Benutzer Diskussion:Berthold Langguth

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Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von Goran Güte in Abschnitt Artikel Tinnitus
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Artikel Tinnitus[Quelltext bearbeiten]

Zunächst einmal willkommen bei Wikipedia! Da bei Wikipedia im Regelfall geduzt wird, mache ich das jetzt auch einmal. Aus deinem Namen und deinen Änderungen im Artikel "Tinnitus" schlussfolgere ich, dass du vermutlich Dr. Berthold Langguth vom Tinnituszentrum Regensburg bist. Es freut die Benutzer von Wikipedia immer, wenn jemand mit einem so großen Fachwissen dazu bereit ist, mitzuarbeiten. Allerdings musste ich feststellen, dass deine bisherigen Änderungen vor allen Dingen sehr einseitig Behandlungen und Studien hervorheben, an denen offenbar du selbst, dein Arbeitgeber und direkte Kooperationspartner beteiligt sind. Ich finde das sehr schade, denn es könnte von dem ein oder anderen Benutzer leicht als unnötige akademische Eitelkeit oder schlimmstenfalls als Schleichwerbung missverstanden werden. Was hältst du davon, stattdessen den Bereich über die Pathophysiologie des Tinnitus auszubauen? Hier gibt es sehr viel Verbesserungsbedarf! --Goran Güte 19:41, 12. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Es ist richtig, ich bin Dr. Berthold Langguth vom Tinnituszentrum Regensburg. Meine Änderungsvorschläge bezogen sich auf alle Bereiche des "Tinnitus" Beitrags. Was die Tinnitusbehandlung betrifft, sind alle meine Änderungsvorschläge durch entsprechende Literaturstellen gestützt. Die Kritik, daß einseitig Behandlungen hervorgehoben werden, die wir anbieten, kann ich nicht nachvollziehen. Es ist eher andersherum. Wir versuchen unseren Patienten alle Behandlungsverfahren anzubieten, deren Wirksamkeit durch Studien erwiesen ist, unabhängig davon, wer die Studien durchgeführt hat.
Was den Bezug zu wissenschaftlichen Studien betrifft, so sind die Quellenangeben im Artikel recht heterogen und reichen von "Nature"-Veröffentlichungen bis zu Konferenzbeiträgen. Unter anderem sind hier einige Studien erwähnt, an denen ich beteiligt war, es ist jedoch beileibe nicht so, daß ich alle diese Studien eingefügt hätte.
Wenn eine detailierte Überarbeitung des Bereiches Pathophysiologie gewünscht ist, kann ich dies gerne übernehmen. --Berthold Langguth 09:28, 15. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich bedanke mich erst einmal herzlich für die Bereitschaft, den Teil über die Pathophysiologie des Tinnitus auszubauen. Hier gibt es momentan erhebliche Schwächen im Artikel. Meine bisherige Kritik möchte ich außerdem etwas näher erläutern: Natürlich spricht nichts dagegen, wenn ein Wissenscahftler auch auf Studien verweist, an denen er selbst mitgearbeitet hat. Tatsache ist allerdings, dass fast sämtliche bislang von dir in den Artikel eingebauten Hinweise derartige Publikationen betreffen. Das alleine wirkt schon einmal ungewöhnlich, ist aber sicher noch kein Grund zu Kritik. Schwierig wird es allerdings, wenn so Behandlungen, die ihre Wirksamkeit bislang nur in viel zu kleinen, methodisch problematischen Studien gezeigt haben, in ein strahlend positives Licht gerückt werden. Weder rTMS, noch Hirnschrittmacher (oder auch Qigong) können als etablierte Behandlungen gegen Tinnitus bezeichnet werden. Jeder Cochrane Review würde zum gleichen Ergebnis kommen. Kein Medikament hätte auf Basis solcher Untersuchungen auch nur den Hauch einer Chance, die Marktzulassung zu bekommen. Und es ist sehr wohl im Rahmen des realistisch Möglichen, dass sich diese Behandlungen auch niemals etablieren werden. Ebenso ist es möglich, dass sie sich durchsetzen werden, aber eine Behandlung muss bekanntlich so lange als unwirksam betrachtet werden, bis die Wirksamkeit bewiesen ist. Über die hinlänglich bekannten Kriterien für einen Wirkungsnachweis brauchen wir uns hier glaube ich nicht zu unterhalten. Es ist die eine Sache, neue Behandlungsansätze im Rahmen von Studien zu erproben. Sie an zahlenden Patienten anzuwenden und sie auf einer Enzyklopädie möglichst vielversprechend aussehen zu lassen, ist eine andere Sache. --Goran Güte 11:03, 15. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich würde mir hier eine etwas differenziertere Sichtweise wünschen. Ein Aspekt ist, über Behandlungsmethoden zu informieren, für deren Wirksamkeit ein hohes Maß an Evidenz besteht. Dies ist zum Beispiel ein Wirksamkeitsnachweis auf dem Niveau eines Cochrane Reviews bzw. die Kriterien, die heutzutage zur Marktzulassung von Medikamenten gebräuchlich sind.
