Basismodelle des Unterrichts

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Die Basismodelle des Unterrichts stellen einen Ansatz dar zur Unterrichtsplanung, der sich an den Lernzielen orientiert. Entwickelt wurde dieser Ansatz durch den Erziehungswissenschaftler Fritz Oser an der Universität Freiburg (Schweiz).

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Ausgangspunkt für die Überlegungen zu den Basismodellen bilden die individuellen Lernschritte der Lernenden, die als Voraussetzung zur Erreichung der jeweiligen Lernziele angesehen werden und die absolut notwendigen, feststehenden Ketten von geistigen Operationen,[1] die zur Erreichung der Lernziele erforderlich sind. Die jeweiligen Lernziele können dabei beispielsweise Faktenwissen, Konzeptwissen oder Strategiewissen sein. Es sollen also feststehende Abfolgen von Lernschritten definiert werden, die erforderlich sind, um zu einem Lernziel zu gelangen. Diese definierten Abfolgen von Lernschritten sollen, nach Oser, sachlich richtig eingehalten werden und jeder Lernschritt von jedem Lernenden nachvollzogen werden, um entsprechend hilfreiche Wissensstrukturen dabei aufzubauen. Andernfalls muss damit gerechnet werden, dass zerbrochenes und unvollständiges Wissen aufgebaut wird.[2]

Kombinationen von Basismodellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Unterricht wird allerdings nicht jeweils nur ein bestimmtes Lernziel angestrebt, sondern in der Regel mehrere. Beispielsweise kann es sinnvoll erscheinen beim Strategielernen auf Begriffe und Konzepte aufzubauen. In diesem Fall kann ein Basismodell in die Abfolge von Lernschritten eines anderen Basismodells eingeschoben werden. In der praktischen Anwendung kommt es bei solchen Kombinationen wenig zu Widersprüchlichkeiten, da viele Lernschritte in mehreren Basismodellen vorkommen. Entscheidend ist lediglich, dass die grundlegenden Lernschritte des entsprechenden Basismodells realisiert werden, damit es bei den Lernenden zu den entscheidenden geistigen Operationen kommt, um das Lernziel zu erreichen. Vielmehr sollen solche Kombinationen die Wirksamkeit sogar erhöhen, weil die Zugangsvielfalt erhöht wird oder die Vertiefung, durch die Erarbeitung weiterer Inhalte, ermöglicht wird. Außerdem sollen die eingeschobenen Basismodelle eine klärende Hilfsfunktion erfüllen.[3]

Die einzelnen Basismodelle in der Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier die definierten Basismodelle mit ihren einzelnen Lernschritten:[4]

Nr. Name des Basismodells Zieltyp des Lernens
1a Lernen durch Eigenerfahrung Aneignung von Erfahrungswissen
1b Entdeckendes Lernen Generalisierendes Lernen durch Suchprozesse in der Wirklichkeit
2 Entwicklungsförderndes / strukturveränderndes Lernen Transformation von Tiefenstrukturen
3 Problemlösen Lernen durch Versuch und Irrtum
4a Begriffsbildung Aufbau von erinnerbaren Fakten, von zu verstehenden Sachverhalten
4b Konzeptbildung Aufbau von vernetztem Wissen
5 Betrachtendes Lernen Meditative Versenkung
6 Lernen von Strategien Lernen lernen (Metalernen)
7 Routinebildung und Training von Fertigkeiten Automatisierung
8 Motilitätsmodell[5] Transformation affektiver Erregung
9a Soziales Lernen Bindungsentwicklung durch sozialen Verhaltensaustausch
9b Lernen durch realistischen Diskurs[3] Kompromisfindung durch Austausch
10 Wert- und Identitätsaufbau Wertwandel, Wertklärung, Wertschaffung
11 Hypertextlernen Konstruktion und Erstellung von eigenständigen Vernetzungen
12 Verhandeln lernen Herstellen von Konsens in verschiedenen Situationen des Lebens

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • T. Elsässer: Choreografien unterrichtlichen Lernens als Konzeptionsansatz für eine Berufsfelddidaktik. Schweizerisches Institut für Berufspädagogik, Zollikofen 2000, DNB 958871418. (PDF)
  • F. K. Oser, F. J. Baeriswyl: Choreographies of Teaching: Bridging Instruction to Learning. In: V. Richardson (Hrsg.): Handbook of Research on Teaching. 4. Auflage. American Educational Research Association, Washington, DC 2001, ISBN 0-935302-26-3, S. 1031–1065.
  • F. Oser, J.-L. Patry: Choreographien unterrichtlichen Lernens: Basismodelle des Unterrichts. (= Berichte zur Erziehungswissenschaft. Nr. 89). Pädagogisches Institut der Universität Freiburg, Freiburg (CH) 1990, DNB 943865298.
  • S. Haenni: Das Motilitätsmodell – Eine empirische Studie zum Kunstunterricht der Maturitätsschulen. Dissertation. Pädagogisches Institut der Universität Fribourg, Fribourg 1995, OCLC 245642496.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Oser/Patry 1990, S3.
  2. Vgl. Oser/Baeriswyl 2001, S. 1041.
  3. a b Vgl. Oser/Baeriswyl 2001, S. 1049 ff.
  4. Vgl. Elsässer 2000, S. 13.
  5. Vgl. Haenni 1995.