„Pancreas anulare“ – Versionsunterschied

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Das '''Pancreas anulare''' ist in der [[Embryologie]] die Bezeichnung für eine seltene Normvariante oder auch Missbildung der [[Bauchspeicheldrüse]] (''Pankreas''). Dabei kommt es zu einer unvollständigen Verschmelzung der ventralen und dorsalen Pankreasanteile. Eine mögliche Folge ist eine [[Duodenalstenose]].
Das '''Pancreas anulare''' ist in der [[Embryologie]] die Bezeichnung für eine seltene Normvariante oder auch Missbildung der [[Bauchspeicheldrüse]] (''Pankreas''). Dabei kommt es zu einer unvollständigen Verschmelzung der [[Lage-_und_Richtungsbezeichnungen#Generelle_Lage-_und_Richtungsbezeichnungen|ventralen]] und [[Lage-_und_Richtungsbezeichnungen#Generelle_Lage-_und_Richtungsbezeichnungen|dorsalen]] Pankreasanteile. Eine mögliche Folge ist eine [[Darmverschluss|Duodenalstenose]].


=== Embryonale Entwicklung der Pankreas ===
=== Embryonale Entwicklung der Pankreas ===
Der exokrine Anteil des Pankreas geht aus einer ventralen (etwa 28. Tag) und einer dorsalen Ausknospung (etwa 26. Tag) des Duodenums hevor. Nach einer durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten bedingten physiologischen Drehung des Duodenums resultiert eine Verschmelzung des Ausführungsganges der Pankreas mit dem späteren [[Ductus choledochus]] (mit Variationen) und einer Verschmelzung beider Pankreasanlagen. Das Ausführungsgangsystem lässt später noch diese Entwicklung erkennen. Etwa in der 9. Woche bildet sich der endokrine Anteil. Dieser geht aus dem [[Epithel]] der Pankreasgänge hervor und differenziert sich weiter zu den so genannten [[Langerhans-Inseln]]. Bald darauf beginnt bereits die Hormonproduktion, während der exokrine Teil in der Fetalzeit noch funktionslos bleibt. Man vermutet, dass das von den Betazellen produzierte [[Hormon]] [[Insulin]] eine wichtige Rolle in der Wachstumsregulation spielt. Hinweis hierzu ist der mehr als drei Mal so hohe prozentuale Anteil der Betazellen im Fetus im Vergleich zum Erwachsenen.<ref>J.W. Rohen, E. Lütjen-Drecoll, 'Funktionelle Embryologie', S.91, 2004</ref>
Der exokrine Anteil des Pankreas geht aus einer ventralen (etwa 28. Tag) und einer dorsalen Ausknospung (etwa 26. Tag) des Duodenums hevor. Nach einer durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten bedingten physiologischen Drehung des Duodenums resultiert eine Verschmelzung des Ausführungsganges der Pankreas mit dem späteren [[Ductus choledochus]] (mit Variationen) und einer Verschmelzung beider Pankreasanlagen. Das Ausführungsgangsystem lässt später noch diese Entwicklung erkennen. Etwa in der 9. Woche bildet sich der endokrine Anteil. Dieser geht aus dem [[Epithel]] der Pankreasgänge hervor und differenziert sich weiter zu den so genannten [[Langerhans-Inseln]]. Bald darauf beginnt bereits die Hormonproduktion, während der exokrine Teil in der Fetalzeit noch funktionslos bleibt. Man vermutet, dass das von den Betazellen produzierte [[Hormon]] [[Insulin]] eine wichtige Rolle in der Wachstumsregulation spielt. Hinweis hierzu ist der mehr als drei Mal so hohe prozentuale Anteil der Betazellen im Fetus im Vergleich zum Erwachsenen.<ref>{{Literatur
| Autor=Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll
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| Auflage=2., überarb. und erw.
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| Ort=Stuttgart
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=== Pancreas anulare ===