Ich stimme aber nicht darin überein, dass alle Therapien, für die ein derartiger Wirknachweis (noch) nicht existiert, als unwirksam zu bezeichnen sind.
Es stellt für betroffene Patienten eine wichtige Orientierung da, welche Methoden nie wissenschaftlich untersucht wurden bzw. für welche Methoden erste positive Ergebnisse vorliegen. Ob diese Ergebnisse bereits ausreichend sind, derartige Methoden in der Routineversorgung anzubieten, ist eine andere Frage.
In diesem Zusammenhang halte ich es auch richtig, dass die Arbeit von Engineer et al. erwähnt ist, auch wenn die Anwendbarkeit in der klinischen Versorgung noch sehr weit entfernt ist.
Darüberhinaus ist die Kritik "Tatsache ist allerdings, dass fast sämtliche bislang von dir in den Artikel eingebauten Hinweise derartige Publikationen betreffen" schlichtweg falsch.
Eine von mir eingebaute Publikation betrifft zum Beispiel den Cochrane Review zur CBT bei Tinnitus. Es kann nicht sein, dass Evidenznachweis auf Ebene von Cochrane Reviews gefordert wird und dann positive Ergebnisse eines derartigen Reviews nicht Eingang auf die Seite finden.
Insgesamt bin ich selbst bei drei der elf vorgeschlagenen zusätzlichen Quellangaben mitbeteiligt gewesen, wobei zwei dieser drei Quellen Consensusarbeiten einer größeren Gruppe von Experten darstellen. Man kann also hier sicher von einer ausgewogenen wissenschaftlichen Darstellung der Sachverhalte ausgehen, was bei vielen anderen Quellen auf der Seite, die zum Beispiel lediglich persönliche Meinungen widerspiegeln sind, nicht der Fall ist.
Wie gesagt, ich würde mir hier eine sachlichere und korrektere Auseinandersetzung wünschen. --Berthold Langguth 12:50, 18. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Es freut mich, dass du ebenso wie ich eine sachliche und korrekte Diskussion wünschst. Wie du sicher gesehen hast, wurde von mir nicht eine einzige Studie, die du in den Artikel eingebracht hast, gelöscht. Es gab lediglich Ergänzungen für den Leser, die korrekt und nüchtern auf vorhandene Schwachpunkte bisheriger Untersuchungen aufmerksam machen. Der Cochrane Review zur kognitiven Verhaltenstherapie ist ebenso weiter vorhanden wie die Studie von Engineer. Gerne können wir aber konkret durchgehen, welche deiner Änderungen ich aus welchem Grund erneut verändert habe. Hier die aus meiner Sicht wesentlichen Punkte; du kannst aber gerne ergänzen:
1. "Darüberhinaus hat der enorme Wissenszuwachs über die Mechanismen der Tinnitusentstehung zur Entwicklung vielfältiger neuartiger Therapieansätze geführt, die in ersten Pilotuntersuchungen sehr vielversprechende Ergebnisse gezeigt haben." -> "Für die meisten der angebotenen Therapien liegt kein Wirknachweis im Sinne von großen placebokontrollierten Studien vor. Ein Wissenszuwachs über die Mechanismen der Tinnitusentstehung hat gleichwohl zur Entwicklung vielfältiger neuartiger Therapieansätze geführt, die in jüngster Zeit in Pilotuntersuchungen untersucht wurden und werden." Begründung: Eine derart wertende Beschreibung experimenteller Therapien ("enorm", "vielfältig neuartig", "sehr vielversprechend") entspricht nicht dem nüchtern-sachlichen Stil einer Enzyklopädie.
