Ana María Gayoso

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Ana María Gayoso (* 20. August 1948 in La Plata; † 28. Dezember 2004 in Puerto Madryn) war eine argentinische Meeresbiologin und Spezialistin auf dem Gebiet des marinen Phytoplanktons,[1] welche vor allem dafür bekannt ist, erstmals das Phytoplankton im Ästuar von Bahía Blanca beschrieben[2][3][4] und die bis heute durchgeführte Langzeit-Datenerfassung in diesem marinen Ökosystem initiiert zu haben. Sie leistete bedeutende Beiträge zum Verständnis von schädlichen Algenblüten (Harmful Algal Blooms)[5], welche durch toxische Dinoflagellaten im Patagonischen Schelf verursacht werden, und beschrieb erstmals hohe Abundanzen der Kalkalge Emiliania huxleyi im Argentinischen Meer[6], eine Schlüsselkomponente für die Primärproduktivität entlang der Schelfkante Patagoniens im Südwesten des Südatlantiks. Im Jahr 1978 startete sie die umfangreichste Langzeit-Datenbank für Phytoplankton und physikochemische Messdaten in Südamerika[7], für einen festen Beobachtungsstandort im Bahía-Blanca-Ästuar.[8][9][10]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ana María Gayoso studierte Botanik und promovierte anschließend in Naturwissenschaften[11] an der Naturwissenschaftlichen Fakultät und dem Museum der Universidad Nacional de La Plata.[12]

Wissenschaftliche Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1977 wurde sie Wissenschaftlerin am Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas (CONICET). Von 1978 bis 1995 arbeitete sie am Instituto Argentino de Oceanografía (IADO[Anm. 1]) in Bahía Blanca, wo sie das Planktonlabor leitete. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit konzentrierte sie sich auf die Studie des marinen Phytoplanktons[1] des südwestlichen Südatlanktiks.

Im Jahr 1989 nahm sie an einer ozeanographischen Ausfahrt entlang des Argentinischen Meeres teil und charakterisierte das Phytoplankton der Konfluenzzone, in welcher der Brasilstrom aus Norden und der Falklandstrom aus Süden zusammentreffen. Konkret spezialisierte sie sich in der Taxonomie und Ökologie von Diatomeen und toxischen Dinoflagellaten.

Sie leistete einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis von schädlichen Algenblüten (harmful algal blooms), welche durch toxische Dinoflagellaten entlang des patagonischen Schelfs ausgelöst werden[5], und war die erste Wissenschaftlerin, welche Blüten des Kalkflagellaten Emiliania huxleyi im Argentinischen Meer beschrieb[6], eine Schlüsselkomponente für die Primärproduktivität entlang der patagonischen Schelfkante im südwestlichen Südatlantik. Sie begann die umfangreichste (seit 1978 durchgeführte) Langzeit-Datenerhebung von Phytoplankton und physikochemischen Umweltparametern in Südamerika[7] an einer festen Beobachtungsstelle im Bahía-Blanca-Ästuar.

Sie verwendete Elektronenmikroskopie zur Identifizierung mariner Diatomeenarten des Argentinischen Meeres, zum Beispiel zur ersten morphologischen Beschreibung von Thalassiosira hibernalis A.M. Gayoso, 1989,[13][4] und bei der Untersuchung der Ökophysiologie der Blütenbildenden Schlüsselart Thalassiosira curviseriata[14], welche im Bahía-Blanca-Ästuar isoliert wurde.[15] Während ihrer Arbeit am IADO trug sie zur Beurteilung der Wasserqualität von Wasserreservoirs bei, welche der städtischen Wasserversorgung dienen, wobei sie potentiell gesundheitsschädliche Cyanobakterienblüten feststellte und beschrieb.[16]

Seit 1995 arbeitete sie am Centro Nacional Patagónico (CENPAT-CONICET[Anm. 2]) in Puerto Madryn und war von 1998 bis 2000 an der Leitung des Instituts beteiligt. In dieser Zeit leistete sie bedeutende Beiträge für das Verständnis von schädlichen Algenblüten (red tides), welche seit ihrer ersten Beschreibung 1981[17] entlang des patagonischen Schelfs weit verbreitet sind. Im Besonderen war sie dabei an den toxischen Dinoflagellaten Alexandrium spp.[Anm. 3] interessiert.[18][5]

Sie arbeitete mit Theodore Smayda[19] an der Universität von Rhode Island an Diatomeen[20] und schädlichen Algen.[18]

Langzeit-Datenerhebung im Bahía-Blanca-Ästuar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr Beitrag zum Verständnis des Auftretens der Diatomeenblüten im Winter bis zeitigen Frühling im Bahía-Blanca-Ästuar in den Jahren 1978-1994[2][3] stellt den Beginn einer unschätzbaren Langzeit-Datenbasis für Phytoplankton und in-situ-Umweltdaten dar. Dieser Datensatz ist einer der umfangreichsten (seit 1978) in Südamerika, welcher es durch seine hohe Probenahme-Frequenz ermöglicht hat, Veränderungen in der jährlichen Abfolge des Phytoplanktons und anderer Komponenten im marinen Plankton zu erfassen.[8][9][10]

Erster Bericht von Emiliania huxleyi im Argentinischen Meer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1989 nahm Gayoso an einer ozeanographischen Expedition teil, während welcher sie erstmals das Auftreten des Kalkflagellaten Emiliania huxleyi in hohen Abundanzen dokumentierte.[6]

Die Gayoso-Expedition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In November und Dezember 2021 fand eine Expedition entlang des patagonischen Schelfs zwischen Buenos Aires and Ushuaia statt, um die umfangreichen, jährlich stattfindenden Blüten der Mikroalge Emiliania huxleyi zu untersuchen. Die Expedition wurde nach Gayoso benannt, um ihr wissenschaftliches Vermächtnis zu würdigen.

