Abraham Leuthner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. März 2010 um 23:41 Uhr durch Wilske (Diskussion | Beiträge) (→‎Leben: form). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Abraham Leuthner (auch: Leidner, Leittner, Leutner) von Grundt (* um 1639 in Wildstein b. Pilsen; † 12. Januar 1701 in Prag) war ein böhmischer Maurer- und Baumeister des Barock.

Abraham Leuthner, 1677

Leben

Über seine Herkunft und Ausbildung ist wenig bekannt. 1665 wird er als Bürger der Prager Neustadt erwähnt. Seine Vorbilder, denen er zahlreiche Anregungen verdankte, waren Carlo Lurago und Francesco Caratti, für den er 1668 die Maurerarbeiten am Palais Czernin in Prag durchführte. Er war einer der frühesten selbständigen böhmischen Bauunternehmer nicht-italienischer Herkunft. Zu seiner Bauhütte gehörten die fünf Brüder (Georg, Wolfgang, Leonhard, Christoph und Johann) Dientzenhofer, deren Lehrmeister er war. Anna Dientzenhofer, die Schwester der Dientzenhofer-Brüder heiratete 1678 Wolfgang Leuthner, einen Verwandten von Abraham Leuthner.[1]

Als sein architektonisches Hauptwerk gelten der Klosterbau und die Stiftsbasilika Waldsassen, deren Pläne er 1681/82 anfertigte. Nach der Fertigstellung des Konventgebäudes verließ er 1690 Waldsassen und wirkte danach vorwiegend im westlichen Böhmen. Von 1688-97 war er Festungsbaumeister in Eger (Cheb). Später wurde er Kaiserlicher Oberbau- und Schatzmeister im Königreich Böhmen.

1677 veröffentlichte Leuthner den Traktat Grundtliche Darstellung, Der Fünff Seüllen wie solche von dem Weitberühmbten Vitruvio Scamozzio und andern Vornehmben Baumeistren Zuesamben getragen und in gewiße Außtheillung verfasset worden, eine Sammlung mit Beispielen aus seinen Bauentwürfen, die in der Folgezeit in verschiedenen Abwandlungen beim Bau von Wallfahrtskirchen und Gnadenkapellen im böhmisch-fränkischen Raum als Vorlage diente.

Werke

in Böhmen

  • Prag, Palais Czernin: Maurerarbeiten (zusammen mit Maurermeister Joh. de Capaoli)
  • Schlackenwerth: Schloss und Lustschlösschen Letohrádek (mit Christoph Dientzenhofer)
  • Elbogen: Rathaus
  • Eger: Umbau der Dominikanerkirche und des Klosters

in Bayern

  • Waldsassen: Kloster und Basilika (mit Georg Dientzenhofer)
  • München, Theatinerkirche: Stuckarbeiten (zusammen mit Giovanni Nicolo Perti)

Literatur

  • Hans Reuther: Leuthner von Grundt, Abraham. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 383 (Digitalisat).
  • Die Stiftskirche von Waldsassen und ihre böhmische Wurzel. In: Das Münster. Band 16, 1963, S. 312–315.
  • Carola Wenzel: „... von wegen den Kupfer zu sparen“. Der böhmische Baumeister Abraham Leuthner und die Traktatliteratur im 17. Jahrhundert. München 1996.
  • Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Bayern IV: München und Oberbayern. Darmstadt 1990, S. 705.
  • V. Wachsmanova: Żivot a dílo Abrahama Leithnera. In: Památky archeologické. Band 42, 1946, S. 14 ff.

Weblinks

Fußnoten

  1. Milada Vilímková, Johannes Brucker: Dientzenhofer. Eine bayerische Baumeisterfamilie in der Barockzeit. Rosenheimer Verlagshaus, 1989, ISBN 3-475-52610-7 S. 9 und 11