2. "Auch Behandlungsversuche, Medikamente gezielt mittels eines Katheters im Innenohr zu verabreichen, haben sich bisher noch nicht etablieren können." -> "Auch Behandlungsversuche, Medikamente gezielt mittels eines Katheters im Innenohr zu verabreichen, blieben bislang erfolglos." Begründung: Wikipedia ist keine in die Zukunft schauende Kristallkugel. Ob sich die Therapien jemals etablieren werden, ist unklar. Tatsache ist, dass die bisherige Forschung (siehe Quelle) scheiterte. Kannst du übrigens noch sehr viel deutlicher sehen, wenn du dir die komplette Habil-Schrift durchliest, die der Publikation zugrundeliegt.
3. "Die aktuelle Forschung untersucht, ob die transkranielle Magnetstimulation zur Milderung des Tinnitus geeignet ist. Dabei werden gezielt diejenigen Gehirnareale, die bei Tinnitsupatienten in der Aktivität verändert sind durch magnetische Stimulation moduliert. Mittlerweile liegt eine Vielzahl von Studien vor, die zeigen, dass mit dieser Methode die Tinnituswahrnehmung und –belastung gelindert werden kann. Einschränkend ist zu bemerken, dass bisher nur ein Teil der behandelten Patienten profitiert." -> "Aktuelle Forschung untersucht, ob die transkranielle Magnetstimulation zur Milderung des Tinnitus geeignet ist. Dabei werden gezielt diejenigen Gehirnareale, die bei Tinnitsupatienten in der Aktivität verändert sind durch magnetische Stimulation moduliert. Mittlerweile liegen mehrere Studien vor, die andeuten, dass mit dieser Methode die Tinnituswahrnehmung und –belastung eventuell gelindert werden kann. Einschränkend ist zu festzuhalten, dass die Größe der Studien sowie die Nachbeobachtungszeit unzureichend sind." Begründung: Aufgrund methodischer Schwachpunkte, die auch in der von dir als Quelle angegebenen Veröffentlichung eingeräumt werden, ist unklar, ob die Behandlung tatsächlich wirkt oder evt. Faktoren wie statistischer Zufall & Publication Bias für die guten Ergebnisse verantwortlich sind. In diesem Zusammenhang habe ich natürlich auch das Wort "Controversy" korrekt in die Quelle eingefügt, das du leider vergessen hattest. Auch den von dir gelöschten Verweis zu der kritischen Publikation von Gerhard Hesse et al. habe ich wieder eingefügt. Es ist in der Tat eine Einzelmeinung, und als solche ergänzt sie natürlich nur die Kontroverse der zuvor genannten Quelle. Sie als alleinige Literaturangabe anzuführen, wie es vor deinem Edit der Fall war, ist selbstverständlich nicht mehr vertretbar.
4. "Erste positive Ergebnisse liegen auch vor für implantierte Hirnschrittmacher, deren Einsatz derzeit intensiv untersucht wird." -> "Wissenschaftlich bislang nicht ausreichend gesichert ist auch die vermeintliche Wirkung implantierter Hirnschrittmacher, die beispielsweise an der Universitätsklinik in Antwerpen einer kleinen Zahl von Patienten eingesetzt wurden. Der Einsatz der Geräte wird weiterhin in Testreihen untersucht." Begründung: Siehe oben. Die Untersuchungen zu den Hirnschrittmachern sind extrem weit von einem ausreichenden Wirkungsnachweis entfernt. Ob den ersten positiven Ergebnissen weitere folgen werden, ist unklar.
5. "Zur Wirksamkeit der weit verbreiteten Tinnitus-Retraining-Therapie liegen mittlerweile auch erste randomisierte, kontrollierte Studien vor." -> "Zur Wirksamkeit der Tinnitus-Retraining-Therapie liegen bislang keine qualitativ ausreichenden randomisierten, kontrollierten Studien vor." Begründung: Anpassung an den Inhalt der Quelle: Nur weil randomisierte Studien vorliegen, heißt es noch lange nicht, dass diese die Wirkung ausreichend belegen. Die Feststellung, TRT seit weit verbreitet, ist außerdem nicht an einer Quelle festgemacht worden. Sie kann aber gerne wieder hinein, sobald ein Beleg kommt, denn vermutlich wird die Behandlung tatsächlich relativ häufig angewendet.
