Benutzer:Ulamm/Alter der Westportale des Bremer Doms

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Westportale des Bremer Doms

Sofern der Ihlienworther Altar erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts vollendet wurde, nach Beginn der spätgotischen Umbaumaßnahmen am Bremer Dom, kann er der entscheidende Puzzlestein zur Baugeschichte des Bremer Doms seit dem 13. Jahrhundert sein.

Wundersame Punkte des Doms[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelschiff der Liebfrauenkirche
Nordseite 1887, Dokumentationszeichnung

Zu den wundersamen Punkten in der Baugeschichte gehört, dass die rein romanische Eingangspartie der Westfassade unter dem Episkopat Gerhards II. errichtet wurde. Kurze Zeit davor wäre möglich, da die Domfabrik eigene finanzielle Mittel hatte. Andererseits ist fraglich, ob der Dombaumeister eigenständig architektonische Entscheidungen treffen konnte. Unter Gerhard II. wurde aber auch das Kirchenschiff des Doms in verschiedenen Varianten (Ostchor, Seitenschiffe, Mittelschiff) gotisch eingewölbt und in einer der älteren Gewölbevarianten des Doms die Liebfauenkirche zur gotischen Hallenkirche umgebaut.

Zudem wies der Dom von seinem spätgotischen Umbau bis zur Grunderneuerung Ende des 19. Jahrhunderts zwei wundersame Details auf:

  • die hölzerne Galerie über dem Eingangsbereich, die anscheinend nie repariert wurde
  • das romanische Brautportal in der spätgotischen Nordwand


Abbildungen des Doms[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtsiegel von 1230[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtsiegel von 1230

Die älteste Abbildung des Doms ist das Siegel der Stadt Bremen von 1230. Darin ist liebevoll das spätromanische oder frühgotische Rosenfenster dargestellt, aber statt des heutigen, dem Anschein nach romanischen Eingangsbereichs mit Hauptportalen unter den Türmen und zwei Blendarkaden dazwischen gibt es eine Gruppe von drei Eingängen zwischen den Türmen.

Es lässt sich heute kein Grund erkennen, warum man im Siegel die Eingangspartie bewusst von der Realität abweichend dargestellt haben sollte.

Ihlienworther Altar, 15. Jh.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nächsten Abbildungen, zwei verschiedene, finden sich auf dem Ihlienworther Altar:

  • Von den Feldern im Mittelteil des Tryptichons zeigt das rechts Wilhad alleine mit einem Dommodell. Dieses hat drei Eingänge, allerdings über die ganze Breite der eher schmalen und hohen Westfront verteilt.(Ihlienworther Altar, Mittelteil)
  • Im rechten oberen Feld des rechten Altarflügels zeigt den Dom zwischen Karl dem Großen und Wilhad. Hier ist die Fassade niedrig und breit dargestellt und der Eingangsbereich weist vier Achsen auf, so wie wir ihn heute kennen, allerdings mit Löchern statt der mittleren Blendarkaden.(Ihlienworther Altar, rechter Flügel)

Dem Holzschnitzer des Altars waren sicherlich spirituelle Aussagen das Thema und nicht architektonische Dokumentation. Trotzdem hätte ihn technisch nichts gehindert, den Dom in beiden Altarfeldern grundsätzlich gleich darzustellen.

Eine mögliche Erklärung des Unterschieds: In einem Feld hat er einen älteren, im anderen den neuesten Zustand dargestellt. Zumindest der neuere ist in Bezug auf die Türme idealisiert, die beide spitze Helme tragen. Immerhin ist der Südturm dort etwas niedriger als der Nordturm.

Stifterrelief im Dom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stifterrelief von 1512

Nach dem Brand des Nordturms im Jahr 1483 wurden zwei wesentliche Umbauten vollzogen:

  • die Verbreiterung und Erhöhung des nördlichen Seitenschiffs
  • die Umgestaltung des Westchores zur Orgelempore. Dabei wurde auch die Westkrypta im Osten verkürzt und nach Westen verlängert. Die Brüstung wurde als Reliefband gestaltet und als dessen zentrales Bild das Stifterrelief in Anlehnung an das alte Stadtsiegel.

