AB Bay 72

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AB Bay 72
Nummerierung: 17 826 bis 17 849
Anzahl: 24
Hersteller: Klett & Comp.
Baujahr(e): 1872 und 1873
Ausmusterung: vor 1930
Bauart: Abteilwagen
Gattung: AB
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 8.620 mm
Länge: 7.380 mm
Höhe: 3.260 mm
Breite: 2.600 mm
Fester Radstand: 4.380 mm (5.000 mm)
Leermasse: 8,3 t bis 8,6 t
Raddurchmesser: 1.027 mm; bayer. Form 23
Bremse: zuerst nur ungebremst
später teilweise mit Wsbr
Kupplungstyp: Schraubenkupplung nach VDEV
Fußbodenhöhe: 1200 mm
Klassen: A.B.
später überwiegend B.

Bei den bayerischen AB Bay 72 handelt es sich um zweiachsige Abteilwagen für den Einsatz in Personenzügen nach dem Blättern 49 (als Gattung AB) und 96 (als Gattung B) aus dem Wagenstandsverzeichnis (WV) für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen vom 31. März 1913 (weitere Angaben siehe untenstehende Liste). Sie wurden ursprünglich von den Königlich privilegierten Bayerischen Ostbahnen (B.O.B.) als Wagen der Gattung A.B. beschafft.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Personenbeförderung auf den von ihr betriebenen Linien beschaffte die B.O.B. in den Jahren zwischen 1856 (erstes Geschäftsjahr) und 1875 (letztes Geschäftsjahr und Übernahme durch die K.B.E.) ca. 100[1] Wagen der Gattung A.B. bzw. A.B.br. Von diesen wurden 1876 noch insgesamt 91 Stück von den K.B.Sts.B übernommen[2] und in ihren Wagenpark ebenfalls als Gattung AB eingereiht.

Beschaffung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als sechste Serie von Personenwagen der Gattung A.B. wurden in den Jahren 1872 und 1873[3] insgesamt vierundzwanzig ungebremste Wagen beschafft. Der Stückpreis der Wagen lag bei 4.600 Gulden, Lieferant war die Fa. Eisengießerei Klett & Comp.[4] Die Wagen waren baugleich zu den Wagen der fünften Beschaffungsserie (siehe B Bay 70), wobei allerdings die Anzahl der Abteile der jeweiligen Klasse getauscht wurde.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im amtlichen Bestandsverzeichnis der K.B.Sts.B. von 1913 wird noch ein Wagen als Gattung AB geführt, während elf Wagen als Gattung B. aufgeführt werden. Dabei wurde die ursprüngliche Sitzaufteilung beibehalten. Auf Grund ihres Alters und da im amtlichen Verzeichnis der Reichsbahn von 1930 keine Wagen des Typs AB Bay 72 bzw. B Bay 72 verzeichnet sind, ist davon auszugehen, dass sie alle bis zu diesem Termin ausgemustert waren.

Konstruktive Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Untergestell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rahmen der Wagen war komplett aus Profileisen aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen nach VDEV. Die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen in der Lieferversion Stangenpuffer der B.O.B.-Bauart mit einer Einbaulänge von 555 mm und 360 mm für die Pufferteller. Diese wurden später durch solche mit einer Einbaulänge von 620 mm ersetzt, wodurch sich auch die LüP der Wagen entsprechend änderte.

Laufwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wagen hatten aus Blechen und Winkeln genietete Achshalter der kurzen, geraden Bauform. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper des bayerischen Typs 24 mit einem Durchmesser von 1.024 mm. Die jeweils 1.480 Millimeter langen Tragfedern hatten je sechs Blätter. Der Querschnitt der Blätter betrug 96 × 13 Millimeter.

In der Lieferversion waren alle Wagen ungebremst. Im Verzeichnis von 1891 wird für drei Wagen (Nr. 17 823 bis 17 825) eine Verbindungsbremse[Anm. 1] ausgewiesen. Im Verzeichnis von 1897 wird für insgesamt fünf Wagen der Einbau von Luftleitungen für eine durchgehende Druckluftbremse ausgewiesen. Im Verzeichnis von 1913 wird für eben diese fünf Wagen der Einbau einer Westinghouse-Bremse ausgewiesen.

Wagenkasten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rahmen des Wagenkastens bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Die Wände waren außen mit Blechen und innen mit Holz verkleidet. Die Stirnwände waren gerade, die Seitenwände ab der Höhe der Griffstangen für die Laufbretter nach unten leicht eingezogen. Das flache Tonnendach ragte nur leicht über die Seitenwände. Die Wagen hatten alle lange, seitliche Laufbretter mit Anhaltestangen. Die Halbabteile der ersten Klasse hatten als Besonderheit zusätzliche Fenster in der dazugehörenden Stirnwand.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wagen hatten 1 ½ Abteile der Zweiten und zwei Abteile der Ersten Klasse. Beide Klassen hatten gepolsterte Sitzbänke, wobei die der Ersten Klasse höherwertig ausgeführt waren. In der Ersten Klasse gab es außerdem nur drei Sitze pro Reihe. Zwischen 1897 und 1913 wurden fast alle Wagen (Details siehe untenstehende Liste) zu solchen der zweiten Klasse unter Beibehaltung der Sitzaufteilung und Ausstattung umgewidmet. Die Wagen erhielten dann auch die Gattungsbezeichnung B.