6. "Ein eindeutiger Nachweis besteht für die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie für Patienten mit Tinnitus." -> "Ein vergleichsweise eindeutiger Nachweis besteht für die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie für Patienten mit Tinnitus: Die Behandlung zeigte in randomisierten, kontrollierten Studien sowohl eine Überlegenheit gegenüber einer Nulltherapie (Warteliste) als auch gegenüber anderen Behandlungen. Sie kann demnach bei Patienten, die in erheblichem Maß unter ihrem Tinnitus leiden, die Lebensqualität signifikant verbessern, während die Behandlung auf die Lautstärke des Ohrgeräuschs oder mit ihm verbundene Depressionen keinen Einfluss zu haben scheint. Aus technischen Gründen war eine Verblindung der Behandlungsgruppen jedoch nicht möglich." Begründung: Präzisierung des Inhaltes der Quelle, Zusammenrückung der bislang getrennten Themenblöcke zu kognitiver Verhaltenstherapie, Hinweis auf die leider nicht zu überwindende technische Hürde der Verblindung.
7. "Entspannungsübungen wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können die Chance auf Linderung eventuell ebenfalls verbessern. Die Wirksamkeit von Qigong in der Tinnitusbehandlung wurde kürzlich in einer kontrollierten Studie belegt." -> "Entspannungsübungen wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können die Chance auf Linderung ebenfalls eventuell verbessern. Die Wirksamkeit von Qigong in der Tinnitusbehandlung wurde kürzlich in einer kontrollierten Studie gezeigt. Einschränkend ist festzuhalten, dass die Kontrollgruppe in dieser Untersuchung auf einer Warteliste stand und keine Behandlung erhielt. Eine negative Voreingenommenheit ist somit nicht auszuschließen." Begründung: Eine Wartegruppe ist eine problematische Kontrollgruppe. Ich denke, hier sind wir uns einig.
8. Ergänzung zur Vagusnerv-Stimulation: Bislang gibt es keine aussagefähigen Untersuchungen am Menschen. Das sollte der Leser auch wissen, bevor er sich möglicherweise für eine solche invasive Behandlung entscheidet.
Abschließend noch ein Wort zu meiner Bemerkung, die von dir eingefügten Quellen stünden überwiegend im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Tinnituszentrums Regensburg: Wenn ich mir das Therapieleistungsspektrum des Zentrums und die Kooperationspartner ansehe, kann ich nicht erkennen, was an diesem Fazit falsch sein soll. Einzige Ausnahme ist, soweit ich erkennen kann, die Verabreichung von Medikamenten direkt in das Innenohr mittels Katheter. Bitte korrigiere mich, falls ich falsch liege. --Goran Güte 08:29, 19. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich freue mich, dass der Ton jetzt sachlicher wird. Die entsprechenden Änderungen auf der Webseite halte ich im Wesentlichen für akzeptabel.
Wenn auf sachliche Berichterstattung Wert gelegt wird würde jedoch bitten, den Begriff "vermeintlich" in dem Satz "Wissenschaftlich bislang nicht ausreichend gesichert ist auch die vermeintliche Wirkung implantierter Hirnschrittmacher, die beispielsweise an der Universitätsklinik in Antwerpen einer kleinen Zahl von Patienten eingesetzt wurden. Der Einsatz der Geräte wird weiterhin in Testreihen untersucht." zu löschen, da dieser Begriff aus meiner Sicht die involvierten Forscher diskreditiert.
Zur Behandlung von Tinnitus mittels topischer Medikamentenapplikation liegen durchaus auch positive Pilotergebnisse vor. Ich denke, man kann hier nicht von einem "Scheitern der Forschung" sprechen:
Eur Arch Otorhinolaryngol. 2010 May;267(5):691-9. Epub 2009 Oct 22.
Effects of extracochlear gacyclidine perfusion on tinnitus in humans: a case series.
Wenzel GI, Warnecke A, Stöver T, Lenarz T.
