Arbeitskreis Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg

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Arbeitskreis Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg bezeichnete ein ehemaliges Gremium, das sich mit der Schaffung und Verbreitung von neuer, aus seinem Verständnis heraus zeitgemäßerer geistlicher Musik beschäftigte. Der Arbeitskreis wirkte von 1970 bis 2012.

Gründung

1970 wurde der Arbeitskreis Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg gegründet. Die Gründer sahen ihre Aufgabe darin, den Gemeinden zu neuem und zeitgemäßerem Liedgut zu verhelfen. Der Gottesdienst war in ihrer Anschauung bis in die 1960er Jahre hinein schon zu lange durch eine festgelegte Art von traditioneller Musik geprägt, wodurch sich die Kirchenmusik von der weltlichen Musik zunehmend entfremdete. Demzufolge mangelte es an Gemeindeliedern, die das Lebensgefühl und die Themen der Zeit besser aufgriffen. Jugendliche und junge Erwachsene sollten auch innerhalb der Kirche Möglichkeiten finden, ihren Glauben in ihrer Musik auszudrücken.

Auch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) hat in der Konstitution über die heilige Liturgie eine entscheidende Passage für die Initiative des Arbeitskreises Kirchenmusik und Jugendseelsorge formuliert, die den nötigen Spielraum aufzeigte. Dort heißt es:

„Die Kirchenmusiker mögen, von christlichem Geist erfüllt, sich bewusst sein, dass es ihre Berufung ist, die Kirchenmusik zu pflegen und deren Schatz zu mehren. Sie sollen Vertonungen schaffen, welche die Merkmale echter Kirchenmusik an sich tragen und nicht nur von größeren Sängerchören gesungen werden können, sondern auch kleineren Chören angepasst sind und die tätige Teilnahme der ganzen Gemeinde der Gläubigen fördern.“

Vaticanum II: Absatz 121

Ausgelöst durch eine gewisse Aufbruchsstimmung nach dem Konzil sind seit Anfang der 1970er Jahre im deutschsprachigen Raum neue geistliche Lieder entstanden, die auch neues Leben in den Gottesdienst hineingetragen haben und damit eine im Kirchenraum bis dahin noch nicht gekannte Gelassenheit und Fröhlichkeit entfalteten. Musikalisch beeinflusst waren die neuen geistlichen Lieder dieser Zeit von Stilen der Negro-Spirituals und Gospelsongs, aber auch von prägenden Elementen aus Jazz, Beat, Rock, Pop und Folk-Musik.

Aufgaben des Arbeitskreises

In seinem Statut vom 3. Januar 1972 definierte der Arbeitskreises Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg seine Aufgaben wie folgt:

  1. Beobachtung und kritische Auswahl neuer kirchenmusikalischer Formen für Kinder-, Jugend- und Gemeindegottesdienst
  2. Materialreichungen für Gemeinden und Gruppen
  3. Praxisberatung für Instrumental- und Gesangsgruppen
  4. Vergabe von Beihilfen für musikalische Gestaltung von Jugendgottesdiensten und zur Anschaffung von Instrumenten und Verstärkeranlagen
  5. Schaffung von neuem Liedgut (Kompositionsaufträge, Orgelsätze, Arrangements, Werkstattarbeit)

Entwicklung

Mit dieser Aufgabenbeschreibung entwickelten die Kirchenmusiker, Theologen und Mitglieder von Musikgruppen eine bis heute bewährte Plattform für kreatives Schaffen. Wegweisend haben der damalige Diözesanjugendpfarrer Rudolf Lutter und der Leiter des Amtes für Kirchenmusik, Ordinariatsrat Paul Gutfleisch, Jugend- und Kirchenmusik institutionell miteinander verankert. Das heißt, unter Federführung des Dezernates Jugend nimmt der Arbeitskreis einen Auftrag des Amtes für Kirchenmusik im Bistum Limburg wahr. Diese Verbindung hat gehalten, durch die Jahre bis heute.

Die Verbreitung der neuen Lieder brauchte unterschiedlich lange Zeitphasen. Manche Gemeinden entdecken erst in diesen Tagen die Relevanz neuer geistlicher Lieder, während in anderen Gemeinden dieses Liedgut schon zum festen Gemeinderepertoire zählt.

Der Arbeitskreis hat sich durch all die Jahre bemüht, in der Neuschaffung und Auswahl von Liedern inhaltlich die Glücks- und Unglückserfahrungen der Gegenwart aufzugreifen und sie aus der Sicht des glaubenden Menschen zu deuten. Die erfreulich große Zahl zeitgenössischer evangelischer und katholischer Autoren macht unsere Arbeit zu einer starken ökumenischen Bewegung. Einige der Lieder haben ebenso Eingang gefunden in den Stammteil und Diözesananhänge des Katholischen Gotteslobes, wie in den Stammteil oder Regionalanhänge des Evangelischen Gesangbuches.

Jedes Lied ist ein vertonter Text. Kennzeichen der neuen geistlichen Lieder ist eine entsprechend neue Sprache. Verkündigung bedarf der zeitgemäßen Sprache und Musik, soll sie unmittelbar verstanden werden. In den 80er Jahren hat der Arbeitskreis einen Kriterienkatalog entwickelt. Der Kriterienkatalog beschreibt textliche und musikalische Anforderungen an Lieder, um in den Publikationen veröffentlicht zu werden. Dann ist Sache es der Gemeinden, "die Spreu vom Weizen zu trennen". Was sich im Singen der Gemeinden bewährt, gehört ins Gesangbuch der Kirche.

