Benutzer:Ulrich prokop/Artikelentwicklung/Malvasia delle Lipari

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Die DOC umfasst alle sieben bewohnten Inseln der Liparen

Malvasia delle Lipari ist der Name einer 1973 eingerichteten DOC/DOP (Denominazione di Origine Controllata/Protetta), die die 7 Liparischen Inseln umfasst, sowie die Bezeichnung für die in dieser DOC/DOP erzeugten und DOP-regulierten Weine. In der sehr kleinen, im Tyrrhenischen Meer, nahe der Nordostküste Siziliens gelegenen Appellation werden ein süßer Dessertwein, ein süßer Passito, sowie gelegentlich ein Liquoroso gekeltert. Der Großteil der Rieden liegt auf der Insel Salina.

Für DOC-Weine ist die weiße Rebe Malvasia di Lipari zugelassen, die mit den ebenfalls im zentralen und westlichen Mittelmeerraum sowie auf Madeira und den Kanaren verbreiteten Reben Malvasia di Sardegna, Greco di Gerace, Malvasia de Sitges, Malvasia dubrovačka, Malvasia de Tenerife und Malvasia Cândida identisch ist. Sie wird zu 5 – 8 % mit der Rotweinsorte Corinto nero verschnitten, die eine Varietät der Sangiovese darstellt. [1][2] [3] Außer dem Malvasia delle Lipari werden aus dieser Rebe andere bekannte Süßweine wie der Greco di Bianco und der Malvasia di Bosa hergestellt.

Wie bei anderen, vor allem Süßweine produzierenden Weinregionen kam die relativ aufwändige Herstellung nach der Reblauskatastrophe und dem starken Nachfragerückgang nach Süßweinen in der ersten Hälfte des 20. Jh. fast völlig zum Erliegen. Erst auf die Initiative des aus Brescia stammenden Designers und Architekten Carlo Hauner wurden in den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die Herstellungstraditionen wiederbelebt und durch moderne Methoden der Vinifizierung gestiegenen Qualitätsstandards angepasst. Zur Zeit steht der Malvasia delle Lipari etwas im Schatten der Süßweine aus Pantelleria, ist aber auf dem Wege seine ehemals herausragende Stellung in diesem Weinsektor wiederzugewinnen.