Department of Otorhinolaryngology, Head and Neck Surgery, Medical University Hannover (MHH), Carl-Neuberg-Str. 1, 30625, Hannover, Germany. Wenzel.Gentiana@mh-hannover.de
Abstract
Gacyclidine, a non-competitive NMDA receptor antagonist, is a phencyclidine derivative with neuroprotective properties. It has been previously safely administered intravenously to acute traumatic brain-injured patients. Experiments in guinea pigs have shown that local administration of gacyclidine to the cochlea can suppress salicylate-induced tinnitus. Thus, we thought that patients with therapy-resistant sensorineural tinnitus might benefit from a local therapy with gacyclidine. As a compassionate treatment, we administered aqueous gacyclidine solution via a Durect RWmuCath(TM) into the round window niche in six patients with unilateral deafness associated with tinnitus. The response of each patient to the drug treatment was given a numerical value by the use of a visual analogue scale (VAS) on a scale of 0-10 for tinnitus intensity, where 0 represented no tinnitus and 10 represented unbearable tinnitus-intensity or -annoyance (subjective). After constant perfusion of gacyclidine for 40-63 h, four out of six patients experienced a temporary relief from their tinnitus. No serious side effects were recorded in any of the cases. Gacyclidine might present a potent drug for the suppression of sensorineural tinnitus in humans and therefore should be considered for future double-blinded, placebo-controlled clinical trials. For lasting effective treatment, controlled intracochlear and long-term delivery of the drug seems to be necessary. Further studies investigating the toxicological effects of gacyclidine intracochlear perfusion as well as different dosages and therapy durations are under way to ensure the safety of the drug for long-term human use and warrant clinical trials.
Auf eine aktuelle randomisierte Studie zur Wirksamkeit der TRT möchte ich ebenfalls hinweisen:
Ear Hear. 2011 Mar-Apr;32(2):145-55.
Effect of tinnitus retraining therapy on the loudness and annoyance of tinnitus: a controlled trial.
Bauer CA, Brozoski TJ.
Division of Otolaryngology Head and Neck Surgery, Department of Surgery, Southern Illinois University School of Medicine, Springfield, Illinois 62794, USA. cbauer@siumed.edu
Abstract
OBJECTIVES: Subjective tinnitus is the sensation of hearing a sound in the absence of an external stimulus. Although an estimated 30 million Americans experience chronic tinnitus, only a small percentage are significantly bothered by the sensation. However, this population is currently in need of effective therapy that reduces the impact of tinnitus. Tinnitus retraining therapy has been promoted as an effective intervention for treating chronic bothersome tinnitus from any etiology. The aim of this study was to compare the effect of tinnitus retraining therapy on the loudness and annoyance of tinnitus with a control group.
DESIGN: Subjects with subjective, stable, bothersome, chronic tinnitus, and normal to near-normal hearing in the speech frequencies (average pure-tone thresholds for 0.5, 1, 2, and 4 kHz ≤ 30 dB HL) were recruited to participate in a study for the effect of tinnitus retraining therapy (TRT) on the loudness and annoyance of their tinnitus. Participants were assigned to either the TRT arm or a control arm, with assignment balanced between groups by tinnitus severity. After baseline evaluation, participants received acoustic stimulation devices and 3 mos of individual counseling. An integrated computerized test battery of questionnaires and psychophysical procedures were used to evaluate participants at 6, 12, and 18 mos after enrollment. The primary outcome measure was the change in total score on the tinnitus handicap inventory. Secondary outcome measures were change in global tinnitus impact on a tinnitus experience questionnaire, subjective tinnitus loudness rating, and tinnitus loudness objectively measured using a psychophysical matching procedure.
RESULTS: Both TRT and general counseling without additional sound therapy are effective in reducing the annoyance and impact of tinnitus. The largest effect on overall tinnitus handicap was observed in the TRT participants, with an effect size of 1.13. However, a clinically significant effect was also observed in the control group, with an effect size of 0.78.
Was die Behandlung in Regensburg betrifft, möchte ich nochmal betonen, dass die Behandlung individualisiert erfolgt und wir jedem Patienten das anbieten, was wir im individuellen Fall am vielversprechendsten halten.
Meine Kommentare zu der Webseite waren einzig und allein dadurch motiviert, dass meiner Meinung nach die Evidenzlage zur Tinnitusbehandlung nicht korrekt wiedergegeben war und hat nichts mit den von uns angebotenen Behandlungen zu tun.
Tatsächlich bieten wir selbst weder TRT, noch Hörgeräteversorgung, noch Qigong an. Es ist aber richtig, dass wir diese Behandlungen einzelnen Patienten empfehlen.
