„Wehencocktail“ – Versionsunterschied

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Version vom 10. August 2009, 20:24 Uhr

Als Wehencocktail wird eine Mischung aus verschiedenen zum Teil arzneimittelwirksamen Stoffen zur Einleitung der Geburtswehen bezeichnet, die in der Geburtshilfe zum Einsatz kommt.[1]

Wirkungsweise

Arzneimittelbestandteil jedes Wehencocktails ist Rizinusöl, daneben werden andere Flüssigkeiten hinzugegeben, die entweder die Wirkung verstärken oder der geschmacklichen Verbesserung des Cocktails dienen sollen. Die in Rizinus enthaltene Rizinolsäure wirkt auf die Darmfunktion und löst so Reaktionen aus (z.B. starke Kontraktionen der Darmmuskulatur). Es wird angenommen, dass diese dem Körper der Schwangeren signalisieren, dass sich die Lebensbedingungen des ungeborenen Kindes akut verschlechtern und aus diesem Grund zu heftigen Wehen führen.[2]

Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt, es wurden lediglich die für ein Abführmittel typischen Symptome beschrieben.[3] Zur Wirksamkeit bestehen nur wenige, kleine Studien, die einen geburtbeschleunigenden Effekt andeuten, allerdings trat als sehr häufige Nebenwirkung Übelkeit und Durchfall auf.[4][5][6] In einer systematischen Übersichtsarbeit wird die Datenlage aufgrund des schwachen Studiendesigns als nicht ausreichend zur Beurteilung der Wirksamkeit bewertet.[7] Es existieren Fallberichte über verschiedene Komplikationen beim Einsatz von Rizinusöl in der Geburtshilfe.[4]

Anwendung

Bei Überschreitung des errechneten Geburtstermins um mindestens sieben Tage liegt eine Terminüberschreitung vor. Ab dem zehnten Tag nach errechnetem Termin werden unter ärztlicher Aufsicht geburtseinleitende Maßnahmen durchgeführt, zu denen auch die Gabe eines Wehencocktails zählt.[8]

Risiken

Wehencocktails können von medizinischen und pharmakologischen Laien hergestellt und ohne ausreichende medizinische Indikation und ärztliche Überwachung eingenommen werden. Aus diesem Grund distanzierte sich die Hebamme Ingrid Stadelmann von der Anwendung des von ihr entwickelten und weit verbreiteten Rezeptes.[9] Der gewünschte Effekt der Geburtseinleitung kann nur dann eintreten, wenn sich auch der Muttermund öffnet. Daher birgt die Einnahme eines Wehencocktails bei noch nicht geburtsbereiten Frauen (fehlende Diagnose Muttermundreife) Gefahren für Mutter und Kind.[2]

Einzelnachweise

  1. Ingrid Gerhard: Geburtshilfe integrativ: konventionelle und komplementäre Therapie. Elsevier, Urban & Fischer, 2005, ISBN 978-3-437-56510-6, S. 467.
  2. a b Birgit Laue: 1000 Fragen an die Hebamme. Gräfe und Unzer, 2008, ISBN 978-3-8338-1209-5, S. 214.
  3. Tenore JL: Methods for cervical ripening and induction of labor. Am Fam Physician. 2003 May 15;67(10):2123-8. Review. PMID 12776961
  4. a b G. Briggs, R. Freeman, S. Yaffe: Drugs in Pregnancy and Lactation: A Reference Guide to Fetal and Neonatal Risk. p. 271 Lippincott Williams&Wilkins; 8th revised edition. ISBN 978-0781778763
  5. Garry D, Figueroa R, Guillaume J, Cucco V: Use of castor oil in pregnancies at term. Altern Ther Health Med. 2000 Jan;6(1):77-9. PMID 10631825
  6. Azhari S, Pirdadeh S, Lotfalizadeh M, Shakeri MT: Evaluation of the effect of castor oil on initiating labor in term pregnancy. Saudi Med J. 2006 Jul;27(7):1011-4. PMID 16830021
  7. Kelly AJ, Kavanagh J, Thomas J: Castor oil, bath and/or enema for cervical priming and induction of labour. Cochrane Database Syst Rev. 2001;(2):CD003099. Review. PMID 11406076
  8. Klaus-Peter Schaps et al. (Hrsg.): Das Zweite-kompakt: Gynäkologie, Pädiatrie. Springer, 2007, ISBN 978-3-540-46347-4, S. 33.
  9. Ingrid Gerhard, a.a.O., S. 468