Benutzer:Stephzent/Medau-Schule

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Die Medau-Schule

Die Medau-Schule ist eine staatlich anerkannte Berufsfachschule für Gymnastik, Physiotherapie und Logopädie in Coburg. An die Schule ist ein Wohnheim angeschlossen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung und erste Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinrich und Senta Medau

Der Gründer der Medau-Schule, Hinrich Medau (* 13. Mai 1890 in Süderstapel, Schleswig-Holstein) absolvierte eine Ausbildung als Volksschullehrer. Es folgten musikalische Studien am Konservatorium in Kiel und ein Musikstudium in Madrid. Anschließend ging er zu Rudolf Bode nach München in die Lehre und wurde bald sein Mitarbeiter. Es folgten verschiedene Lehrtätigkeiten und die Schulleitung der Bode-Schule in Berlin bis Hinrich Medau 1929 seine erste eigene Ausbildungsstätte für Gymnastiklehrerinnen in Berlin eröffnete. 1943 wurde die Schule kriegsbedingt nach Breslau verlegt, dort musste sie im Januar 1945 ihre Arbeit einstellen.

1948 wurde die Schule in den Räumlichkeiten der Marinesportschule in Flensburg-Mürwik wieder eröffnet. Doch einige Jahre darauf wurden die Gebäude und Sportanlagen in Mürwik wieder fürs Militär benötigt. Die Medau-Schule zog 1954 nach Coburg um, wo sie ihren heutigen Standort eröffnete. Auf dem Gelände des Schloss Hohenfels verband Hinrich Medau die Gymnastikschule mit einem Wohnheim (Schule des Lebens[1]). Hinrich Medau führte Ball, Keule und Reifen in die Gymnastik ein und trug damit zur Modernisierung der Gymnastik bei. In Zusammenarbeit mit Dr. Ludwig Schmitt aus München entwickelte er die so genannte Organgymnastik[2](=Atemgymnastik). Nach dem Tod Hinrich Medaus und seiner Mitarbeiterin Jutta Holler-von der Trenck 1974 übernahm sein Sohn Dr. Hans-Jochen Medau mit seiner Frau Ingrid die Leitung der Schule.

Einführung des Fachs Physiotherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jochen Medau, Mediziner und seit 1993 außerplanmäßiger Professor der Universität Gießen führte die Inhalte von Gymnastik und therapeutischer Krankengymnastik zusammen und kombinierte beide Disziplinen zu dem Ausbildungsfach Physiotherapie.

Der Ansatz: Physiotherapeuten sollen neben den theoretischen Kenntnissen auch ausreichende Erfahrungen im Bewegungsbereich sammeln, um dieses Wissen an die Patienten weitergeben zu können.[3]

Die Konzeption der Medau-Gymnastik hat sich seit der Übernahme der Schule durch Jochen Medau erheblich verändert. Das Denkmodell des Vaters vom musisch-rhythmisch-ästhetischen Ansatz hin zum therapeutischen Aspekt ist umgekehrt worden. Heute ist die funktionelle Betrachtung der menschlichen Bewegung Grundlage der Konzeption.

Aktuelle Entwicklungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2001 wurde in der Medau-Schule der Ausbildungsgang Logopädie eingerichtet. Unter dem Prinzip der Ganzheitlichkeit menschlichen und gesellschaftlichen Lebens trat damit neben dem ästhetisch-pädagogischen Ansatz der Gymnastik und dem gesundheitlich-rehabilitativen Ansatz der Physiotherapie nun ein sozial-therapeutischer Ansatz.

Entsprechend der Tradition der Medau-Schule wird die Ausbildung ergänzt durch die Fächer Gymnastik, Tanz, Rhythmik und Musik.

An die Schule ist ein sprachtherapeutisches Beratungs- und Behandlungszentrum (SBBZ) angeschlossen, in dem die Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht von Logopäden und Ärzten Praxiserfahrung sammeln.