Experimentelle Behandlungen erfolgen ausschließlich im Rahmen von Behandlungsstudien. --Berthold Langguth 13:05, 19. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich denke, dass wir trotz aller unterschiedlicher Grundauffassungen zu einem recht ansehnlichen Ergebnis kommen. Deine Erklärung in Punkto Interessenkonflikt nehme ich dankbar zur Kenntnis und habe keine weiteren Fragen. Bitte entschuldige, falls meine ursprüngliche Reaktion über das Ziel hinaus geschossen ist. Bei dem, was im Laufe der Zeit in diesem Wikipedia-Artikel schon geschehen ist und bei den unendlich vielen "Therapiedurchbrüchen", die Monat für Monat durch die Presse geistern, gewöhnt man sich irgendwann eine vielleicht zu kritische Grundeinstellung an. Ich denke, wir können festhalten, dass beide Seiten zum Teil unglückliche Formulierungen gewählt hatten und in vielen Fällen ein guter Mittelweg gefunden werden kann.
Das Wort "vermeintlich" habe ich jetzt durch "möglich" ersetzt: Mein Sprachgefühl hatte mich hier leider getäuscht, denn ich hatte es von Anfang an als Synonym für "möglich" im Kopf. Tatsächlich bedeuet es eher "scheinbar", was ohne Zweifel eine unangemessene negative Konnotation hat. Den Abschnitt über die Lokaltherapie habe ich außerdem mit der neuen Quelle ergänzt. Die ursprüngliche Fassung enthielt die Formulierung "entsprechende Medikamente", womit ein Bezug vor allem zu Ehrenbergers Glutamat, GDEE & Caroverin hergestellt werden sollte. Insbesondere R. Heermanns Habil-Schrift, die man als Quelle nachtragen könnte, würde ich klar als das Eingeständnis lesen, dass diese Studie ganz und gar gescheitert ist. Klingt dort alles noch deutlich ernüchternder als in der Zeitschriftenfasssung. Sobald man natürlich noch andere Untersuchungen mit ins Spiel bringt, muss der Abschnitt (wie jetzt geschehen) geändert werden.
Meine Probleme habe ich dagegen mit der neuen Untersuchung zu TRT von Bauer. Ich habe die neue Publikation noch nicht im Volltext gelesen, werde das aber schnellstmöglich nachholen. Der Abstract erweckt bei mir bislang leider stark den Verdacht, dass die Studie möglicherweise nicht randomisiert ist.
Schließlich noch eine Frage an dich: Wie würdest du die derzeitige Formulierung in Bezug auf Memantin werten? Die Studie, an der du beteiligt warst, verlief im Gesamtergebnis negativ. Man könnte aber durchaus auf eventuelle weitere Untersuchungen verweisen. Interessant wäre, wie ja gesagt wird, eine Studie mit einem längeren Einnahmezeitraum. Ist so eine Untersuchung konkret geplant? Und sind eigentlich die Tübinger Studienergebnisse tatsächlich nie veröffentlicht worden? Dort wurde doch besonders intensiv zu Memantin geforscht und dort hält man doch sogar das Patent für den Einsatz bei Tinnitus! Wieso sind die allem Anschein nach raus aus dem Memantin-Boot? --Goran Güte 19:32, 19. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich teile die Auffassung, dass das Ergebnis ansehnlich ist. Es ist sicher schwierig, diesen Wikipedia Artikel aktuell, korrekt und ausgewogen zu halten. Gleichzeitig soll er Patienten ja auch als Orientierung dienen. In diiesem Zusammenhang halte ich es für wichtig, neuartige Therapieformen, die sich in Entwicklung befinden und für die die Studienlage naturgemäß noch dünn ist, nicht gleich komplett zu verdammen. Vielen Patienten gibt die Tatsache, daß an neuen Methoden geforscht wird, Hoffnung und diese Hoffnung hilft es, tagtäglich den Tinnitus auszuhalten.
Selbstverständlich erwartet man von einem Wikipedia Artikel in erster Linie, dass alle Informationen absolut korrekt sind. Auch eine kritische Wertung der bestehenden Literatur halte ich für adäquat. Bei allem Verständnis dafür, die Kriterien für Wirksamkeitsnachweise hoch anzusetzen, sollten über die verschiednen Verfahren mit (noch) fehlendem Wirknachweis nuanciert informiert werden. Meiner Ansicht nach sollten Unterschiede gemacht werden zwischen Verfahren, für die nie irgendeine kontrollierte klinische Studie durchgeführt wurde und solchen, die neuartig sind, und derzeit durch vielfältige Studien untersucht werden.
