„Hyperkinetisches Herzsyndrom“ – Versionsunterschied

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Das '''Hyperkinetische Herzsyndrom''' beschreibt einen Symptomkomplex aus schnellem Puls, hohem Blutdruck, verminderter Leistungsfähigkeit und unsystematischem Schwindel. Es wird zu den hyperdynamen Kreislaufstörungen im Rahmen [[funktionelle Herzbeschwerden|funktioneller Herzbeschwerden]] gezählt<ref name="Steinbeck">{{Literatur|Autor=|Herausgeber=Steinbeck, Paumgartner |Titel=[http://books.google.de/books?id=LLSRTm0aeBkC&pg=RA1-PA227&dq=Hyperkinetisches+Herzsyndrom&cd=5#v=onepage&q=Hyperkinetisches%20Herzsyndrom&f=false Therapie innerer Krankheiten]|Sammelwerk=|Auflage=11|Verlag=Springer|Ort=Heidelberg|Jahr=2005|ISBN=3-540-23750-X|Seiten=227f|Originalsprache=de}}</ref> und sollte eine [[Ausschlussdiagnose]] sein. Das Syndrom wurde 1960 erstmals beschrieben.<ref> {{cite journal |author=Brachfeld N, Gorlin R |title=Idiopathic hyperkinetic state: a new clinical syndrome |journal=Br Heart J |volume=22 |issue= |pages=353–60 |year=1960 |month=June |pmid=13803668 |pmc=1017666 |doi= |url=}}</ref>
Das '''Hyperkinetische Herzsyndrom''' ist eine Form von unmittelbar durch das Herz-Kreislaufsystem verursachtem Bluthochdruck (=primäre cardio-vaskuläre [[Arterielle_Hypertonie#Primäre_Hypertonie|Hypertonie]]) bei gleichzeitig zu schnellem Puls.
Das Syndrom wurde 1960 erstmals beschrieben.<ref>{{cite journal |author=Brachfeld N, Gorlin R |title=Idiopathic hyperkinetic state: a new clinical syndrome |journal=Br Heart J |volume=22 |issue= |pages=353–60 |year=1960 |month=June |pmid=13803668 |pmc=1017666 |doi= |url=}}</ref>


== Klinik ==
== Symptome (Krankheitszeichen) ==


Das Hyperkinetische Herzsyndrom tritt vor allem bei jüngeren Menschen auf und macht sich durch die Kombination verschiedener Symptome bemerkbar:
Das Hyperkinetische Herzsyndrom tritt vor allem bei jüngeren Menschen, hier vorwiegend bei Frauen
<ref name="Vallbracht">{{Literatur|Herausgeber=Vallbracht, Kaltenbach|Titel=[http://books.google.de/books?id=dQKeYYw9Xt4C&pg=PA439&dq=Hyperkinetisches+Herzsyndrom&lr=&cd=20#v=onepage&q=Hyperkinetisches%20Herzsyndrom&f=false Herz Kreislauf kompakt]|Auflage=|Verlag=Steinkopf|Ort=Darmstadt|Jahr=2006|ISBN=37985149X|Kommentar=|Seiten=439-441|Zugriff=|Originalsprache=de}}
</ref> auf und macht sich durch die Kombination verschiedener Symptome bemerkbar. Es findet sich ein schneller Puls ([[Tachykardie]]) in Ruhe und ein übermäßiger Anstieg des selben unter Belastung. Im weiteren ein vorwiegend [[Systole|systolisch]] erhöhter Blutdruck. Die Patienten beschreiben eine verminderte körperliche Belastbarkeit und unspezifische Missempfindungen im Herzbereich<ref>Matthias Lohr und Bernhard K. Keppler : „Innere Medizin. Kompendium für Studium und Klinik“ von Elsevier, München (2005), S. 87</ref> sowie Schwindel<ref name="Steinbeck"></ref>.


== Ursachen ==
* schneller Puls ([[Tachykardie]]) in Ruhe, Herzjagen
* übermäßiger Anstieg des Pulses unter Belastung
* verminderte körperliche Belastbarkeit
* erhöhter Blutdruck mit erhöhtem Unterschied zwischen oberem und unterem Blutdruckwert (erhöhte [[Blutdruckamplitude]], [[Systole | systolische]] [[Hypertonie]])
* erhöhtes [[Herzminutenvolumen]] mit verstärkter Zusammenziehung ([[Muskelkontraktion|Kontraktion]]) des Herzmuskels.
* unspezifische Missempfindungen im Herzbereich <ref>Matthias Lohr und Bernhard K. Keppler : „Innere Medizin. Kompendium für Studium und Klinik“ von Elsevier, München (2005), S. 87</ref>


