Abwertung (Währung)

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Als Abwertung (Devaluation, Währungsabwertung) bezeichnet man die Verminderung des nominalen Wechselkurses der Währung gegenüber Fremdwährungen. Im Rahmen des Wechselkursmechanismus führt die Abwertung tendenziell über eine relative Verteuerung von Importen und einer relativen Verbilligung von Exporten zur Wiederherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und zum Ausgleich der Zahlungsbilanz. Wird die Abwertung aus wirtschaftspolitischen Erwägungen eines Staates oder einer Zentralbank betrieben, spricht man von einer kompetitiven Abwertung. Gegensatz ist die Aufwertung.

Ursachen

Die Abwertung erfolgt über den Devisenmarkt dadurch, dass der Kurs der Währung am Devisenmarkt fällt. Gründe hierfür können sein:[1]

  • die Aufwertung der Vergleichswährung
  • höhere Inflationsraten als bei den Handelspartnern
  • ein niedrigeres Zinsniveau als bei den Handelspartnern
  • ein Nettoabfluss ausländischer Devisen durch Leistungsbilanzdefizite
  • Devisenmarktintervention einer Zentralbank
  • monetäre Lockerung: Zentralbanken fluten den Markt mit billigem Geld und wollen so die Währung abwerten

Folgen

Eine durch eine Abwertung bedingte Veränderung der Nettoexporte über die Zeit mit typischem J-Kurven-Verlauf

Die Abwertung verändert die internationalen Wettbewerbsfähigkeit wie folgt:[2]

  • Im Inland produzierte Güter werden im Ausland relativ billiger, bei elastischer ausländischer Nachfrage kommt es zu einem Anstieg der Exporte.
  • Im Ausland produzierte Güter verteuern sich relativ, bei elastischer inländischer Nachfrage werden weniger ausländische Güter gekauft, ggf. werden auch verstärkt inländische anstelle ausländischer Güter gekauft (Importsubstitution). Die Menge der Importe geht also zurück.
  • Dieselbe Menge an Importgütern wird nach einer Abwertung teurer.

Kompetitive Abwertung

Eine Abwertung, die über den unbeeinflussten Wechselkursmechanismus erfolgt, führt tendenziell zu einer Verminderung von Zahlungsbilanzdefiziten (Zahlungsbilanzausgleichsmechanismus). Eine Abwertung kann aber auch ein Instrument der Wirtschaftspolitik sein, dann spricht man von kompetitiver Abwertung. Eine kompetitive Abwertung erfolgt üblicher Weise durch eine planmäßige Devisenmarktintervention und/oder eine expansive Geldpolitik der Zentralbank. Eine unorthodoxe Methode expansiver Geldpolitik ist die Quantitative Lockerung.

Eine kompetitive Abwertung ist in der Bevölkerung normalerweise zunächst unpopulär, denn ein typischer Nebeneffekt ist ein zumindest kurzzeitiges Sinken des Lebensstandards, da Importe und Auslandsreisen relativ teurer werden.[3] Eine kompetitive Abwertung der eigenen Währung führt zudem zu einer realen Erhöhung des Wertes der Fremdwährungskredite, bei hohem Verschuldungsgrad in fremder Währung kann dies zu einer Verschuldungskrise führen. Andererseits führt eine Abwertung typischerweise zu einer Erhöhung der Exportnachfrage, diese verursacht eine Wirtschaftsbelebung und eine Verringerung der Arbeitslosigkeit.[4] Steigende Exporte bewirken auch ein zusätzliches Einkommen bei privaten Haushalten, ein Teil dieses zusätzlichen Einkommens wird erfahrungsgemäß wieder für den Kauf von Gütern oder für Dienstleistungen ausgeben, was neues Einkommen entstehen lässt (Exportmultiplikator).[5] Ein weiteres Ziel kann die Erhöhung von Leistungsbilanzüberschüssen sein.[6]

Die kompetitive Abwertung ist ein relativ häufig genutztes Mittel der Wirtschaftspolitik. Für ein einzelnes Land kann die Strategie außerordentlich erfolgreich sein, solange sich die Handelspartner nicht wehren. Wenn auch die Handelspartnerländer zu dem Mittel der kompetitiven Abwertung greifen, dann heben sich die Abwertungen gegenseitig auf, im Prinzip hat kein Land einen positiven oder negativen Effekt. Allerdings verursacht ein solcher Währungskrieg Unsicherheit bei Unternehmen und Investoren, was dem internationalen Handel schadet und Investoren entmutigt. Die indirekte Wirkung eines Währungskriegs ist für alle Länder negativ.[7]

Einzelnachweise

  1. Ricarda Kampmann, Johann Walter: Makroökonomie. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2010, ISBN 978-3-486-59158-3, S. 225. (online über de Gruyter)
  2. Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie. Pearson Deutschland, 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 567.
  3. Bernhard Winkler: The political economy of the European Monetary Union. In: Alan W. Cafruny, Patrick Peters: The Union and the World: The Political Economy of a Common European Foreign Policy. Kluwer Law International, 1998, ISBN 90-411-0500-X, S. 184.
  4. Ricarda Kampmann, Johann Walter: Makroökonomie. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2010, ISBN 978-3-486-59158-3, S. 225. (online über de Gruyter)
  5. Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 5. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim 2013. (Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2013, Stichwort Exportmultiplikator)
  6. Ricarda Kampmann, Johann Walter: Makroökonomie. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2010, ISBN 978-3-486-59158-3, S. 225. (online über de Gruyter)
  7. Henry Thompson: International Economics: Global Markets and Competition. World Scientific Publishing, 2011, ISBN 978-981-4307-02-4, S. 393, 394.