Aber wie gesagt, ich denke, die jetzige Version ist ein guter Mittelweg.
Den Artikel von Carol Bauer und Thomas Brozoski habe ich im Original auch noch nicht gelesen, entsprechend dem Abstract scheint die Zuordnung zu den Behandlungsarmen möglicherweise tatsächlich nicht randomisiert erfolgt zu sein.
Bzgl. Memantine kenne ich lediglich die Daten unserer Studie, bei der sich für die Gesamtgruppe kein signifikanter Vorteil ergab. Es ist richtig, dass einzelne Patienten über eine Verbesserung unter Memantine berichteten, zum Teil auch mit entsprechender Verzögerung. Das Phänomen einzelner Responder finden wir in vielen Studien und es stellt sich die Frage, ob diese Heterogenität in der Reaktion auf therapeutische Interventionen nicht bedingt ist durch unterschiedliche Formen von Tinnitus. Das bedeutet, daß RCT nicht unbedingt geeignet sind, Behandlungen zu identifizieren, die für Subgruppen von Tinnituspatienten geeignet sind.
Andere Daten zu Memantine kenne ich nicht, aber Neramexane, das mit Memantine strukturverwandt ist und ebenfalls ein NMDA Antagonist ist, hat in der gerade veröffentlichten Phase II Studie positive Effekte ja lediglich 4 Wochen nach Abschluß der Behandlung gezeigt.
Viele Grüße aus Regensburg, --Berthold Langguth 12:17, 20. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich stimme dir grundsätzlich zu, sehe allerdings noch ein Problem: Einige Behandlungen befinden sich quasi seit Jahren in der Dauererprobung. Mir fällt hier spontan Caroverin ein, das von einem bestimmten Forscherkreis immer wieder und wieder ins Spiel gebracht wird, aber - machen wir uns nichts vor - aus gutem Grund von sonst fast niemandem mehr ernst genommen wird. Dann gibt es andere Behandlungen (z.B. bestimmte Formen akkustischer Stimulation), die es vielleicht bis zur Phase II gebracht haben, aber bei denen höchst unklar ist, ob es jemals zur Phase III kommen wird. Auch TRT nach dem strikten Jastreboff/Hazell-Protokoll ist ja fast schon so ein Fall von Dauererprobung über Jahrzehnte, bei der ich persönlich kein Ende absehen kann.
Nicht ganz sicher bin ich mir auch bei einem möglichen zukünftigen Abschnitt über Neramexan, wo die Ergebnisse aus Phase II bei näherer Betrachtung etwas ungewöhnlich wirken. Dass z.B. die (ohnehin recht mäßige) Wirkung erst einige Zeit nach dem Absetzen statistisch signifikant besser als unter Placebo wird, ist schon ein wenig verwunderlich. Wenn ich mir sehr genau ansehe, welche Nebenwirkungen in den Behandlungsgruppen aufgetreten sind, bin ich mir auch nicht sicher, wie effektiv die Verblindung war. Konnte man hier wirklich nicht erkennen, wenn man ein aktives Medikament bekam? Klar, man muss vor allen Dingen die Phase-III-Studie abwarten, aber momentan wüsste ich nicht so ganz, wie ich einen Abschnitt über Neramexan formulieren sollte.
Schließlich noch ein Wort zu möglichen Untergruppen von Tinnituspatienten: Bitte verbessere mich, wenn ich falsch liege, aber meines Wissens ist bislang die Existenz solcher Subgruppen hypothetisch. Natürlich kann und sollte man sie als Arbeitsmodell verwenden. Prinzipiell ist aber immer auch die Gefahr da, dass man in einer Posthoc-Analyse vermeintliche Untergruppen aufspürt, die nichts als statistischer Zufall sind. Wenn man lange genug sucht, wird man wohl immer einen bestimmten Teil von Patienten finden, wo eine Behandlung scheinbar wirkt. Z.B. bei rothaarigen Männern unter 34, die übergewichtig sind? (Das Beispiel nur als bewusst übertriebene Zuspitzung.) --Goran Güte 07:38, 21. Apr. 2011 (CEST)Beantworten