„Eduard Willeke“ – Versionsunterschied

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Der Kaufmannssohn absolvierte nach dem Abitur von 1919 bis 1923 ein Studium der Nationalökonomie, Rechtswissenschaft und Philosophie an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Münster und Berlin, das er 1923 mit [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum Dr. rer. pol. abschloss. Anschließend war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Westfälischen Landesbank tätig und ab 1924 als Geschäftsführer der Westfälischen Verwaltungsakademie, die der Universität Münster angegliedert war. Von 1925 bis 1933 war er Assistent am Seminar für Arbeitsvermittlung und Berufsberatung der Universität Münster.<ref>Rudolf Vierhaus (Hrsg.): ''Deutsche biographische Enzyklopädie'' (DBE). 2. Ausgabe. Band 10: Thies − Zymalkowski. Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-598-25040-8, S. 647</ref>
Der Kaufmannssohn absolvierte nach dem Abitur von 1919 bis 1923 ein Studium der Nationalökonomie, Rechtswissenschaft und Philosophie an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Münster und Berlin, das er 1923 mit [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum Dr. rer. pol. abschloss. Anschließend war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Westfälischen Landesbank tätig und ab 1924 als Geschäftsführer der Westfälischen Verwaltungsakademie, die der Universität Münster angegliedert war. Von 1925 bis 1933 war er Assistent am Seminar für Arbeitsvermittlung und Berufsberatung der Universität Münster.<ref>Rudolf Vierhaus (Hrsg.): ''Deutsche biographische Enzyklopädie'' (DBE). 2. Ausgabe. Band 10: Thies − Zymalkowski. Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-598-25040-8, S. 647</ref>


Willeke habilitierte sich beim Soziologen [[Johann Plenge]] und erhielt 1933 einen Lehrauftrag für [[Sozialwissenschaften]] an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Universität Münster]].<ref>Angaben nach [[Carsten Klingemann]]: ''Soziologie und Politik. Sozialwissenschaftliches Expertenwissen im Dritten Reich und in der frühen westdeutschen Nachkriegszeit''. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 3-531-15064-2, S. 39.</ref> Nach Lehrstuhlvertretungen in Gießen und Straßburg wurde er an der dortigen [[Reichsuniversität Straßburg|Reichsuniversität]] 1943 Professor für Wirtschaftswissenschaft und Direktor des Staatswissenschaftlichen Seminars. Er arbeitete für den „Forschungsdienst, Reichsarbeitsgemeinschaften der Landwirtschaft“, der reichsweit die agrarwissenschaftliche Forschung koordinierte.
Willeke habilitierte sich beim Soziologen [[Johann Plenge]] und erhielt 1933 (bis 1937) einen Lehrauftrag für [[Sozialwissenschaften]] an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Universität Münster]].<ref>Angaben nach [[Carsten Klingemann]]: ''Soziologie und Politik. Sozialwissenschaftliches Expertenwissen im Dritten Reich und in der frühen westdeutschen Nachkriegszeit''. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 3-531-15064-2, S. 39.</ref> Nach Lehrstuhlvertretungen in Gießen (wo er bereits in der [[Reichsstelle für Raumordnung|Raumforschung]] wirkte und stark gefördert wurde<ref>Gutberger 1996 und ders.: ''Raumentwicklung, Bevölkerung und soziale Integration. Forschung für Raumplanung und Raumordnungspolitik 1930-1960'', VS Springer, Wiesbaden 2017, S. 416f.</ref>) und Straßburg wurde er an der dortigen [[Reichsuniversität Straßburg|Reichsuniversität]] 1943 Professor für Wirtschaftswissenschaft und Direktor des Staatswissenschaftlichen Seminars. Willeke leitete innerhalb des Staatswissenschaftlichen Seminars ab 1944 die Abteilung Raumforschung. Darüber hinaus arbeitete er für den „Forschungsdienst, Reichsarbeitsgemeinschaften der Landwirtschaft“, der reichsweit die agrarwissenschaftliche Forschung koordinierte.