Geschichte und Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen zur Geschichte des Weinbaus auf den Äolischen Inseln fehlen weitgehend, doch konnte nachgewiesen werden, dass schon in den frühesten Besiedelungsphasen Weinbau betrieben wurde. In einer Grabungsschicht aus der Bronzezeit (~ 1450 v. Chr.) auf Lipari wurden verkohlte Traubenkerne von vitis vinifera gefunden.[4] Die Art der erzeugten Weine ist unklar; es könnte die in antiker Zeit weit verbreitete Herstellung süßer Weine aus getrockneten Weintrauben auch auf dieser Inselgruppe praktiziert worden sein.[5] Erwähnt wird der Weinbau auf den Inseln bei Diodorus [6] Leni, eine Siedlung im Süden Salinas, auch heute noch eines der Zentren des Weinbaus auf der Insel, trägt eine Weintraube im Ortswappen und der Name könnte von griech. ληνός (Maischebottich) herrühren.[7] Die Malvasia kam wahrscheinlich erst nach 1500 auf die Inseln. [8] Seitdem werden vermutlich Weine gekeltert, die den heutigen Produkten ähnlich sind. International bekannt, vor allem aber in England renommiert, wurde der süße Inselwein durch englische Soldaten, die anfangs des 18. Jh. in Messina stationiert waren, um einen Angriff Napoleons auf Messina zu verhindern. Neben dem Süßwein wurde auch ein alkoholstarker, tanninreicher Rotwein als Vino de Salina nach England exportiert. Literarisch rühmte Guy de Maupassant in seinen Reiseerinnerungen La vie errante den Wein aus Salina mit den Worten: Es ist der Wein von den Vulkanen, dickflüssig, süß, Gold und Schwefel, so dass der Geschmack, den er auf dem Gaumen hinterlassen hat, bis zum Abend anhält: der Wein des Teufels.[9] 1890, im Jahr des Erscheinens von La vie errante, erreichte Phylloxera die Inselgruppe und vernichtete in den folgenden Jahren die Ertragskulturen weitgehend. Fast gleichzeitig ging die Nachfrage nach Süßweinen sehr stark zurück, sodass die Produktion des Malvasia delle Lipari zwar nicht vollständig erlosch, jedoch weitgehend eine Angelegenheit des regionalen Konsums und privater Hauswirtschaft wurde. Erst mit Aufkommen des Tourismus auf der Inselgruppe in den 60er Jahren des 19. Jh., besonders aber durch die Initiative des aus Brescia stammenden Designers, Architekten und Malers Carlo Hauner wurden alte Rieden mit neuen Kultivaren bestockt, in die Kellertechnik investiert und die kommerzielle und exportorientierte Produktion wieder aufgenommen. 1973 wurden die Regularien für die DOC erlassen. Damals waren auf Salina 76 Hektar mit Malvasia bestockt, 18,5 Hektar auf Lipari und kleine Parzellen auf den anderen Inseln, vornehmlich auf Vulcano.[10] 2012 betrug die mit Malvasia bestockte, DOC-zertifizierte Rebfläche etwas über 30 Hektar, die von 24 Betrieben bewirtschaftet wurde. Sieben von ihnen exortieren auch in überregionale Märkte. Während die Rebfläche und die Anzahl der Betriebe drastisch zurück ging, erhöhte sich die Lesemenge durch den Einsatz ertragreicherer Klone leicht. Die Produktionsmenge von DOC Weinen betrug 2012 857 Hektoliter, bei stabiler oder leicht steigender Tendenz. Produziert werden Malvasia delle Lipari naturale und Malsvasia delle Lipari passito etwa zu gleichen Teilen. Malvasia delle Lipari liquoroso wird nur gelegentlich und in sehr kleinen Mengen gekeltert.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Regularien der DOC
  2. M. Crespan et al.: Malvasia delle Lipari, Malvasia di Sardegna, Greco di Gerace, Malvasia de Sitges and Malvasia dubrovačka – synonyms of an old and famous grape cultivar. In: Vitis 45 (2), 69–73 (2006)
  3. Robinson Wine Grapes… (2015) Stichwort: Malvasia di Lipari
  4. Vincenzo Melia, Felice Capraro, Antonio Sparacio: La viticoltura delle isole minori della Sicilia. (pdf ital.)
  5. Hesiod: Ἔργα καὶ ἡμέραι, Verse 609-614: Wenn jetzt mitten am Himmel Orion und Sirios aufsteigt,/ Eos zugleich den Arkturos, die rosenfingrige,anschaut,/ Dann lies sämtliche Trauben, o Perses, bring sie nach Hause,/Setze sie aus zehn Tage und Nächte der wärmenden Sonne,/Leg in den Schatten sie noch fünf Tage und fülle, was huldvoll/Dir Dionysos geschenkt, in die Fässer darauf an dem sechsten. (Übersetzung H.Gebhardt bearbeitet von E.Gottwein). Zitiert nach dieser Quelle
  6. Regularien der DOC
  7. Altgriechische Etymologie pdf.
  8. Nesto, Sizilian Wine S. 257
  9. Guy de Maupassant: La vie errante. La Bibliothèque électronique du Québec. Volume 447 (Originalzitat: C’est bien le vin des volcans, épais, sucré, doré et tellement soufré, que le goût vous en reste au palais jusqu’au soir: le vin du diable. (Übersetzung: Autor)
  10. Vincenzo Melia, Felice Capraro, Antonio Sparacio: La viticoltura delle isole minori della Sicilia. (pdf ital.)
  11. Giuseppe di Vita et al.: The Role of Innovation and Organisation in Small Size Wineries: The Case of Malvasia delle Lipari PDO Wine In: Quality access to success. Vol 14, Nr. 137; Dez. 2013. pdf engl.