Seit Januar 2006 gehört auch die Logopädie-Schule am Universitätsklinikum des Saarlandes zur Medau-Schule. Die seit 1998 bestehende Einrichtung arbeitet über einen Kooperationsvertrag mit dem Universitätsklinikum zusammen, um die Verzahnung der Theorie mit praxisbezogenen Ausbildungsinhalten zu gewährleisten. Die praktische Ausbildung erfolgt in enger Anbindung an einzelne Abteilungen wie Hals-Nasen-Ohren (HNO), Neurologie, Pädiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, etc. Die Schüler werden in medizinische Forschungsprojekte integriert und haben die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Projekten zu arbeiten.

Am 30. Dezember 2004 erteilte das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst die Genehmigung zur Eröffnung einer Fachhochschule. Die Medau-Schule gründete zusammen mit dem Klinikum Coburg eine staatlich anerkannte private Hochschule für Fachtherapien im Gesundheitswesen. Dort wurde seit 2005 der Studiengang Bachelor of Science in Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie angeboten. 2011 zog diese Fachhochschule nach Bamberg um, wo sie seit dem unter dem Namen Hochschule für angewandte Wissenschaften Bamberg bekannt ist.

Ausbildungsgänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Integrierte Ausbildung Physiotherapie und Gymnastik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusätzlich zu den Ausbildungsinhalten für Physiotherapeuten, die in den Bundesgesetzen festgelegt sind[4], erwirbt ein Absolvent der Medau-Schule Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, die folgende Aspekte beinhalten:

  • Praktische Fähigkeiten - Gymnastikausbildung: Körperbildung, Organgymnastik, Gymnastische Bewegungsbildung, Bewegungsgestaltung / Bewegungsimprovisation, Folklore, Moderner Tanz.
  • Theoretische Unterweisungen: medizinisches Wissen (Anatomie, Physiologie und Sportmedizin), theoretische Kenntnisse auf dem Bewegungssektor (Biomechanik, Bewegungslehre, Trainingslehre und Sportmedizin).
  • Pädagogische Ausbildung: Pädagogik, Fachdidaktik, Soziologie und Psychologie.

Nach dem vierten Semester kann der Schüler dann entscheiden, ob er nach sechs Semestern die Schule mit dem Abschluss der Physiotherapie beenden oder in sieben Semestern mit der integrierten Ausbildung Physiotherapie und Gymnastik abschließen möchte.[5]

Nach Abschluss der Berufsausbildung gibt es die Möglichkeit, in Krankenhäusern, Kliniken, Einrichtungen der Rehabilitation, Physiotherapeutischen Lehranstalten, Kur- und Erholungseinrichtungen oder in Fitness-Studios zu arbeiten. Eine mögliche Alternative ist die Selbständigkeit.

Logopädie-Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Inhalten der theoretischen und praktischen logopädischen Ausbildung gehören:

  • Theorie im medizinisch-sprachpathologischen Bereich: Anatomie, Physiologie, Pathologie, Logopädie, Phoniatrie, Audiologie inkl. Pädaudiologie und Hörgeräteakustik, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Aphasiologie, Pädiatrie und Neuropädiatrie, Neurologie und Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kieferheilkunde.
  • Theorie im sozial- und sprachwissenschaftlichen Bereich: Psychologie, klinische Psychologie, Pädagogik, Sonderpädagogik, Soziologie, Linguistik, Phonetik, Berufs- und Gesetzeskunde.
  • Praktische Ausbildung: Hospitationen in Logopädie, Phoniatrie und anderen fachbezogenen Bereichen.
  • Praxis der Logopädie unter Supervision: Befunderhebung, Therapieplanung, Therapiedurchführung, Beratungsgespräche, Behandlungsproben.
  • Interdisziplinäre Praktika: Audiologie, Psychologie einschließlich Selbsterfahrungstechniken.
  • Selbsterfahrung und Schulung der Auszubildenden: rhythmisch-musikalische Erziehung, Stimmbildung, Sprecherziehung.