Für ein Stifterrelief bot es sich an, den Dom so darzustellen, wie er früher gewesen war.

Aus den flachen Pultdächern auf Nordschiff und Querschiffsarmen und dem nur auf einem kurzen Abschnitt ausgeführten Maßwerkfries am Nordschiff wird geschlossen, dass der spätgotische Umbau wegen der beginnenden Reformation provisorisch abgeschlossen wurde.

Gemälde im Rathaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemälde von 1532, obere Rathaushalle

In dem Fresko von 1532 in der oberen Rathaushalle zeigt nach einhelliger Beurteilung die Domfassade realistisch, abgesehen von einer Überhöhung des Erdgeschosses.

  • Die Galerie über dem Eingangsgeschoss ist aus Holz und vollständig.
  • Neben und zwischen den Portalen und Blendarkaden sind auf Höhe der Bögen an der Wand schlanke Skulpturen angebracht. Man sieht vier Figuren; die Figurenposition links neben dem nördlichen Portal ist vom Umhang Karls des Großen verdeckt.

Bei einem Gemälde, wie auch sonst bei komponierten Abbildungen, weckt die verdeckte Figurenposition den Verdacht, dass die fünfte Skulptur fehlte.

Fotografie der unteren Fassadenabschnitte kurz vor 1888[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Untere Westfassade vor der Restaurierung
Untere Westfassade heute
  • Die Galerie über dem Eingangsbereich ist inzwischen ganz verloren, aber man sieht noch die Linie, an der ihr Dach an der Wand befestigt war. Sie schneidet etwas das Rosenfenster, das seit dem späten 18. Jahrhundert egenüber seiner mittelalterlichen Form vergröbert ist.
  • Zwischen den Türmen sieht man im Bereich der der früheren Rückwand der Galerie fünf Bögen einer flachen Blendarkade, weitere am Rest des Südturms, keine am Nordturm.

Der Dachansatz der Galerie zeigt, dass sie jünger als das Rosenfenster war.

Skulpturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Tympana der Blendarkaden befanden sich bis 1888 zwei gotische Skulpturen, die inhaltlich zueinander passten, aber wohl im Abstand von fast enem Jahrhundert geschaffen worden waren; der gekreuzigte Christus im südlichen Tympanon wird um 1400 eingeschätzt, der kreuztragende im nördlichen um 1490.

Schlussfolgerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die verschiedenen Befunde ergeben zusammen einen Sinn, wenn die Eingangspartie, wie sie aus den Abbildungen zwischen dem späten 15. und dem späten 19. Jahrhundert bekannt ist und dann ab 1888 von Salzmann nachgestaltet wurde, keine Schöpfung des frühen 13. Jahrhunderts ist, sondern erst im späten fünfzehnten geschaffen wurde.

Damit wären sie und das alte Brautportal die erste Neoromanik am Bremer Dom, dreihundert Jahre vor den Obergeschossen der Westtürme und vor dem Vierungsturm.

Einer anderen Kathedrale in Deutschland wurden ohne jeden Zweifel zu Zeiten der Spätgotik neoromanische Bauteile angefügt, dem Augsburger Dom. Dort erhöhte man Südturm 1489 um ein „romanisches“ Vollgeschoss, gestaltete die Giebeldreiecke darüber aber gotsch. Und der Nordturm erhielt 1556/60 sowohl ein zusätzliches Vollgeschoss als auch Giebeldreiecke in romanischem Stil.

Möglicher Grundriss zu den frühen Darstellungen des Doms

Das Fehlen der fünften Skulptur passt zu einem früheren dreiachsigen Eingangsbereich, für den man eine gerade Anzahl flankierender Skulpturen brauchte.

Die Schlussfolgerung impliziert allerdings, dass die Westkrypta lange Zeit als Durchgang von den Portalen ins Kirchenschiff diente. Dass eine Krypta nicht notwendigerweise ein abgeschiedener Raum war, zeigt die Stiftskirche Jerichow. Deren Krypta ist jeweils durch paarige breite Treppen sowohl mit dem Langhaus als auch mit beiden Querschiffsarmen verbunden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]