Medi Therme Bochum

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Das Aquadrom war ein als Spaßbad konzipiertes Schwimmbad in privater Trägerschaft in Bochum. Es wurde 1987 im Ruhrpark eröffnet. Es gehörte zu den ersten Bädern seiner Art in Deutschland. Seit 2003 ist es eine Saunalandschaft.

Geschichte

Als Erfinder gilt der Pforzheimer Bankier Heinz Steinhart.[1] Bauherr war die Aquadrom am Ruhrpark Verwaltungsgesellschaft Steinhart KG, Pforzheim, ausführendes Unternehmen war die Komplettbau Planungs- und Bauträgergesellschaft, Rengsdorf.[2] Das Bad wurde 1987 eröffnet.

Steinhart kündigte an, 30 weitere „Aquadrome“ mit einem Finanzvolumen von 2 bis 3 Milliarden DM zu bauen.[3] Das Vorhaben wurde von der Politik begrüßt. Lutz Stavenhagen, Staatsminister und MdB aus Pforzheim, schrieb am 1. Juni 1987 an Steinhart: „Der Bundeskanzler begrüßt es außerordentlich, wenn Unternehmer wie Sie zukunftsweisende Investitionsvorhaben ... in Angriff nehmen. (...) Der Bundeskanzler würde es ... begrüßen, wenn Sie Ihre Investitionsvorhaben möglichst zügig in die Tat umsetzen und wünscht Ihnen dafür viel Erfolg.“[3]

Bei der Finanzierung des Bochumer Bades war aber auch es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft DWT bemerkte dies schon bei der Bilanzprüfung 1986 und informierte die Aufsichtsbehörde.[4] Das Bankhaus Steinhart wurde am 28. Juli 1988 von der Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen geschlossen.[3] Die Staatsanwaltschaft Mannheim warf Steinhart vor, einen Vermögensschaden von 124,5 Mio. DM verursacht zu haben. Im Jahre 1990 verurteilte das Landgericht Mannheim Steinhart wegen Betrugs und Untreue zu sechs Jahren und neun Monaten Freiheitsentzug.[1] Die ARD bezeichnete den Fall als „einen der größten Betrugsaffären der Nachkriegszeit“.[5]

Das Aquadrom in Bochum hatte hohe Gästezahlen. Die Wasserrutschen erfreuten sich großer Beliebtheit. Allerdings kam es auch zu etwa 100 Notarzteinsätzen pro Jahr. An den Wasserrutschen kam es zu insgesamt 2 Toten (darunter einer 18-Jährigen, die im Oktober 1999 ertrank) und einem Fall von Querschnittlähmung.[6] Ende 2000 stand ein Renovierungsbedarf unter anderem an faulenden hölzernen Deckenträger an. Die Gesamtsanierung wurde mit Kosten in Höhe von 6,5 Millionen DM veranschlagt. Am 23. Januar 2001 kündigte Hartmut Brinkmann, Geschäftsführer der Gesellschafter des Aquadroms, die Renovierung und Wiedereröffnung an. Am 25. Januar 2001 wurde bekannt, dass sich das Unternehmen im Insolvenzverfahren befand. Die Mehrheit der 670 Gesellschafter war nicht mehr bereit, sich an weiteren Investitionen zu beteiligen. Sie hatten in den Betriebsjahren nur zweimal eine Gewinnausschüttung erhalten. Vom Konkurs betroffen waren 43 festangestellte Mitarbeiter sowie weitere Kräfte auf Minijobbasis.[7]

Heute befindet sich, nach dem Umbau 2003,[2] die Saunaanlage Medi Therme in der Anlage des ehemaligen Bochumer Aquadromes. Sie verfügt über 13 verschiedene Saunen und verschiedene Wasserbecken im Innen- und Außenbereich.[8] Bei den Umbauarbeiten blieb von den Wasserrutschen nur der alte Turm erhalten. Betreiber der Medi Therme ist die Medi Spa GmbH.

Steinhart saß viereinhalb Jahre ein; er stand später dem Unternehmen Kristall Bäder AG vor, das unter anderem das Aqualand in Köln und mindestens zehn weitere Spaßbäder betreibt;[9] er war dort bis zu seinem Tod am 5. Juli 2016 Aufsichtsratsvorsitzender; im September 2014 war bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden.

Einzelnachweise

  1. a b In vollem Vertrauen. Spiegel, 16. August 1993 (online)
  2. a b Ruhrbauten (online)
  3. a b c Anfrage im Bundestag von Stratmann u.a. (online)
  4. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13497971.html
  5. Stern (online)
  6. Mein Bochum (online)
  7. Ulrike Maas: Der Spaß ist endgültig vorbei: Aquadrom meldet Konkurs an. In: Westline 25./26. Januar 2001 (online)
  8. Freizeitbäder in Bochum: MediTherme. (online)
  9. Geschichte in NRW (online)

Koordinaten: 51° 29′ 32″ N, 7° 16′ 44″ O