Neben einem ausgeprägter Mangel an körperlicher Fitness durch mangelnde Bewegung / [[Training]] wurde in der Vergangenheit eine erhöhte Empfindlichkeit von Rezeptoren für die Hormone des sympathischen Nervensystems (erhöhte Sensibilität der [[Beta-Adrenozeptoren | ß-1-Rezeptoren]]) diskutiert. Es konnte jedoch weder eine erhöhte Aktivität des [[Sympathikus]] oder seiner Rezeptoren, noch eine veminderte Aktivität des [[Parasympathikus]] nachgewisen werden, so daß man heute von einer zentralnervösen Fehlsteuerung ausgeht. Seelische Ursachen im Sinne von [[Angststörung]]en sind häufig begleitend.<ref name="Steinbeck"></ref>
== Mögliche Ursachen ==


==Diagnose==
* Störung durch Vorwölbung der Herzklappe zwischen linkem Herzvorhof und linker Herzkammer ([[Mitralklappenprolapssyndrom]])
Vor der Diagnose eines hyperkinetischen Herzsyndroms sollte andere Ursachen ausgeschlossen werden. Hierzu sollte eine ausführlichen [[Anamnese (Medizin)|Anamnese]] erhoben und neben einer körperlicher Untersuchung auch [[Ruhe-EKG]], [[Belastungs-EKG]], [[Langzeit-EKG]], [[Langzeitblutdruckmessung]], [[Echokardiographie]], Laboruntersuchungen ([[Blutbild]], [[Natrium]], [[Kalium]], [[Kreatinin]], [[CRP]], [[TSH]], ggf. mit [[Sammelurin]] auf [[Katecholamine]]) erstellt werden.<ref name="Vallbracht"></ref> Weiterführend kann eine [[elektrophysiologische Untersuchung]] notwendig sein.
* ausgeprägter Mangel an körperlicher Fitness durch mangelnde Bewegung / [[Training]]
* erhöhte Empfindlichkeit von Rezeptoren für die Hormone des sympathischen Nervensystems (erhöhte Sensibilität der [[Beta-Adrenozeptoren | ß-1-Rezeptoren]])
* seelische Ursachen: [[Panik#Panikattacken|Panikattacken]] im Rahmen einer [[Angststörung]] <ref name="steinbeck">Gerhard Steinbeck, Gustav Paumgartner: „Therapie innerer Krankheiten“, Springer Verlag 2005, S. 227</ref>


[[Differentialdiagnose|Differentialdiagnostisch]] kommen
==Differentialdiagnosen==
* [[endokrin]]e Erkrankungen wie Überfunktion der Schilddrüse ([[Hyperthyreose]]) und [[Nebennieren]] ([[Phäochromozytom]]),
* Verwendung von Drogen oder Genußmitteln wie [[Koffein]], [[Ecstasy]], [[Kokain]], schwarzer Tee,
* Überdosierung mancher Nasen- oder Asthmasprays ([[Sympathikomimetika | ß-1-Mimetika]]) und
* [[Herzrhythmusstörung]]en wie [[AV-Knoten-Reentrytachykardie]]
in Betracht.


Ein weitgehend ähnlich Erkrankung mit nachweisbarer Veränderung an der Mitralklappe des Herzens ist das ([[Mitralklappenprolapssyndrom]]).
Die folgenden Krankheiten und Störungen können Ursache ähnlicher Symptome sein:

* Überfunktion der Schilddrüse ([[Hyperthyreose]])
* Drogen und Medikamente (unter anderen: [[Koffein]], [[Ecstasy]], Überdosierung von bestimmten Nasensprays und Asthmasprays ([[Sympathikomimetika | ß-1-Mimetika]])
* Überproduktion von Hormonen der [[Nebennieren]] ([[Phäochromozytom]])


==Therapie==
==Therapie==


Zunächst steht die Aufklärung über die gutartigkeit der Erkrankung im Vordergrund. Die Gabe niedrig dosierter [[Beta-Blocker]] kann den [[circulus vitiosus]] aus Angst und schnellem Puls unterbrechen. Eine Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch Training ist wünschenswert, herzanregende Substanzen wie Koffein sollten gemieden werden. Das Erlernen von [[Entspannungsverfahren]] ist grundsätzlich hilfreich, wenn erforderlich sollte sich der Patient in eine [[Psychotherapie]] begeben. Im Rahmen dessen kann über die Notwendigkeit der Gabe von [[Psychopharmaka]] entschieden werden.<ref name="Steinbeck" />
* Aufklärung über festgestellte Ursachen
* niedrig dosierte [[Beta-Blocker]]
* körperliche [[Medizinische Trainingstherapie | Übungsbehandlung]] / Training unter Anleitung
* wenn erforderlich: [[Psychotherapie]] mit Erlernen von [[Entspannungsverfahren]].
* evtl. [[Psychopharmaka]]<ref name="steinbeck" />

==Prognose / Aussicht auf Heilung==

Wenn keine schwerwiegende körperliche Erkrankung hinter den Symptomen steht, ist bei konsequenter Behandlung die Prognose sehr gut.