  • Im November 2021 segelte der Argentinische Schoner Houssay von Ushuaia nach Buenos Aires.[21]
  • Im Dezember 2021 segelte der Französische Schoner Tara in der entgegengesetzten Richtung von Buenos Aires nach Ushuaia.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ana María Gayoso, Guillermo P. Podestá: Surface hydrography and phytoplankton of the Brazil-Malvinas currents confluence. In: Journal of Plankton Research. 18. Jahrgang, Nr. 6, Juni 1996, S. 941–951, doi:10.1093/plankt/18.6.941 (englisch, oup.com [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 28. Januar 2022]).
  2. a b Ana María Gayoso: Seasonal Succession Patterns of Phytoplankton in the Bahía Blanca Estuary (Argentina). In: Botanica Marina. Band 42, Nr. 4, 1. Januar 1999, ISSN 0006-8055, doi:10.1515/BOT.1999.042 (englisch, degruyter.com [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  3. a b Ana María Gayoso: Long-term phytoplankton studies in the Bahía Blanca estuary, Argentina. In: ICES Journal of Marine Science. Band 55, Nr. 4, August 1998, S. 655–660, doi:10.1006/jmsc.1998.0375 (englisch, oup.com [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  4. a b Ana María Gayoso: Species of the Diatom Genus Thalassiosira from a Coastal Zone of the South Atlantic (Argentina). In: Botanica Marina. Band 32, Nr. 4, 1989, ISSN 0006-8055, doi:10.1515/botm.1989.32.4.331 (englisch, degruyter.com [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  5. a b c Ana María Gayoso, Vanesa K. Fulco: Occurrence patterns of Alexandrium tamarense (Lebour) Balech populations in the Golfo Nuevo (Patagonia, Argentina), with observations on ventral pore occurrence in natural and cultured cells. In: Harmful Algae. Band 5, Nr. 3, April 2006, S. 233–241, doi:10.1016/j.hal.2004.12.010 (englisch, elsevier.com [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  6. a b c Ana María Gayoso: Bloom of Emiliania huxleyi (Prymnesiophyceae) in the western South Atlantic Ocean. In: Journal of Plankton Research. Band 17, Nr. 8, 1995, ISSN 0142-7873, S. 1717–1722, doi:10.1093/plankt/17.8.1717 (englisch, oup.com [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  7. a b About. In: Antares. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. November 2021; abgerufen am 28. Januar 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.antares.ws
  8. a b M. Celeste López Abbate, Juan Carlos Molinero, Valeria A. Guinder, Gerardo M.E. Perillo, R. Hugo Freije: Time-varying environmental control of phytoplankton in a changing estuarine system. In: Science of The Total Environment. Band 609, Dezember 2017, S. 1390–1400, doi:10.1016/j.scitotenv.2017.08.002 (englisch, elsevier.com [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  9. a b V. A. Guinder, J. C. Molinero, C. A. Popovich, J. E. Marcovecchio, U. Sommer: Dominance of the planktonic diatom Thalassiosira minima in recent summers in the Bahia Blanca Estuary, Argentina. In: Journal of Plankton Research. Band 34, Nr. 11, 1. November 2012, ISSN 0142-7873, S. 995–1000, doi:10.1093/plankt/fbs060 (englisch, oup.com [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  10. a b Valeria A. Guinder, Cecilia A. Popovich, Juan Carlos Molinero, Gerardo M. E. Perillo: Long-term changes in phytoplankton phenology and community structure in the Bahía Blanca Estuary, Argentina. In: Marine Biology. Band 157, Nr. 12, Dezember 2010, ISSN 0025-3162, S. 2703–2716, doi:10.1007/s00227-010-1530-5 (englisch, springer.com [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  11. Ana María Gayoso: Estudio de las diatomeas del estuario de Bahía Blanca. Tesis de doctorado. 1981 (spanisch, edu.ar [PDF; 21,3 MB; abgerufen am 25. Januar 2022]).
  12. Museo de la Plata.
  13. Thalassiosira hibernalis A.M.Gayoso 1989. In: AlgaeBase.
  14. C. Popovich, Ana María Gayoso: Effect of irradiance and temperature on the growth rate of Thalassiosira curviseriata Takano (Bacillariophyceae), a bloom diatom in Bahia Blanca estuary (Argentina). In: Journal of Plankton Research. Band 21, Nr. 6, 1. Juni 1999, ISSN 0142-7873, S. 1101–1110, doi:10.1093/plankt/21.6.1101 (englisch, oup.com [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  15. WHSRN Website. In: WHSRN.
  16. Harmful Algae News, Intergovernmental Oceanographic Commission of UNESCO, 1993 
  17. Carreto, José (1981). "Los fenómenos de marea roja y toxicidad de moluscos bivalvos en el Mar Argentino"
  18. a b Ana María Gayoso: Observations on Alexandrium tamarense (Lebour) Balech and Other Dinoflagellate Populations in Golfo Nuevo, Patagonia (Argentina). In: Journal of Plankton Research. Band 23, Nr. 5, 1. Mai 2001, S. 463–468, doi:10.1093/plankt/23.5.463 (englisch, oup.com [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  19. Memorandum of Theodore Smayda.
  20. AlgaeBase Website. In: AlgaeBase.
  21. Un equipo del CONICET lidera la Campaña Oceanográfica Ana María Gayoso para estudiar el microbioma oceánico. In: Conicet Bahía Blanca. Abgerufen am 17. November 2021 (spanisch).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. IADO-CONICET Website.
  2. Homepage des CENPAT-CONICET
  3. vgl. Alexandrium tamarense