=== Pancreas anulare ===
Kommt es bei der ventralen Pankreasanlage zur Bildung von zwei Lappen mit einer zur [[dorsal|dorsalen]] Richtung zusätzlichen Weiterentwicklung Richtung [[ventral]] bzw. Fixierung des ventralen Teils, bildet sich ein Ring um das Pars descendens des [[Duodenum|Duodenums]] mit Folge einer potentielle Einengung dessen [[Lumen (Biologie)|Lumens]], bleibt aber in den meisten Fällen zeitlebens symptomlos. Wenn dann tritt meist eine erste Stenosensymptomatik erst im 3. oder 4. Lebensjahrzehnt zutage, die mittels [[Sonographie]], [[Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie|ERCP]] und [[Computertomographie|CT]] diagnostiziert wird. Typische Symptome sind (evtl. galliges) postprandiales Erbrechen (''nach Nahrungszufuhr'') und Blähungen. Sonographisch gilt das [[Sonografischer Softmarker|Double-Bubble-Phänomen]] als Softmarker. Symptomatischen Patienten kann mit einer so genannten Side-to-Side-Duodenoduodenostomie oder in extremen Fällen einer Duodenojejunostomie (einer Anastomose vom Zwölffingerdarm und dem [[Jejunum|Leerdarm]]) geholfen werden. Dabei wird eine [[Anastomose]] gebildet, die die Engstelle umgeht. <ref>J.R. Siewert, Direktor der chirurgischen Klinik Poliklinik am Klinikum rechts der Isar, 'Chirurgie', S.925-926, 2006</ref> Im Zusammenhang mit der [[Trisomie 21]] wird das Auftreten des Pancreas anulare gehäuft beobachtet.
Kommt es bei der ventralen Pankreasanlage zur Bildung von zwei Lappen mit einer zur dorsalen Richtung zusätzlichen Weiterentwicklung Richtung ventral bzw. Fixierung des ventralen Teils, bildet sich ein Ring um das Pars descendens des [[Duodenum]]s mit Folge einer potentielle Einengung dessen [[Lumen (Biologie)|Lumens]], bleibt aber in den meisten Fällen zeitlebens symptomlos. Wenn dann tritt meist eine erste Stenosensymptomatik erst im 3. oder 4. Lebensjahrzehnt zutage, die mittels [[Sonografie]], [[Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie|ERCP]] und [[Computertomographie|CT]] diagnostiziert wird. Typische Symptome sind (evtl. galliges) postprandiales Erbrechen (''nach Nahrungszufuhr'') und Blähungen. Sonographisch gilt das [[Sonografischer Softmarker|Double-Bubble-Phänomen]] als Softmarker. Symptomatischen Patienten kann mit einer so genannten Side-to-Side-Duodenoduodenostomie oder in extremen Fällen einer Duodenojejunostomie (einer [[Anastomose]] vom Zwölffingerdarm und dem [[Jejunum|Leerdarm]]) geholfen werden. Dabei wird eine Anastomose gebildet, die die Engstelle umgeht.<ref>{{Literatur
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== Literatur ==
== Literatur ==

* J.W. Rohen, E. Lütjen-Drecoll: ''Funktionelle Embryologie'' Schattauer, Stuttgart 2004, ISBN 3-7945-2285-0, S. 91.
* {{Literatur
* J.R. Siewert: ''Chirurgie'' Springer, Heidelberg 2006, ISBN-10 3-540-30450-9, ISBN 978-3-540-30450-0, S 570, 698, 925-926
| Autor=Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll
* G.-A. von Harnack, Berthold Koletzko (Hrsg.): "Kinder- und Jugendmedizin" Springer, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-48632-9, S. 451
| Titel=Funktionelle Embryologie
| TitelErg=Die Entwicklung der Funktionssysteme des menschlichen Organismus
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| Autor=Jörg Rüdiger Siewert
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* G.-A. von Harnack, Berthold Koletzko (Hrsg.): ''Kinder- und Jugendmedizin''. Springer, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-48632-9, S. 451.

