„Samarium(II)-iodid“ – Versionsunterschied

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'''Samarium(II)-iodid''' ist eine [[chemische Verbindung]] aus den [[Chemisches Element|Elementen]] [[Samarium]] und [[Iod]]. Es gehört zur Stoffklasse der [[Iodide]].
'''Samarium(II)-iodid''' (SmI<sub>2</sub>) ist eine [[chemische Verbindung]] aus den [[Chemisches Element|Elementen]] [[Samarium]] und [[Iod]]. Samarium(II)-iodid ist ein tiefgrüner bis schwarzer Feststoff, es löst sich in Wasser mit tiefroter Farbe. Seine besondere Bedeutung erlangte es erst durch seine vielfältige Verwendung bei Synthesen in der Organischen Chemie.<ref name="KAGAN_1980"/>


== Darstellung ==
== Darstellung ==
Samarium gehört zu den [[Lanthanoide]]n und besitzt die [[Elektronenkonfiguration]] [Xe] 4f<sup>6</sup> 6s<sup>2</sup>. In seinen Verbindungen kommt es bevorzugt in der Oxidationsstufe +3 und seltener in der Oxidationsstufe +2 vor.
Die Darstellung von Samarium(II)-iodid kann durch [[Reduktion (Chemie)|Reduktion]] von Samarium(III)-iodid mit [[Metalle|metallischem]] Samarium erfolgen. Eine weitere Darstellungsmöglichkeit ist die Umsetzung von Samarium mit [[Organische Chemie|organischen]] Iodverbindungen (wie beispielsweise [[Diiodethan]], [[Iodoform]]) in einem organischen [[Lösungsmittel]] ([[Tetrahydrofuran]], [[Acetonitril]]).


Über Samarium(II)-iodid wurde erstmals 1906 berichtet.<ref>C. Matignon, E. Cazes, ''[[Ann. Chim. Phys.]]'' '''1906''', ''8&nbsp;(8)'', 417–.</ref> Samarium(II)-iodid ist nicht durch direkte Umsetzung aus den Elementen zugänglich, auf diesem Weg bildet sich nur [[Samarium(III)-iodid]].
== Reaktionsverhalten ==

Samarium(II)-iodid ist sehr luft- und feuchtigkeitsempfindlich. Es wird an Luft rasch zu Samarium(III) [[Oxidation|oxidiert]]. Dies ist optisch an der Farbänderung von dunkelblauer zu gelber Lösung erkennbar.
:<math>\mathrm{2\ Sm\ +\ 3\ I_2\ \longrightarrow\ 2\ SmI_3}</math>

Die Darstellung von Samarium(II)-iodid gelingt durch Reduktion von wasserfreiem Samarium(III)-iodid im Wasserstoffstrom bei etwa 750 °C:<ref name="SM_1930"/>

:<math>\mathrm{2\ SmI_3\ +\ H_2\ \longrightarrow\ 2\ SmI_2 +\ 2\ HJ}</math>

Die Darstellung von Samarium(II)-iodid kann auch durch [[Reduktion (Chemie)|Reduktion]] von Samarium(III)-iodid mit metallischem Samarium erfolgen:<ref name="SM_1930"/>

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[[Datei:Diiodopenta(THF)samarium(II)-3D-balls.png|miniatur|rechts|200px|Diiodo-penta(THF)-samarium(II)]]
Etabliert hat sich die Darstellung über Samariummetall und [[Diiodethan]] in [[Tetrahydrofuran|THF]].<ref name="KAGAN_1980">P. Girard, Jean-Louis Namy, [[Henri B. Kagan]]: "Divalent Lanthanide Derivatives in Organic Synthesis. 1. Mild Preparation of SmI<sub>2</sub> and YbI<sub>2</sub> and Their Use as Reducing or Coupling Agents", in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'' '''1980''', ''102&nbsp;(8)'', 2693–2698; {{DOI|10.1021/ja00528a029}}.</ref> Die Reaktion läuft zwar bei Raumtemperatur ab, jedoch ist aufgrund der Empfindlichkeit der Reagenzien wasserfrei und unter Inertgas zu arbeiten. Bei Anwesenheit von Sauerstoff erfolgt ansonsten eine rasche [[Oxidation]] zum Samarium(III). Dies ist optisch an der Farbänderung von dunkelblauer zu gelber Lösung erkennbar. Das Reagenz ist kommerziell als dunkelblaue 0,1&nbsp;M-Lösung in THF erhältlich, ist jedoch auf Dauer instabil, so dass es besser frisch hergestellt werden sollte.

