Amor fati

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Amor fati (lat. für „Liebe zum Schicksal“) ist eine Devise des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche.

Ursprung

Diese lateinische Devise wurde erst im 19. Jahrhundert von Nietzsche selbst und nicht (wie oft angegeben) im Altertum von den Stoikern geprägt.[1]

Bedeutung

Amor fati sei für Nietzsche eine „Formel“ zur Bezeichnung des „höchsten Zustands, den ein Philosoph erreichen kann: Dionysisch zum Dasein stehn“. Es sei die Form der höchstgesteigerten Lebensbejahung, indem man lerne, „das Notwendige an den Dingen als das Schöne sehen“:

Amor fati: das sei von nun an meine Liebe! Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung! Und, Alles in Allem und Großen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!“[2]

In Nietzsches Lehre vom amor fati geschehe Walter Schulz zufolge die Vermittlung von Subjekt und Welt: Diese Liebe zum Verhängnis sei der Versuch, die Subjektivität in das Geschehen, in dem und durch das sie ja schon immer aufgehoben sei, ausdrücklich zu vermitteln. Das Jasagen zum Verhängnis sei ein durch und durch paradoxer Begriff. Er besage, daß der Mensch sich selbst seiner Freiheit begebe, weil er schon immer durch den sinnlosen Preis von ihr losgesprochen sei. „Dionysisch zum Dasein stehen“ heisse wissen, so Schulz, „daß man schon in den Knoten verschlungen ist, daß die ewige Gleichgültigkeit schon über einen hinweggegangen ist, und das heißt, daß man schon vermittelt ist: amor fati! Und es bedeutet zugleich, zu diesem schon Gebundensein Ja sagen, sich selbst aufhebend damit vermitteln: amor fati!“ Diese „Selbstaufhebung“ finde ihr Pendant in Nietzsches Deutung der verschiedenen Phasen des Nihilismus. Der „Nihilismus der Schwäche“, in dem man dem Überlebten nachtrauere, sei ein Produkt der Dekadenz. Er werde aufgehoben im „Nihilismus der Stärke“, der, mit dem Hammer philosophierend, als Nihilismus der Tat der Wegbereiter der extremsten Form sei, des Nihilismus, der eine wahrhaft göttliche Denkungsart darstelle, des Nihilismus, in dem der Denker sich durchstreichend sich aufhebe, aufgehoben wisse in den „sinnlosen Kreis der ewigen Wiederkehr des Gleichen“.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Pierre Hadot: Die innere Burg - Anleitung zu einer Lektüre Marc AureIs. Frankfurt a. M. 1996.
  2. Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft, Viertes Buch, Aphorismus 276 „Zum neuen Jahre“ (KSA 3, S. 521).
  3. Walter Schulz: Subjektivität im nachmetaphysischen Zeitalter. Pfullingen: Neske 1992, S. 217.