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
<references/>

<references />


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Version vom 16. Februar 2010, 06:06 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
F45.3 Funktionelle Herzbeschwerden
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Hyperkinetische Herzsyndrom beschreibt einen Symptomkomplex aus schnellem Puls, hohem Blutdruck, verminderter Leistungsfähigkeit und unsystematischem Schwindel. Es wird zu den hyperdynamen Kreislaufstörungen im Rahmen funktioneller Herzbeschwerden gezählt[1] und sollte eine Ausschlussdiagnose sein. Das Syndrom wurde 1960 erstmals beschrieben.[2]

Klinik

Das Hyperkinetische Herzsyndrom tritt vor allem bei jüngeren Menschen, hier vorwiegend bei Frauen [3] auf und macht sich durch die Kombination verschiedener Symptome bemerkbar. Es findet sich ein schneller Puls (Tachykardie) in Ruhe und ein übermäßiger Anstieg des selben unter Belastung. Im weiteren ein vorwiegend systolisch erhöhter Blutdruck. Die Patienten beschreiben eine verminderte körperliche Belastbarkeit und unspezifische Missempfindungen im Herzbereich[4] sowie Schwindel[1].

Ursachen

Neben einem ausgeprägter Mangel an körperlicher Fitness durch mangelnde Bewegung / Training wurde in der Vergangenheit eine erhöhte Empfindlichkeit von Rezeptoren für die Hormone des sympathischen Nervensystems (erhöhte Sensibilität der ß-1-Rezeptoren) diskutiert. Es konnte jedoch weder eine erhöhte Aktivität des Sympathikus oder seiner Rezeptoren, noch eine veminderte Aktivität des Parasympathikus nachgewisen werden, so daß man heute von einer zentralnervösen Fehlsteuerung ausgeht. Seelische Ursachen im Sinne von Angststörungen sind häufig begleitend.[1]

Diagnose

Vor der Diagnose eines hyperkinetischen Herzsyndroms sollte andere Ursachen ausgeschlossen werden. Hierzu sollte eine ausführlichen Anamnese erhoben und neben einer körperlicher Untersuchung auch Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Langzeit-EKG, Langzeitblutdruckmessung, Echokardiographie, Laboruntersuchungen (Blutbild, Natrium, Kalium, Kreatinin, CRP, TSH, ggf. mit Sammelurin auf Katecholamine) erstellt werden.[3] Weiterführend kann eine elektrophysiologische Untersuchung notwendig sein.

Differentialdiagnostisch kommen

in Betracht.

Ein weitgehend ähnlich Erkrankung mit nachweisbarer Veränderung an der Mitralklappe des Herzens ist das (Mitralklappenprolapssyndrom).

Therapie

Zunächst steht die Aufklärung über die gutartigkeit der Erkrankung im Vordergrund. Die Gabe niedrig dosierter Beta-Blocker kann den circulus vitiosus aus Angst und schnellem Puls unterbrechen. Eine Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch Training ist wünschenswert, herzanregende Substanzen wie Koffein sollten gemieden werden. Das Erlernen von Entspannungsverfahren ist grundsätzlich hilfreich, wenn erforderlich sollte sich der Patient in eine Psychotherapie begeben. Im Rahmen dessen kann über die Notwendigkeit der Gabe von Psychopharmaka entschieden werden.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d Steinbeck, Paumgartner (Hrsg.): Therapie innerer Krankheiten. 11. Auflage. Springer, Heidelberg 2005, ISBN 3-540-23750-X, S. 227 f.
  2. Brachfeld N, Gorlin R: Idiopathic hyperkinetic state: a new clinical syndrome. In: Br Heart J. 22. Jahrgang, Juni 1960, S. 353–60, PMID 13803668, PMC 1017666 (freier Volltext).
  3. a b Vallbracht, Kaltenbach (Hrsg.): Herz Kreislauf kompakt. Steinkopf, Darmstadt 2006, ISBN 37985149X(?!), S. 439–441.
  4. Matthias Lohr und Bernhard K. Keppler : „Innere Medizin. Kompendium für Studium und Klinik“ von Elsevier, München (2005), S. 87