:<math>\mathrm{Sm\ +\ ICH_2CH_2I\ \xrightarrow []{THF} \ SmI_2\ +\ H_2C=CH_2}</math>

Als weitere Methode kann auch Samariummetall mit Quecksilber(II)-iodid oder mit Iod in THF umgesetzt werden.<ref>John A. Soderquist: "Samarium(II) Iodide in Organic Synthesis", in: ''[[Aldrichimica Acta]]'' '''1991''', '' 24&nbsp;(1)'', 15–23.</ref>

== Eigenschaften ==
Samarium(II)-iodid ist ein tiefgrüner bis schwarzer Feststoff, der sich in Wasser mit tiefroter Farbe löst. Das [[Redoxpotential]] Sm<sup>2+</sup>/Sm<sup>3+</sup> beträgt −1,55&nbsp;V<ref name="KAGAN_1980"/>, daher ist es ein starkes Reduktionsmittel. Samarium(II)-iodid ist außerdem sehr luft- und feuchtigkeitsempfindlich. Es wird an Luft rasch zu Samarium(III) [[Oxidation|oxidiert]]. Die wässrige Lösung zersetzt sich im Laufe von etwa 15 min unter Wasserstoffentwicklung und weitgehender Entfärbung; dabei scheiden sich basische Iodide ab. Mit Säuren verläuft die Reaktion stürmisch.

SmI<sub>2</sub> beginnt bei 0,01 [[Torr]] ab 680&nbsp;°C wiederum in Sm und SmI<sub>3</sub> zu disproportionieren und schmilzt unter deutlicher Zersetzung bei 840&nbsp;°C; dabei gibt das SmI<sub>3</sub> wiederum Iod ab. Der Schmelzpunkt kann daher nur ungenau bestimmt werden.<ref name="SM_1930">G. Jantsch, N. Skalla: "Zur Kenntnis der Halogenide der seltenen Erden. IV. – Über Samarium(II)jodid und den thermischen Abbau des Samarium(III)jodids", in: ''[[Zeitschrift für Allgemeine und Anorganische Chemie]]'' '''1930''', ''193'', 391–405; {{DOI|10.1002/zaac.19301930132}}.</ref><ref>G. Jantsch: "Thermischer Abbau von seltenen Erd(III)halogeniden", in: ''[[Die Naturwissenschaften]]'' '''1930''', ''18&nbsp;(7)'', 155–155; {{DOI|10.1007/BF01501667}}.</ref><ref name="GMELIN">''[[Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie]]'', System Nr. 39, Band C 6, S. 192–194.</ref>


== Verwendung ==
== Verwendung ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Henri B. Kagan]], J. L. Namy: "Lanthanides in organic synthesis", in: ''[[Tetrahedron]]'' '''1986''', ''42&nbsp;(24)'', 6573–6614; {{DOI|10.1016/S0040-4020(01)82098-6}}.
* [[Henri B. Kagan]], J. L. Namy: "Lanthanides in organic synthesis", in: ''[[Tetrahedron]]'' '''1986''', ''42&nbsp;(24)'', 6573–6614; {{DOI|10.1016/S0040-4020(01)82098-6}}.
* John A. Soderquist: "Samarium(II) Iodide in Organic Synthesis", in: ''[[Aldrichimica Acta]]'' '''1991''', '' 24&nbsp;(1)'', 15–23.
* Dennis P. Curran, Thomas L. Fevig, Craig P. Jasperse, Michael J. Totleben: "New Mechanistic Insights into Reductions of Halides and Radicals with Samarium(II) Iodide", in: ''[[Synlett]]'' '''1992''', 943–961; {{DOI|10.1055/s-1992-21544}}.
* Dennis P. Curran, Thomas L. Fevig, Craig P. Jasperse, Michael J. Totleben: "New Mechanistic Insights into Reductions of Halides and Radicals with Samarium(II) Iodide", in: ''[[Synlett]]'' '''1992''', 943–961; {{DOI|10.1055/s-1992-21544}}.
* Gary A. Molander, Christina R. Harris: "Sequencing Reactions with Samarium(II) Iodide", in: ''[[Chem. Rev.]]'' '''1996''', ''96&nbsp;(1)'', 307–338; {{DOI|10.1021/cr950019y}}.
* Gary A. Molander, Christina R. Harris: "Sequencing Reactions with Samarium(II) Iodide", in: ''[[Chem. Rev.]]'' '''1996''', ''96&nbsp;(1)'', 307–338; {{DOI|10.1021/cr950019y}}.

