, geboren am 10. September 1952 in Moskau) ist ein russischer Politikwissenschaftler, der den Rat für Außen- und Verteidigungspolitik leitet, eine von Witali Schlykow gegründete Denkfabrik für Sicherheitsanalysen. Er ist außerdem Dekan der Fakultät für Weltwirtschaft und internationale Angelegenheiten an der Wirtschaftshochschule Moskau. Karaganov war ein enger Mitarbeiter von Jewgeni Primakow und war sowohl Berater der Präsidenten Boris Jelzin und Wladimir Putin.[1]

Er ist seit 1998 Mitglied der Trilateralen Kommission. Seit 1983 ist er außerdem stellvertretender Direktor des Europa-Institutes an der Russischen Akademie der Wissenschaft[2]

Politische Positionen

Karaganow ist Vertreter des Eurasismus. Er entwickelte nach dem Zusammenbruch der UDSSR die sogenannte Karaganow-Doktrin, nach der Moskau sich als Verteidiger der Menschenrechte ethnischer Russen im näheren Ausland, wie etwa der baltischen Staaten, ausgeben sollte, um in diesen Regionen politischen Einfluss zu gewinnen.[3]

Er plädiert für eine enge Zusammenarbeit Russlands mit China und eine Zusammenführung der Eurasischen Wirtschaftsunion mit dem Projekt der neuen Seidenstraße.[4]

2016 führte er nach Warnungen an die Adresse der NATO aus: „Wir wollen eine weitere Destabilisierung der Welt verhindern. Und wir wollen den Status einer Großmacht. Wir können darauf leider nicht verzichten - dieser Status ist in den vergangenen 300 Jahren zum Teil unseres Erbguts geworden. Wir möchten das Zentrum eines großen Eurasien sein, einer Zone von Frieden und Zusammenarbeit. Zu diesem Eurasien wird auch der Subkontinent Europa gehören.“ Die Verlegung von Waffen und Militäreinheiten ins Baltikum sei "idiotisch", im Falle eines Konfliktes würden sie vernichtet, denn Russland werde nie wieder auf eigenem Territorium kämpfen. Sollte die NATO eine Aggression gegen die Atommacht Russland beginnen, werde sie bestraft werden.[5]

Ukrainekrise und Krieg 2022

Karaganow gilt als einer der ideologischen Vordenker innerhalb russischer Führungskreise, dessen Vorstellungen über die Ukraine und die Entstehung des Konfliktes mit denen Wladimir Putins eng verwandt sind.[6] Er gab den verschiedenen NATO-Erweiterungen die Schuld für den Konflikt und führte aus, dass er das nukleare Schutzversprechen der USA für Europa für wenig glaubhaft halte und dass Russland militärisch einen gewissen Sieg auf jeden Fall erreichen müsse, sonst drohe eine weitere Eskalation und ein direktes Aufeinandertreffen mit der NATO. Ziel seien Denazifizierung und Demilitarisierung der Ukraine, der er nur sehr eingeschränkte nationale Traditionen und Staatlichkeit zusprach. Denkbar sei darum eine Aufteilung der Ukraine unter verschiedenen Staaten, er gehe von einer Teilung aus.[7] Er halte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj selbstverständlich nicht für einen Nazi [8], jedoch könne Nationalsozialismus nicht allein mit Antisemitismus identifiziert werden, sondern generell mit der Herabwürdigung anderer Nationen. Dies eben geschehe in der Ukraine, die sich seiner Meinung nach in die gleiche Richtung wie Hitlerdeutschland entwickle, in Europa gleiche die Russophobie mittlerweile dem Antisemitismus zwischen den Weltkriegen, die gesamte russische Kultur werde verteufelt. Man sei faktisch bereits im Krieg mit dem Westen. Der Ukrainekonflikt werde auch Auswirkungen auf die russische Gesellschaft haben, man werde diese im nationalen Sinne umformen und nicht-patriotische Elemente aus der russischen Elite entfernen. Die Ukraine dürfe nach Konfliktende nur begrenzt und im Rahmen der Zustimmung Russlands bewaffnet bleiben. Die gesamte Sicherheitsarchitektur Europas nach 1990 sei illegitim und müsse nach den Interessen Russlands umgearbeitet werden, frühere russische Zustimmung zu NATO-Ost-Erweiterungen sei ein schwerer Fehler gewesen. Russische Truppen in der Ukraine gingen mit großer Schonung der Zivilbevölkerung vor, das Massaker von Buchta hätte gar nicht stattgefunden sondern sei gestellt. Karaganow gab zu dass Russland im Binnenverhältnis gegenüber China abhängiger werde, jedoch glaube er nicht, dass Russland eine Marionette Chinas werden könne, anders als die Staaten Europas, die bereits Marionetten der USA seien, hätten die Russen einen Sinn für Unabhängigkeit und seien den Chinesen kulturell auch nicht ähnlich. Allerdings sei das Verhältnis sehr eng, der eine gebe dem andern Stärke. [9]

Einzelnachweise

  1. Putin's Foreign Policy a Private Affair. Abgerufen am 12. April 2022.
  2. Gregory Feifer: Putin's Foreign Policy a Private Affair (Memento des Originals vom April 26, 2005 im Internet Archive) In: The Moscow Times, April 2, 2002. Abgerufen im April 12, 2022 
  3. David J. Smith: The Baltic states : Estonia, Latvia and Lithuania. London 2002, ISBN 978-1-136-48304-2, S. 161.
  4. Young-Chan Kim: China and the Belt and Road Initiative : trade relationships, business opportunities and political impacts. Cham 2022, ISBN 978-3-03086122-3, S. 232.
  5. Russland: Sergej Karaganow droht mit Vernichtung von Nato-Waffen. In: Der Spiegel. 11. Juli 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. April 2022]).
  6. “Russia cannot afford to lose, so we need a kind of a victory”: Sergey Karaganov on what Putin wants. In: New Statesman. 2. April 2022, abgerufen am 12. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. “Russia cannot afford to lose, so we need a kind of a victory”: Sergey Karaganov on what Putin wants. In: New Statesman. 2. April 2022, abgerufen am 12. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  8. “Russia cannot afford to lose, so we need a kind of a victory”: Sergey Karaganov on what Putin wants. In: New Statesman. 2. April 2022, abgerufen am 12. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  9. Federico Fubini: Sergey Karaganov: «We are at war with the West. The European security order is illegitimate». 4. August 2022, abgerufen am 12. April 2022 (italienisch).