In der Bundesrepublik wurde Willeke nach Tätigkeiten an der [[Sozialforschungsstelle an der Universität Münster]] in [[Dortmund]]<ref>Carsten Klingemann: ''Empirische Soziologie im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. Eine Stellungnahme zu Erwin K. Scheuch'', ZUMA-Nachrichten 46, Jg. 24, Mai 2000, S. 171–180, hier S. 172.</ref>, einem Lehrauftrag an der [[Universität Stuttgart|Technischen Hochschule Stuttgart]] und einer Gastprofessur in Tübingen<ref name="Klee677">[[Ernst Klee]]: ''[[Das Personenlexikon zum Dritten Reich]]'', Frankfurt am Main 2007, S. 677</ref> 1953 Professor für Volkswirtschaftslehre an der [[Universität Mannheim|Wirtschaftshochschule Mannheim]].<ref>[[Karl Gabriel]] (Hg.): ''Kirche – Staat – Wirtschaft auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. 50 Jahre Institut für Christliche Sozialwissenschaften'', Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-6162-7, S. 52.</ref>
In der Bundesrepublik wurde Willeke nach Tätigkeiten an der [[Sozialforschungsstelle an der Universität Münster]] in [[Dortmund]]<ref>Carsten Klingemann: ''Empirische Soziologie im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. Eine Stellungnahme zu Erwin K. Scheuch'', ZUMA-Nachrichten 46, Jg. 24, Mai 2000, S. 171–180, hier S. 172.</ref>, einem Lehrauftrag an der [[Universität Stuttgart|Technischen Hochschule Stuttgart]] und einer Gastprofessur in Tübingen<ref name="Klee677">[[Ernst Klee]]: ''[[Das Personenlexikon zum Dritten Reich]]'', Frankfurt am Main 2007, S. 677</ref> 1953 Professor für Volkswirtschaftslehre an der [[Universität Mannheim|Wirtschaftshochschule Mannheim]].<ref>[[Karl Gabriel]] (Hg.): ''Kirche – Staat – Wirtschaft auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. 50 Jahre Institut für Christliche Sozialwissenschaften'', Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-6162-7, S. 52.</ref>

Innerhalb der Sozialforschungsstelle zählte Willeke bereits 1947 zu jenen Wissenschaftlern ([[Bruno Kuske]], [[Otto Neuloh]]), die Forschungsvorhaben aus der [[Hochschularbeitsgemeinschaften für Raumforschung|NS-Raumforschung]] (z.B. sogenannte Sozialmonographien von Städten) aufgriffen, dabei aber über einige wenige Arbeiten und ein "Entwicklungsstadium" nicht mehr hinaus kamen.<ref>Ulrike Kändler: ''Entdeckung des Urbanen. Die Sozialforschungsstelle Dortmund und die soziologische Stadtforschung in Deutschland, 1930 bis 1960''. Bielefeld: transcript Verlag 2016, S. 197-202, 366.</ref>

Anfang der 1960er Jahre war Willeke Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen des Bundesministriums für Familie und Jugend.<ref>{{Literatur |Autor=Sonja Schnitzler |Titel=Soziologie im Nationalsozialismus zwischen Wissenschaft und Politik. Elisabeth Pfeil und das "Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik". |Verlag=Springer VS |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN=978-3-531-18611-5 |Seiten=382}}</ref>


== Schriften (Auswahl) ==
== Schriften (Auswahl) ==
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*''Die Raumforschung in volkswirtschaftlicher Sicht''. In: [[Akademie für Raumforschung und Landesplanung – Leibniz-Forum für Raumwissenschaften|ARL]] (Hrsg.): Raumforschung. 25 Jahre Raumforschung in Deutschland. Bremen 1960, S. 19–36.
*''Die Raumforschung in volkswirtschaftlicher Sicht''. In: [[Akademie für Raumforschung und Landesplanung – Leibniz-Forum für Raumwissenschaften|ARL]] (Hrsg.): Raumforschung. 25 Jahre Raumforschung in Deutschland. Bremen 1960, S. 19–36.
* ''Die Wirtschaftspolitik als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Eine grundsätzliche Stellungnahme zur Bestimmbarkeit wirtschaftspolitischer Ziele'', Kohlhammer, Stuttgart 1958 (Neuauflage 1963).
* ''Die Wirtschaftspolitik als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Eine grundsätzliche Stellungnahme zur Bestimmbarkeit wirtschaftspolitischer Ziele'', Kohlhammer, Stuttgart 1958 (Neuauflage 1963).

== Literatur ==

* Hansjörg Gutberger: ''Volk, Raum und Sozialstruktur: Sozialstruktur- und Sozialraumforschung im "Dritten Reich"'', Lit-Verlag, Münster u. a. 1996, ISBN 3-8258-2852-2.
* Ulrike Kändler: ''Entdeckung des Urbanen. Die Sozialforschungsstelle Dortmund und die soziologische Stadtforschung in Deutschland, 1930 bis 1960''. Bielefeld: transcript Verlag 2016, ISBN 978-3-8376-2676-6.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 4. September 2023, 11:55 Uhr

Eduard Heinrich Wilhelm Willeke (* 16. März 1899 in Münster; † 25. August 1974 in Wiesloch) war ein deutscher Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler.

