Bewerbungsgespräch
Das Bewerbungsgespräch (auch Vorstellungsgespräch, Einstellungsgespräch oder Job-Interview) ist meistens ein persönliches Gespräch zwischen einer Organisation (Arbeitgeber, Hochschule usw.) und einem Bewerber. Die Anzahl der Vertreter des zukünftigen Arbeitgebers kann zwischen einer und mehreren Personen variieren. Bei größeren Organisationen liegt die Anzahl der Teilnehmer meistens bei bis zu vier Personen, da nicht nur der künftige Vorgesetzte als Vertreter der Fachabteilung anwesend ist, sondern auch ein Personalreferent und ein Vertreter des Betriebsrates bzw. Personalrates. Es kommt dabei in der Regel zu mehreren Gesprächsrunden, in deren Verlauf die Zusammensetzung variiert. Der Aufwand steigt tendenziell mit der Wertigkeit der Stelle, d. h. das Bewerbungsgespräch mit einem Praktikanten erfordert betrieblicherseits weniger Ressourcen als das Bewerbungsgespräch mit einer Führungskraft.
Vor dem Bewerbungsgespräch
Das Bewerbungsgespräch wird meist durch eine schriftliche oder elektronische Bewerbung eingeleitet, und manchmal gehen dem eigentlichen Gespräch Testverfahren (Persönlichkeitstests, Intelligenztests, o. Ä.) voraus.[1] Es gibt zwei Formen des Bewerbungsgespräches; entweder der Bewerber und der Arbeitgeber treffen sich persönlich, ein Präsenzbewerbungsgespräch. Das Gespräch kann auch telefonisch durchgeführt werden, dieses Verfahren nennt man Telefonisches Bewerbungsgespräch. Bei unzulässigen Fragen des Arbeitgebers steht dem Arbeitnehmer ein Recht auf Lüge zu.
Es geht beim Bewerbungsgespräch nicht nur um die Erfassung fachlicher Qualifikationen, sondern auch um soziale Kompetenzen. Die Organisation will wissen, ob der Bewerber in das bestehende Team und zu den Anforderungen passt, und wie er auftritt. Hier ist besonders auch das äußere Erscheinungsbild des Bewerbers relevant.
Zu einem Bewerbungsgespräch wird nur ein enger Personenkreis eingeladen, um dann eine endgültige Entscheidung treffen zu können. Häufig wird auf die Bewerbungsunterlagen Bezug genommen. Unter Umständen wird auch auf öffentlich zugängliche Quellen Bezug genommen, etwa auf evtl. vorhandene Profile des Bewerbers bei sozialen Netzwerken.
Struktur des Bewerbungsgespräches
Ein Bewerbungsgespräch läuft in den meisten Fällen unstrukturiert ab. Lediglich bei anspruchsvollen Stellen folgt das Bewerbungsgespräch in seltenen Fällen einer klaren Linie.
Übliche Gesprächsinhalte sind:
- Begrüßung und Vorstellung der Gesprächspartner
- Vorstellung der Unternehmensstruktur, der Abteilung, der zu besetzenden Position
- Selbstpräsentation durch den Bewerber
- Diagnostische Fragen an den Bewerber
- Fragemöglichkeit für den Bewerber an das Unternehmen
- Organisatorisches zum weiteren Vorgehen und Verabschiedung
An eignungsdiagnostischen Kriterien orientierte strukturierte Vorstellungsgespräche können die Vorhersagegüte erheblich verbessern, finden aber wegen des Mehraufwandes selten Anwendung. Ein Beispiel stellt das Multimodale Interview nach Heinz Schuler dar.
Seitens des Bewerbers gewährt das Bewerbungsgespräch die Möglichkeit, Fragen zu Themen wie Karriereperskeptiven u. ä. zu stellen und anderweitig gewonnene Vorkenntnisse über den Arbeitgeber mit dem eigenen Eindruck abzugleichen. So kommt der Bewerber seinerseits zu einer Entscheidung darüber, ob er ein Arbeitsverhältnis mit diesem Arbeitgeber aufnehmen will.
Siehe auch
Literatur
- Jürgen Hesse, Hans-Christian Schrader: Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch. Wie Sie beeindrucken, überzeugen, gewinnen. Eichborn, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8218-5955-2.
- F. Petersen, M. Mery: Die Bewerbung zum Studium. Erfolgreich bewerben für Bachelor und Master (Kapitel 5.2: Beispielfragen für das Auswahlgespräch), Verlag Ausbildungspark, Offenbach 2010, S. 294–303. ISBN 978-3-941356-02-3.
- Püttjer, C. & Schnierda, U.: Das überzeugende Bewerbungsgespräch für Hochschulabsolventen. Frankfurt/Main: Campus. 2010. ISBN 978-3-593-39244-8
- Sarges, W.: Personal – Auswahl, Beurteilung und Entwicklung. In J. Straub, J. Kochinka & H. Werbik (Hrsg.), Psychologie in der Praxis - Anwendungs- und Berufsfelder einer modernen Wissenschaft (S. 487–522). München: dtv. 2000. ISBN 3-423-36183-2, Artikel als PDF (355 kB)
- Sarges, W.: Biographisches Interviewen in der Eignungsdiagnostik. In G. Jüttemann (Hrsg.). Biographische Diagnostik (S. 169–177). Lengerich: Papst. 2011, Artikel als PDF (295 kB)
- W. Sarges: Interviews. In: W. Sarges (Hrsg.). Management-Diagnostik (4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage; S. 575–592). Hogrefe, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8017-2385-9.
- Heinz Schuler: Das Einstellungsinterview. Hogrefe, Göttingen 2002, ISBN 3-8017-0883-7.
Weblinks
- ABC der Bewerbung, Vorstellungsgespräch, Tipps und Antworten zu den häufigsten Unsicherheitsfaktoren, Jobmensa
Einzelnachweise
- ↑ Intelligenztests sind besser als Assessment-Center, ZEIT-Online, 26. Februar 2013