Beleuchtet wurden die Wagen in der Lieferversion mit Öl-Lampen. Ab dem Verzeichnis von 1897 wird für alle Wagen eine Gasbeleuchtung nachgewiesen. Die für das Leuchtgas benötigten Gasbehälter mit einem Volumen von 560 ltr. waren in Längsrichtung unter dem Untergestell aufgehängt. Ebenfalls ab dem Verzeichnis von 1897 ist für alle Wagen eine Dampfheizung eingetragen. Zur Belüftung gab es Lamellenlüfter über den Abteiltüren sowie herablassbare Fenster.

Bei dem Umbau in den Jahren zwischen 1897 und 1913 wurden zusätzlich auch zwei Toiletten eingebaut. Diese lagen jeweils seitlich zwischen zwei Abteilen, so dass sie von beiden Seiten her benutzt werden konnten. Durch den Einbau der Toiletten verringerte sich die Anzahl der Sitze auf achtzehn Stück.

Skizzen, Musterblätter, Fotos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wagennummern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche (mit Direktionsangaben)
Fahrwerk / Ausstattung / Zusatzinfos
(siehe jeweilige Legende)
Bau-
jahr
Her-
steller
Anz. B.O.B.
bis
1872
B.O.B.
ab
1872
KBE
ab
1876
KBE
ab
1884
KBE
ab
1893
KBE
ab
1894
KBE
ab
1907
DR
(ab 1923)
Ausge-
mustert
Anz.
Ach-
sen
Brem-
sen
Bl. Hz. Art u. Anz. Abteile
(Sitze)
Mil. Bemer-
kung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
19
1875
AB.
19
1879
P.II.
36
1891
P.II.
Plan
1893
AB.
45
1897
AB.
96
1913
B.
B Bay 72
[Anm. 2]
A 1. 2. 3. O M Radstand für alle Wagen 4.370 Millimeter
1872 Klett 4 87 17 826 17 826 448 448 448 <1930 2 (Wsbr) Öl
(G)
(D) (2) 2
(12)
1 ½
(12)
18 lt.WV 1891 mit Verbindungsbremse[Anm. 1]
89 17 828 17 828 450 450 450 <1930
90 17 829 17 829 451 451 451 <1930
92 17 831 17 831 453 453 453 <1930
1873 Klett 14 93 17 832 17 832 454 454 454 <1930 2 (Wsbr) Öl
(G)
(D) (2) 2
(12)
1 ½
(12)
18
94 17 833 17 833 455 455 455 <1930 (Ll)
95 17 834 17 834 456 456 456 <1930
96 17 835 17 835 457 457 457 <1930
97 17 836 17 836 458 458 458 <1930
98 17 837 17 837 459 459 459 <1930 (Wsbr)
100 17 839 17 839 461 461 461 <1930 (Ll)
101 17 840 17 840 462 462 462 <1930
102 17 841 17 841 463 463 463 <1930
103 17 842 17 842 464 464 464 <1930 (Wsbr)
104 17 843 17 843 465 465 465 <1930 (Ll)
105 17 844 17 844 466 466 466 <1930
106 17 845 17 845 467 467 467 <1930
107 17 846 17 846 468 468 468 <1930
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
19
1875
AB.
19
1879
P.II.
36
1891
P.II.
Plan
1893
AB.
45
1897
AB.
96
1913
B.
B Bay 72
[Anm. 2]
A 1. 2. 3. O M Radstand für alle Wagen von 4.370 Millimeter auf 5.000 Millimeter erhöht
1872 Klett 2 88 17 827 17 827 449 449 449 <1930 2 (Wsbr) Öl
(G)
(D) (2) 2
(12)
1 ½
(12)
18 Lt. WV 1897 Radstand auf 5.000 mm erhöht
91 17 830 17 830 452 452 452 <1930 lt. WV 1891 Radstand auf 5.000 mm erhöht
1873 Klett 3 108 17 847 17 847 469 469 469 <1930 2 (Wsbr) Öl
(G)
(D) (2) 2
(12)
1 ½
(12)
18 Lt. WV 1897 Radstand auf 5.000 mm erhöht
109 17 848 17 848 470 470 470 <1930
110 17 849 17 849 471 471 471 <1930
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
19
1875
AB.
19
1879
P.II.
36
1891
P.II.
Plan
1893
AB.
45
1897
AB.
49
1913
AB.
AB Bay 72
[Anm. 2]
A 1. 2. 3. O M Radstand für alle Wagen von 4.370 Millimeter auf 5.000 Millimeter erhöht
1873 Klett 1 99 17 838 17 838 460 460 460 <1930 2 (Wsbr) Öl
(G)
(D) (2) 2
(12)
1 ½
(12)
18

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b es dürfte sich dabei um eine Friktionsbremse in der Art wie die Bremsen nach Bauart Heberlein gehandelt haben
  2. a b c fiktive Bezeichnung gemäß den Gattungskonventionen, da sehr wahrscheinlich nie ein Wagen zur Deutschen Reichsbahn kam

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe die Wagenverzeichnisse der B.O.B. von 1872 und 1875
  2. siehe Konrad, Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band II, Seite 11
  3. siehe Angaben in den Wagenverzeichnissen zu dem Wagentyp
  4. siehe handschriftlicher Vermerk auf der Seite 19 des B.O.B.-Wagenverzeichnisses von 1875

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lokomotiven und Wagen der Königlich privilegierten bayerischen Ostbahnen. 1875.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juli 1879. 1879.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juni 1891. 1891.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897. 1897.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913. 1913.
  • Konrad, Emil: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band 2. 1. Auflage. Franckh, Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.