Der Arbeitskreis hat in vielen Veranstaltungen zur Verbreitung der neuentstandenen Lieder beigetragen und zu Qualifizierungsmaßnahmen für Chöre, Bands und Gemeinden eingeladen. Dabei war zu beobachten, dass Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, längst nicht nur Jugendliche, nach Liedern unserer Gegenwart suchen.[1]

Publikationen

Ein Merkmal für das produktive Schaffen sind die erschienenen Publikationen:

  • 1979–1990 fünf Medienpakete zum Kirchenjahr
  • 1994 Chorbuch „Vom Leben singen“ mit 188 Liedern
  • 1999 Chor- und Bandbuch* „die Zeit färben“ mit 161 Liedern[2]
  • 2000 Chorbuch „Lebensweise“ mit 44 Liedern[3]
  • 2000 CD „die Zeit färben“ mit 17 ausgewählten Titeln aus dem gleichnamigen Buch
  • 2001 Chorbuch „Gehalten“, zum 30-jährigen Jubiläum mit 42 Liedern
  • 2001 CD „Knotenpunkte“, 27 Lieder zu den Medienpaketen
  • 2003 Chorbuch & CD „Halte deine Träume fest“, 25 Titel der 90er Jahre
  • 2003 Chorbuch „Lass dein Licht leuchten“, mit 103 Liedern
  • 2004 Liederbuch „ Sing 1“, mit 86 Liedern
  • 2005 CD „Lass dein Licht leuchten“, 17 ausgewählte Titel des gleichnamigen Buches
  • 2006 Liederbuch „NachKlänge“ – musikalische Abendgebete, 69 Lieder
  • 2006 CD NachKlänge. 14 ausgewählte Titel des gleichnamigen Buches
  • 2008 Liederbuch „ Sing 2“, mit 120 Liedern
  • 2008 Liederbuch „Weil du da bist“ – Kinder-Gotteslob mit 380 Liedern
  • 2009 CD „Farbigkeit steckt“ an, 16 Titel aus den Kindergottesbuch „Weil du da bist“
  • 2009 CD „Allen Wesen, allen Dingen“ 17 Lieder von Winfried Heurich
  • 2009 Chor- und Bandbuch „Weil der Himmel uns braucht“ mit 200 Liedern
  • 2011 Junges Gotteslob „Ein Segen sein“ mit 720 Liedern[4]

Vorsitzende und Geschäftsführer und Mitglieder

Vorsitzende des Arbeitskreises

  • Rudolf Lutter 1971–1972
  • Gerhard Schwartz 1972–1973
  • Joachim Schäfer 1973–1979
  • Michael Metzler 1979–1986
  • Ernst-Ewald Roth 1986–1996
  • Patrick Dehm 1996–2012

Geschäftsführer des Arbeitskreises

Mitglieder im Jahre 2012

Auflösung

2012 wurde Patrick Dehm, seit 2001 Leiter des katholischen „Hauses der Begegnung“ in Frankfurt am Main, von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst fristlos entlassen. Zugleich wurde ihm die Leitung des Arbeitskreises Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg entzogen, die er seit 1996 innehatte. Aus Protest gegen diese willkürlichen Entscheidungen trat Eugen Eckert daraufhin aus dem Gremium aus.[6] Die zweifache briefliche Bitte von über 600 Katholiken an Tebartz-van Elst, Dehm wieder einzustellen,[7] blieb unbeantwortet. Auch mit Dehm nahm der Bischof keinen Kontakt auf.[8]

Vom Bistum Limburg wurde der Arbeitskreis im Jahr 2012 in seiner bisherigen Form aufgelöst. Er wird geändert weitergeführt unter der Bezeichnung „Neues Geistliches Lied im Bistum Limburg“. Die Federführung übernimmt das Dezernat Pastorale Dienste. Ein großes Projekt ist die Erarbeitung des Klavierbuches zum Diözesanteil des neuen Gotteslobes.

Ökumenischer Verein

Am 8. April 2013 gründeten die ehemaligen Mitglieder des Arbeitskreises Kirchenmusik und Jugendseelsorge Patrick Dehm und Eugen Eckert den ökumenischen Verein inTAKT e.V. Als deutschlandweiter Zusammenschluss von Textern und Komponisten dient er der Förderung und Weiterentwicklung des Neuen Geistlichen Liedes und steht allen NGL-Schaffenden offen.

Einzelnachweise

  1. http://www.bistumlimburg.de/meldungen/meldung-detail/meldung/begeisterung-fuer-neue-kirchenmusik.html
  2. http://neuesgeistlicheslied.de/die_Zeit_faerben.asp
  3. http://neuesgeistlicheslied.de/Lebensweise.asp
  4. http://neuesgeistlicheslied.de/images/suite101220111_leister.gif
  5. http://neuesgeistlicheslied.de/pressestimmen.asp?PSwahl=ds110704
  6. Exodus der Sänger in: Frankfurter Rundschau vom 9. November 2012 (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2014)
  7. Brief der Priester und Mitarbeiter/innen des Bistums Limburg an den Bischof, Online auf der Website der Initiative Kirche von unten (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2014)
  8. Bischof schweigt seit einem Jahr, in: Frankfurter Neue Presse, Online-Fassung vom 21. September 2013 (zuletzt abgerufen am 30. Mai 2014).