Version vom 17. Mai 2009, 15:59 Uhr

Strukturformel
Keine Zeichnung vorhanden
Allgemeines
Name Samarium(II)-iodid
Andere Namen

Samariumdiiodid

Summenformel SmI2
Kurzbeschreibung

schwarzer Feststoff, in THF blau-grün

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 32248-43-4
PubChem 141689
Wikidata Q421504
Eigenschaften
Molare Masse 404,17 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Löslichkeit

gut löslich in Tetrahydrofuran

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung{{{GHS-Piktogramme}}}

H- und P-Sätze H: {{{H}}}
EUH: {{{EUH}}}
P: {{{P}}}
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Samarium(II)-iodid (SmI2) ist eine chemische Verbindung aus den Elementen Samarium und Iod. Samarium(II)-iodid ist ein tiefgrüner bis schwarzer Feststoff, es löst sich in Wasser mit tiefroter Farbe. Seine besondere Bedeutung erlangte es erst durch seine vielfältige Verwendung bei Synthesen in der Organischen Chemie.[2]

Darstellung

Samarium gehört zu den Lanthanoiden und besitzt die Elektronenkonfiguration [Xe] 4f6 6s2. In seinen Verbindungen kommt es bevorzugt in der Oxidationsstufe +3 und seltener in der Oxidationsstufe +2 vor.

Über Samarium(II)-iodid wurde erstmals 1906 berichtet.[3] Samarium(II)-iodid ist nicht durch direkte Umsetzung aus den Elementen zugänglich, auf diesem Weg bildet sich nur Samarium(III)-iodid.

Die Darstellung von Samarium(II)-iodid gelingt durch Reduktion von wasserfreiem Samarium(III)-iodid im Wasserstoffstrom bei etwa 750 °C:[4]

Die Darstellung von Samarium(II)-iodid kann auch durch Reduktion von Samarium(III)-iodid mit metallischem Samarium erfolgen:[4]

Diiodo-penta(THF)-samarium(II)

Etabliert hat sich die Darstellung über Samariummetall und Diiodethan in THF.[2] Die Reaktion läuft zwar bei Raumtemperatur ab, jedoch ist aufgrund der Empfindlichkeit der Reagenzien wasserfrei und unter Inertgas zu arbeiten. Bei Anwesenheit von Sauerstoff erfolgt ansonsten eine rasche Oxidation zum Samarium(III). Dies ist optisch an der Farbänderung von dunkelblauer zu gelber Lösung erkennbar. Das Reagenz ist kommerziell als dunkelblaue 0,1 M-Lösung in THF erhältlich, ist jedoch auf Dauer instabil, so dass es besser frisch hergestellt werden sollte.

Als weitere Methode kann auch Samariummetall mit Quecksilber(II)-iodid oder mit Iod in THF umgesetzt werden.[5]

Eigenschaften

Samarium(II)-iodid ist ein tiefgrüner bis schwarzer Feststoff, der sich in Wasser mit tiefroter Farbe löst. Das Redoxpotential Sm2+/Sm3+ beträgt −1,55 V[2], daher ist es ein starkes Reduktionsmittel. Samarium(II)-iodid ist außerdem sehr luft- und feuchtigkeitsempfindlich. Es wird an Luft rasch zu Samarium(III) oxidiert. Die wässrige Lösung zersetzt sich im Laufe von etwa 15 min unter Wasserstoffentwicklung und weitgehender Entfärbung; dabei scheiden sich basische Iodide ab. Mit Säuren verläuft die Reaktion stürmisch.

SmI2 beginnt bei 0,01 Torr ab 680 °C wiederum in Sm und SmI3 zu disproportionieren und schmilzt unter deutlicher Zersetzung bei 840 °C; dabei gibt das SmI3 wiederum Iod ab. Der Schmelzpunkt kann daher nur ungenau bestimmt werden.[4][6][7]

Verwendung

Samarium(II)-iodid wird als selektives Einelektron-Reduktionsmittel verwendet.

Einzelnachweise

  1. In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. a b c P. Girard, Jean-Louis Namy, Henri B. Kagan: "Divalent Lanthanide Derivatives in Organic Synthesis. 1. Mild Preparation of SmI2 and YbI2 and Their Use as Reducing or Coupling Agents", in: J. Am. Chem. Soc. 1980, 102 (8), 2693–2698; doi:10.1021/ja00528a029.
  3. C. Matignon, E. Cazes, Ann. Chim. Phys. 1906, 8 (8), 417–.
  4. a b c G. Jantsch, N. Skalla: "Zur Kenntnis der Halogenide der seltenen Erden. IV. – Über Samarium(II)jodid und den thermischen Abbau des Samarium(III)jodids", in: Zeitschrift für Allgemeine und Anorganische Chemie 1930, 193, 391–405; doi:10.1002/zaac.19301930132.
  5. John A. Soderquist: "Samarium(II) Iodide in Organic Synthesis", in: Aldrichimica Acta 1991, 24 (1), 15–23.
  6. G. Jantsch: "Thermischer Abbau von seltenen Erd(III)halogeniden", in: Die Naturwissenschaften 1930, 18 (7), 155–155; doi:10.1007/BF01501667.
  7. Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie, System Nr. 39, Band C 6, S. 192–194.

Literatur