Entsprechend der Tradition der Medau-Schule wird die Ausbildung in Coburg ergänzt durch die Fächer Gymnastik, Tanz, Rhythmik und Musik.

Logopäden mit staatlich anerkanntem Abschluss[6] können sowohl in Institutionen (wie z. B. Ämter, Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Schulen, Pflegeheime, Rehabilitationszentren, Sanatorien) als auch freiberuflich (logopädische Praxis, interdisziplinäre Praxis, Facharztpraxis) arbeiten.

Schulgelände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schulgelände, dessen Mittelpunkt das ca. 1839 errichtete Schloss Hohenfels bildet, ist als Campus gestaltet. In insgesamt acht Gebäuden sind die Lehrräume, Verwaltung und Mensa, Wohnheime sowie ein Bewegungsbad und Sauna untergebracht. Die Parkanlage bietet Raum zum Lernen, Entspannen und Bewegen.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Träger der Berufsfachschulen ist die Medau-Schule gemeinnützige GmbH, Geschäftsführer ist Prof. Dr. med. H. J. Medau.

Die Schulleitung besteht aus Klaus Fischer (Schulleiter Physiotherapie), Gabriele Christ-Schroeder (Schulleiterin Gymnastik), Prof. Dr. Christian Trumpp (Schulleiter Logopädie) und Ingrid Medau (Leitung Hauswirtschaft). Das Kollegium der Schulen umfasst, neben zahlreichen Dozenten, in der Physiotherapie elf, in der Gymnastik vier und in der Logopädie acht hauptamtliche Lehrkräfte.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Begriff stammt von Walter Umminger, der unter diesem Titel einen Bericht über die Medau-Schule veröffentlichte: Walter Umminger: Schule des Lebens. In: Olympisches Feuer, 5 (1962), Sonderdruck
  2. Jutta Holler-von der Trenck: Entwicklung und Bedeutung der Organgymnastik nach Dr. Schmitt in der Medau-Gymnastik. In: Atem. 15 (1973) 4, S. 18−22; Hans Jochen Medau: Organgymnastik-Lehrweise Medau. Celle 1987; Hans Jochen Medau: Leistungsmedizinische Untersuchungen zur Gymnastik und Organgymnastik (Habilitationsschrift). Gießen 1983/1986, S. 174; Gisela Klötzer: Organgymnastik/Lehrweise Medau. Unveröffentlichtes Manuskript, Coburg 1988, S. 2; Hans Jochen Medau u.a.: Organgymnastik-Lehrweise Medau-Bewegung ist Leben. Schorndorf 2003.
  3. Hans Jochen Medau: Die integrierte Gymnastik-/Physiotherapie-Ausbildung an der Medau-Schule Coburg. In: C. Gutenbrunner und G. Weimann (Herausgeber): Krankengymnastische Methoden und Konzepte. Heidelberg, 2004, S. 378–381.
  4. Die Ausbildung zum staatlich anerkannten Physiotherapeuten ist seit 1994 durch das „Gesetz über die Berufe in der Physiotherapie (Masseur- und Physiotherapeuten-Gesetz - MPhG)“ bundesweit einheitlich geregelt.
  5. Nach Abschluss der Ausbildung und bestandener Prüfung erhält der Absolvent die Erlaubnis, die Berufsbezeichnung Physiotherapeut zu führen (Staatliche Anerkennung). Die früher übliche Berufsbezeichnung Krankengymnast wurde durch die international gebräuchliche Berufsbezeichnung Physiotherapeut ersetzt. Wer jedoch seine alte Berufsbezeichnung fortführen will, dem ist dies auch zukünftig freigestellt.
