Aminfluoride

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Als Aminfluoride werden die Hydrofluoride von Aminen bezeichnet. Die Stoffgruppenbezeichnung „Aminfluorid“ ist gebräuchlich, chemisch aber nicht korrekt.

Aminfluoride, die in der Zahnpflege und -medizin eingesetzt werden, sind kationische Tenside. Sie verfügen über eine lange, hydrophobe Alkylgruppe und ein polares, hydrophiles protoniertes Amin mit einem Fluorid als Anion.

Anwendung

Aminfluoride werden hauptsächlich als Wirkstoff zur Plaque-Prophylaxe in Zahnpasten eingesetzt. Die Wirkung beruht auf ihrem tensidartigen Aufbau. Sie reichern sich nur geringfügig an Zahnoberflächen an und bilden dort monomolekulare Schichten. Die genaue Wirkungsweise ist bislang noch nicht erforscht.[1][2]

Aminfluoride hemmen – wie anorganische Fluoride – wichtige bakterielle Enzyme zur Energiegewinnung. Da sie im Vergleich zu anorganischen Fluoriden die Zellmembran sehr leicht durchdringen, erreichen sie auch dort deutlich schneller wirksame Konzentrationen.

Beispiele

Geschichte

Strukturformel von Ethanolamin·HF (Ethanolamin·Hydrofluorid).

Die erste Zahncreme mit Aminfluorid wurde in Deutschland 1951/52 entwickelt und patentiert und kam unter dem Handelsnamen „Biox Fluor“ auf den Markt (Knoll AG, Ludwigshafen).[3] Sie enthielt als aktiven Wirkstoff Ethanolamin-Hydrofluorid. Die Herstellung des Wirkstoffes basiert auf einem Patent der Knoll AG, Erfinder war Kurt Kraft. Oskar Eichler, Toxikologe an der Universität Heidelberg, war zusammen mit Kraft Mitinhaber des entsprechenden Zahnpasta-Patents (1951).[4][5] Erst einige Jahre später brachte GABA ähnliche Produkte auf den Markt.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kariesschutz: Fluorid schützt anders als gedacht. In: Spiegel Online. 17. Dezember 2010, abgerufen am 10. Dezember 2015.
  2. Frank Müller, Christian Zeitz, Hubert Mantz, Karl-Heinz Ehses, Flavio Soldera, Jörg Schmauch, Matthias Hannig, Stefan Hüfner und Karin Jacobs: Elemental Depth Profiling of Fluoridated Hydroxyapatite: Saving Your Dentition by the Skin of Your Teeth? In: Langmuir, 2010, 26 (24), S. 18750–18759. doi:10.1021/la102325e.
  3. Biox-Fluor beim Regensburger Archiv für Werbeforschung, abgerufen am 14. November 2012.
  4. Deutsches Patentamt: Patentschrift DE971375. Patentiert in Deutschland am 26. August 1951.
  5. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, Bd. 7, S. 702 & 708 (1952).
  6. Imfeld T.: 40 Jahre Aminfluorid. Schweiz. Mschr. Zahnmed. 114:3 (2004) 259.

Literatur

  • Hans-Jürgen Gülzow und Claas Sudbrake: Ein moderner Wirkstoff: 40 Jahre Kariesschutz mit Aminfluorid (Memento vom 15. Juni 2012 im Internet Archive). Zahnärztliche Mitteilungen. 15/2003, S. 32.
  • Embleton, J.V. et al. (1998): Influence of growth mode and sucrose on susceptibility of Streptococcus sanguis to amine fluorides and amine fluoride-inorganic fluoride combinations. In: Appl. Environ. Microbiol. Bd. 64, S. 3503–3506, PMID 9726905. PMC 106755 (freier Volltext)

Weblinks