Benutzer:GerhardSchuhmacher/Gegenlicht Super8-Filmverleih

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Datei:Filmkatalog Gegenlicht.jpg
Katalog des Gegenlicht-Verleihs 1980

Der Gegenlicht-Super8-Filmverleih wurde im November 1979 bei einem Treffen der Filmwerkschau, einem Zusammenschluss von unabhängigen 8mm-Filmemachern und -filmgruppen in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West), in Hamburg, gegründet. Der gemeinsame Verleih sollte vor allem die Filmgruppen entlasten, die nach der Produktion ihrer Filme im Rahmen der Sozialen Bewegungen der 70er und 80er-Jahre aufgrund der großen Nachfrage mit dem Vertrieb eigener Filme überlastet waren und nicht mehr zur Herstellung neuer Filme kamen. Einem abgesprochenen Turnus gemäß wechselte das Verleih-Büro 1983 von Berlin ins Ruhrgebiet. Da der Super8-Film Mitte der achtziger Jahre von den einfacher zu handhabenden Videoformaten abgelöst wurde und auch das breite Interesse nachlies, wurde die Verleiharbeit 1985 eingestellt.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Auftrag zum Aufbau des Verleih erhielten am 4. November 1979 Mitglieder einer Gruppe in Berlin, die den Versammelten die Gewährleistung boten, ein breit angelegtes, alle Kategorien von Super8-Filmarbeit umfassendes Programm aufzubauen.[1] Der Verleih konnte im Frühjahr 1980 mit einer Katalog-Finanzierung durch die Berliner alternative Netzwerk Selbsthilfe den Betrieb aufnehmen.

Unternehmen der Gegenöffentlichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gegenlicht-Super8-Filmverleih war ein von Filmmemachern und Filmgruppen selbst organisierter Vertieb von unabhängig, d.h., ohne Finanzierung von dritter Seite, gedrehten Filmen. Der Mitgliederstruktur der Filmwerkschau entsprechend verstand sich Gegenlicht nicht nur als ‚Verleih der Bewegungsfilme‘, sondern berücksichtigte in seinem Verleihprogramm die ganze Vielfalt der Arbeit der unabhängigen Super8-Filmemacher: Künstlerische Filme waren genauso vertreten wie Humoresken, Krimis, Experimentalfilme sowie ein Historienfilm über den Bauernkrieg. „Das Verleihprogramm wurde auf der 'Filmschau der Autoren' [im Mai 1980 in München] erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt [...] und als wichtiges Medium von Gegenöffentlichkeit und Basisarbeit proklamiert.“[2]

Schwerpunkt waren Filme aus und für die Umweltschutz- und Anti-Atomkraft-Bewegung sowie wenig später zu den Hausbesetzungen und zur Friedensbewegung. Vor allem über das Netz der Stadtmagazin|Stadt- und Stadtteilzeitungen traf Gegenlicht sofort bundesweit auf Resonanz bei den zahlreichen Bürgeriniziative|Bürgerinitiativen, die Filme für ihre Veranstaltungen benötigten, bei Jugendzentren und -clubs sowie bei den Kommunales Kino|Kommunalen Kinos und örtlichen Film-Initiativen. Gegenlicht verstand sich als nicht-kommerzielles Unternehmen und kam den Initiativen in der Preisgestaltung und im engen, persönlichen Organisationskontakt entgegen. Die Verleiharbeit nahm einen Umfang an, der in Berlin schliesslich vier Personen beschäftigte.

Besonderheiten im Programm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drei der bei Gegenlicht vertriebenen Filme liefen auch auf dem Internationalen Forum des Jungen Filmes der Berlinale: Im Februar 1980 „Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen“, ein Film der Medienwerkstatt Berlin über das sechswöchige Umweltfestival am Funkturm im Sommer 1979. Die Veranstaltung war der erste große öffentliche Auftritt der Alternativ- und Ökologiebewegung und ein Publikumserfolg. Die Berliner Hausbesetzer-Filme „Stein auf Stein“ und „Samba Samba“ liefen im Februar 1981 und im Februar 1984 im ‚Internationalen Forum‘.

Im Zusammenhang der groß angelegten Räumung von acht Häusern am 22. September 1981 in Berlin starb der Hausbesetzer Klaus-Jürgen Rattay|Rattay nach einem Polizeieinsatz unter einem Linienbus. Die von einem Super8-Filmemacher festgehaltenen Umstände des Vorfalls wurden von Gegenlicht für eine Gegendarstellung mit 15 Kopien verwendet, da die Aufnahmen Rekonstruktionen erlaubten, die im Widerspruch zu den am weitesten verbreiteten Pressedarstellungen standen.

Prospekt neuer Programme 1982

Gemäss Konzept und der basisdemokratischen Struktur „... von über 20 Filmgruppen und Amateurproduzenten ...“ (medium 7/80) verlieh Gegenlicht nicht nur ‚politische Filme‘, sondern nahm regelmässig auch künstlerische Produktionen ins Programm. Vor allem reagierte der Verleih auf die Entwicklung der ‚Musikscene‘, in der die Musiker nicht nur mehr filmische Konzertmitschnitte fertigten, sondern zeitgemäß Videoclip|Videoclips produzierten. So entstand 1982 ein Programmpaket der sogenannten ‚NewWave-Filme‘ mit dem Titel „Traumatische Begegnungen“.

Das vorübergehend „Zweite Verleihbüro“ im Ruhrgebiet, das 1983 das Berliner Büro ablöste, brachte Super8-Filme aus den sozialen Bereichen und der Arbeitswelt neu ins Programm, die in einem Sonderprogramm der Westdeutschen Kurzfilmtage in Oberhausen am 17. April 1983 vorgestellt wurden.

Auflösung des Verleih[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem ‚Abflauen‘ der Sozialen Bewegungen, das ab 1984 einsetzte - die Hausbesetzer in Berlin hatten zumeist mit Verhandlungen begonnen, die Anti-AKW-Bewegung hatte das deutsche Atomprogramm nicht stoppen, aber doch entscheidend ‚abbremsen‘ können - zugleich wurden in Berlin und im Bundesgebiet die Aktivitäten der Initiativen nach den Wahlerfolgen der Grüne Politik|Grünen vielfach von der parlamentarischen Arbeit übernommen oder weitergeführt - verlor die unabhängige Gegenöffentlichkeit mit ihren eher ‚kämpferisch‘ intonierten Filmen ihre Basis. Zudem entstanden Mitte der 80er-Jahre die auch im Massenmarkt nun attraktiven Video Home System|Videoformate und lösten im Gebrauch den Super8-Film ab. Der Trägerkreis von Gegenlicht lehnte eine kommerzielle Verwertung seines Filmprogramms ab - Angebote kamen von den neuen TV-Privatsendern durch ihren Bedarf zur Füllung von Sendezeit. Das Gesamtprogramm von Gegenlicht wurde ‚abgewickelt‘ - die Autoren erhielten die Kopien - die Filme verschwanden fast ausnahmslos in den privaten Archiven.

Aktuell gibt es eine Tendenz zur Neubearbeitung – einen Überblick der wichtigsten Produktionen findet sich im Internet.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beiträge zum Konzept des Verleih finden sich in der Zeitschrift Filmwerkschau Nr. 24, Berlin Nov. 1979, Archiv der Deutschen Kinemathek, Berlin.
  2. Hendrik de Boer: Filmschau der Autoren und Gegenlicht-Verleih in: medium 7/80, München 1980.
  3. http://www.filmwerkschau.de (16.01.2014)