  6. Die Logopädenausbildung ist durch das am 1. Oktober 1980 in Kraft getretene Logopädengesetz geregelt, das zuletzt am 6. Dezember 1994 geändert wurde. Hierzu ist auch eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung ergangen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gert Abelbeck: Ansprache zur Trauerfeier für Senta Medau. In: Atem 13 (1971) 1, S. 32–34
  • Frauke Besuden: Von Süderstapel bis Berlin. In: Atem 3 (1970), S. 16–24 (Sonderdruck)
  • Rudolf Bode: Ausdrucksgymnastik. München 1922
  • Molly Braithwaite: Whitsuntide in Coburg, 1975. In: Medau-The Magazine of the Medau-Society 2 (1975), S. 33
  • H. Erbgut und H.J. Medau: Portrait einer Gymnastikschule-Entstehung und Entwicklung Rhythmischer Gymnastik am Beispiel der Medau-Schule. Schorndorf 1991
  • K.-J. Gutsche und H. J. Medau (Hrsg.): Gymnastik - ein Beitrag zur Bewegungskultur unserer Gesellschaft. Schorndorf 1989
  • K.-J. Gutsche (Hrsg.): Gymnastik zwischen heute und morgen-Berufsfelder, Ausbildungen, Inhalte. Schorndorf 1993
  • K.-J. Gutsche, H.J. Medau (Hrsg.): Gymnastik im neuen Jahrtausend-Herausforderungen, Perspektiven, Innovationen. Schorndorf 2002
  • Jutta Holler-von der Trenck: Entwicklung und Bedeutung der Organgymnastik nach Dr. Schmitt in der Medau-Gymnastik. In: Atem 15 (1973) 4, S. 18–22
  • Hinrich Medau: Meine Arbeitsweise. In: Gymnastik 8 (1932) 3/4, S. 5
  • Hans Jochen Medau: Die Medau-Schule. In: Tanzen 1 (1983), S. 18
  • Hans Jochen Medau: Organgymnastik-Lehrweise Medau. Celle 1987
  • Hans Jochen Medau: Leistungsmedizinische Untersuchungen zur Gymnastik und Organgymnastik (Habilitationsschrift). Gießen 1983/1986, S. 174
  • Hans Jochen Medau: Organgymnastik-Lehrweise Medau-Bewegung ist Leben. Schorndorf 2003
  • Hans Jochen Medau: In Memoriam Jutta Holler-von der Trenck. In: Atem 17 (1975) 2, S. 1–3
  • Hans Jochen Medau: Der Beruf des Gymnastiklehrers und des Krankengymnasten-ein außerschulisches Berufsfeld. In: Praxis Sport 1 (1985), S. 44
  • Hans Jochen Medau: Die integrierte Gymnastik-/Physiotherapie-Ausbildung an der Medau-Schule Coburg: In: C. Guntenbrunner und G. Weimann (Herausgeber): Krankengymnastische Methoden und Konzepte. Heidelberg 2004, S. 378–381
  • H. J. Medau, P. Röthig und P. E. Nowacki (Hrsg.): Ganzheitlichkeit-Beiträge in Sport und Gymnastik-sportwissenschaftliche und sportmedizinische Aspekte. Schorndorf 1996, S. 15
  • H. J. Medau und P. E. Nowacki (Hrsg.): Frau und Sport. 4 Bände (I Die Bedeutung der Gymnastik-Sportmedizinische und sportwissenschaftliche Aspekte. Erlangen 1983; II Leistungsmerkmale der Frau-Leistungsunterschiede zum Mann. Erlangen 1985; III Die Bedeutung der nichtolympischen Disziplinen für die sporttreibende Frau. Erlangen 1988; IV Die olympischen Disziplinen der Frau im Sport. Erlangen 1992)
  • Walter Umminger: Schule des Lebens. In: Olympisches Feuer 5 (1962), Sonderdruck
  • Hans Haveland: Eine Schule der Lebensfreude. In: Westermanns Monatshefte 3 (1965), S. 67-77

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Medau-Schule [1]
  • Medau Saar-Pfalz[2]
  • Fachhochschule Schloss Hohenfels[3]
  • Sprachtherapeutisches Zentrum Coburg[4]

Kategorie:Berufsbildende Schule