== Einzelnachweise ==
<references/>


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Version vom 27. Juli 2009, 11:49 Uhr

Das Pancreas anulare ist in der Embryologie die Bezeichnung für eine seltene Normvariante oder auch Missbildung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Dabei kommt es zu einer unvollständigen Verschmelzung der ventralen und dorsalen Pankreasanteile. Eine mögliche Folge ist eine Duodenalstenose.

Embryonale Entwicklung der Pankreas

Der exokrine Anteil des Pankreas geht aus einer ventralen (etwa 28. Tag) und einer dorsalen Ausknospung (etwa 26. Tag) des Duodenums hevor. Nach einer durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten bedingten physiologischen Drehung des Duodenums resultiert eine Verschmelzung des Ausführungsganges der Pankreas mit dem späteren Ductus choledochus (mit Variationen) und einer Verschmelzung beider Pankreasanlagen. Das Ausführungsgangsystem lässt später noch diese Entwicklung erkennen. Etwa in der 9. Woche bildet sich der endokrine Anteil. Dieser geht aus dem Epithel der Pankreasgänge hervor und differenziert sich weiter zu den so genannten Langerhans-Inseln. Bald darauf beginnt bereits die Hormonproduktion, während der exokrine Teil in der Fetalzeit noch funktionslos bleibt. Man vermutet, dass das von den Betazellen produzierte Hormon Insulin eine wichtige Rolle in der Wachstumsregulation spielt. Hinweis hierzu ist der mehr als drei Mal so hohe prozentuale Anteil der Betazellen im Fetus im Vergleich zum Erwachsenen.[1]

Pancreas anulare

Kommt es bei der ventralen Pankreasanlage zur Bildung von zwei Lappen mit einer zur dorsalen Richtung zusätzlichen Weiterentwicklung Richtung ventral bzw. Fixierung des ventralen Teils, bildet sich ein Ring um das Pars descendens des Duodenums mit Folge einer potentielle Einengung dessen Lumens, bleibt aber in den meisten Fällen zeitlebens symptomlos. Wenn dann tritt meist eine erste Stenosensymptomatik erst im 3. oder 4. Lebensjahrzehnt zutage, die mittels Sonografie, ERCP und CT diagnostiziert wird. Typische Symptome sind (evtl. galliges) postprandiales Erbrechen (nach Nahrungszufuhr) und Blähungen. Sonographisch gilt das Double-Bubble-Phänomen als Softmarker. Symptomatischen Patienten kann mit einer so genannten Side-to-Side-Duodenoduodenostomie oder in extremen Fällen einer Duodenojejunostomie (einer Anastomose vom Zwölffingerdarm und dem Leerdarm) geholfen werden. Dabei wird eine Anastomose gebildet, die die Engstelle umgeht.[2] Im Zusammenhang mit der Trisomie 21 wird das Auftreten des Pancreas anulare gehäuft beobachtet.

Literatur

  • Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll: Funktionelle Embryologie. Die Entwicklung der Funktionssysteme des menschlichen Organismus. 2., überarb. und erw. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2004, ISBN 3-7945-2285-0, S. 91.
  • Jörg Rüdiger Siewert: Chirurgie. 8., komplett überarb. Auflage. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-30450-9, S. 570, 698, 925–926.
  • G.-A. von Harnack, Berthold Koletzko (Hrsg.): Kinder- und Jugendmedizin. Springer, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-48632-9, S. 451.

Einzelnachweise

  1. Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll: Funktionelle Embryologie. 2., überarb. und erw. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2004, ISBN 3-7945-2285-0, S. 91.
  2. Jörg Rüdiger Siewert: Chirurgie. 8., komplett überarb. Auflage. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-30450-9, S. 925–926.