Der Kaufmannssohn absolvierte nach dem Abitur von 1919 bis 1923 ein Studium der Nationalökonomie, Rechtswissenschaft und Philosophie an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Münster und Berlin, das er 1923 mit Promotion zum Dr. rer. pol. abschloss. Anschließend war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Westfälischen Landesbank tätig und ab 1924 als Geschäftsführer der Westfälischen Verwaltungsakademie, die der Universität Münster angegliedert war. Von 1925 bis 1933 war er Assistent am Seminar für Arbeitsvermittlung und Berufsberatung der Universität Münster.[1]

Willeke habilitierte sich beim Soziologen Johann Plenge und erhielt 1933 (bis 1937) einen Lehrauftrag für Sozialwissenschaften an der Universität Münster.[2] Nach Lehrstuhlvertretungen in Gießen (wo er bereits in der Raumforschung wirkte und stark gefördert wurde[3]) und Straßburg wurde er an der dortigen Reichsuniversität 1943 Professor für Wirtschaftswissenschaft und Direktor des Staatswissenschaftlichen Seminars. Willeke leitete innerhalb des Staatswissenschaftlichen Seminars ab 1944 die Abteilung Raumforschung. Darüber hinaus arbeitete er für den „Forschungsdienst, Reichsarbeitsgemeinschaften der Landwirtschaft“, der reichsweit die agrarwissenschaftliche Forschung koordinierte.

In der Bundesrepublik wurde Willeke nach Tätigkeiten an der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund[4], einem Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Stuttgart und einer Gastprofessur in Tübingen[5] 1953 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftshochschule Mannheim.[6]

Innerhalb der Sozialforschungsstelle zählte Willeke bereits 1947 zu jenen Wissenschaftlern (Bruno Kuske, Otto Neuloh), die Forschungsvorhaben aus der NS-Raumforschung (z.B. sogenannte Sozialmonographien von Städten) aufgriffen, dabei aber über einige wenige Arbeiten und ein "Entwicklungsstadium" nicht mehr hinaus kamen.[7]

Anfang der 1960er Jahre war Willeke Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen des Bundesministriums für Familie und Jugend.[8]

Schriften (Auswahl)

  • Der deutsche Syndikalismus, Dissertation, Münster 1923.
  • Das deutsche Arbeitsnachweiswesen, Berlin 1926
  • Von der raumgebundenen menschlichen Arbeitskraft. Eine qualitative Theorie des Arbeitsmarktes, Fischer, Jena 1937.
  • Sozialstruktur und Raumordnung. In: Raumforschung und Raumordnung 2. Jg. (1938), Heft 12, S. 492–497.
  • Der Arbeitseinsatz im Kriege, Fischer, Jena 1942.
  • Die volks- und sozialwirtschaftlichen Fragen des Landvolkes. In: Agrarpolitik-Betriebslehre:aktuelle Probleme, 1943 (Forschungsdienst. Sonderheft. 18), S. 43–57.
  • Die Raumforschung in volkswirtschaftlicher Sicht. In: ARL (Hrsg.): Raumforschung. 25 Jahre Raumforschung in Deutschland. Bremen 1960, S. 19–36.
  • Die Wirtschaftspolitik als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Eine grundsätzliche Stellungnahme zur Bestimmbarkeit wirtschaftspolitischer Ziele, Kohlhammer, Stuttgart 1958 (Neuauflage 1963).

Literatur

  • Hansjörg Gutberger: Volk, Raum und Sozialstruktur: Sozialstruktur- und Sozialraumforschung im "Dritten Reich", Lit-Verlag, Münster u. a. 1996, ISBN 3-8258-2852-2.
  • Ulrike Kändler: Entdeckung des Urbanen. Die Sozialforschungsstelle Dortmund und die soziologische Stadtforschung in Deutschland, 1930 bis 1960. Bielefeld: transcript Verlag 2016, ISBN 978-3-8376-2676-6.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE). 2. Ausgabe. Band 10: Thies − Zymalkowski. Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-598-25040-8, S. 647
  2. Angaben nach Carsten Klingemann: Soziologie und Politik. Sozialwissenschaftliches Expertenwissen im Dritten Reich und in der frühen westdeutschen Nachkriegszeit. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 3-531-15064-2, S. 39.
  3. Gutberger 1996 und ders.: Raumentwicklung, Bevölkerung und soziale Integration. Forschung für Raumplanung und Raumordnungspolitik 1930-1960, VS Springer, Wiesbaden 2017, S. 416f.
  4. Carsten Klingemann: Empirische Soziologie im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. Eine Stellungnahme zu Erwin K. Scheuch, ZUMA-Nachrichten 46, Jg. 24, Mai 2000, S. 171–180, hier S. 172.
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 677
  6. Karl Gabriel (Hg.): Kirche – Staat – Wirtschaft auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. 50 Jahre Institut für Christliche Sozialwissenschaften, Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-6162-7, S. 52.
  7. Ulrike Kändler: Entdeckung des Urbanen. Die Sozialforschungsstelle Dortmund und die soziologische Stadtforschung in Deutschland, 1930 bis 1960. Bielefeld: transcript Verlag 2016, S. 197-202, 366.
  8. Sonja Schnitzler: Soziologie im Nationalsozialismus zwischen Wissenschaft und Politik. Elisabeth Pfeil und das "Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik". Springer VS, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18611-5, S. 382.