Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer

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BAFF-Logo

Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAFF) ist ein Zusammenschluss von Zentren, Einrichtungen und Projekten, die sich die soziale, psychologische und medizinische Versorgung und Behandlung von Flüchtlingen und Überlebenden organisierter Gewalt zur Aufgabe gemacht haben.

In den Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und den Behandlungszentren für Folteropfer wird psychisch belasteten Flüchtlingen Psychotherapie (meist mit Schwerpunkt Traumatherapie), sozialarbeiterische Begleitung und oft auch Gruppenarbeit angeboten. Die meisten Zentren bieten darüber hinaus Fortbildung und Fachberatung für medizinische, psychotherapeutische und pädagogische Fachkräfte an und setzen sich auch auf politischer Ebene für die Belange von Flüchtlingen ein.

Entstehung

Der eingetragene Verein ging 1997 aus einer Reihe von nationalen Treffen und Fachtagungen hervor, in welchen die Idee eines bundesweiten Bündnisses der Psychosozialen Zentren in Deutschland befürwortet wurde. Die BAFF nimmt Aufgaben wahr, die allen Mitgliedsorganisationen gemeinsame Anliegen sind und die die Wirkungs- und Einflussmöglichkeiten der einzelnen Organisationen sinnvoll erweitern, so z.B.

  • gemeinsame Projekte und Evaluation
  • Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den Zentren und mit externen Fachkräften
  • Arbeitsgruppen zu Standards in der Therapie und Begutachtung psychotraumatisierter Flüchtlinge
  • Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
  • europäische und internationale Vernetzung
  • Fortbildungen und eine jährliche Bundesfachtagung

Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Berlin.

Ziele

  • Vernetzung der Behandlungszentren auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene
  • Stärkung des fachlichen Austauschs mittels der Entwicklung, Sammlung und Weitergabe von professionellen Standards, neuster Forschungsergebnisse, rechtlicher Veränderungen etc.
  • Entwicklung und Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen innerhalb der Behandlungszentren (Fortbildung, Fachtagungen, Zusammenarbeit mit Ausbildungsinstituten)
  • Angebot von Qualifizierungsmaßnahmen für Fachleute außerhalb der Behandlungszentren
  • Vermittlung von Expertise für Tagungen, Expertenrunden, Politik, Verwaltung und Fachleute etc.
  • Suchen und Fördern der Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden, Ärzte- und Psychotherapeutenkammern, Entscheidungsträgern im Gesundheits- und Sozialwesen sowie weiteren öffentlichen Interessenvertretern und europäischen Institutionen
  • Stärken des Schutzes und der Achtung für die Opfer von Gewalt und Verteidigung der Menschenrechte

Mitgliedsorganisationen

Der Verein hat rund 30 Mitglieder, dazu gehören alle größeren Einrichtungen zur Rehabilitation von Flüchtlingen und Folteropfern in Deutschland sowie einige Flüchtlingsberatungsstellen, die auch psychologische Angebote bereithalten. In beinahe allen Bundesländern Deutschlands befinden sich Mitgliedszentren:

Baden-Württemberg

refugio Stuttgart - Psychosoziales Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge
PBV Stuttgart - Psychologische Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene
BFU Ulm - Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm
REFUGIO Villingen-Schwenningen - Kontaktstelle für traumatisierte Flüchtlinge

Bayern

exilio Lindau - Hilfe für Migranten, Flüchtlinge und Folterüberlebende
REFUGIO München - Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer
PSZ Nürnberg - Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge

Berlin

bzfo Berlin - Behandlungszentrum für Folteropfer
XENION Berlin - Psychotherapeutische Beratungsstelle für politisch Verfolgte

Bremen

REFUGIO Bremen - Psychosoziales Zentrum für ausländische Flüchtlinge

Hessen

FATRA Frankfurt/M. - Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e.V.
Ev. Zentrum für Beratung und Therapie Frankfurt/M. - Haus am Weißen Stein - Beratung und Therapie für Flüchtlinge

Mecklenburg-Vorpommern

Psychosoziales Zentrum für Migranten in Vorpommern, Greifswald

Niedersachsen

Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V., Hildesheim

Nordrhein-Westfalen

PÄZ Aachen - Pädagogisches Zentrum - Fach- und Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausländischer, binationaler und deutscher Herkunft
MFH Bochum - Medizinische Flüchtlingshilfe
PSZ Düsseldorf - Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf
tzfo Köln - Therapiezentrum für Folteropfer Köln Caritas-Flüchtlingsberatung Köln
PSB Soest - Psychosoziale Beratungsstelle für Flüchtlinge der Diakonie Ruhr-Hellweg

Rheinland-Pfalz

AG Flucht und Trauma Rheinland-Pfalz im Fachdienst Migration Caritasverband für die Region Rhein-Mosel-Ahr

Saarland

PSZ Saarbrücken - Psychosoziales Beratungszentrum des Deutschen Roten Kreuzes

Sachsen

Mosaik e.V., Leipzig
Sächsischer Flüchtlingsrat in Dresden
Caktus e.V., Leipzig

Sachsen-Anhalt

PSZ Halle - Psychosoziales Zentrum für Migrantinnen und Migranten
PSZ Magdeburg

Thüringen

Refugio Thüringen in Jena − Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge

Außerdem ist Pro Asyl, die bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge, Mitglied der BAFF sowie einige Einzelpersonen als Fördermitglieder.

Aktivitäten

Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit

In Kontakt mit Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung setzt sich die BAFF für die Belange traumatisierter und psychisch belasteter Flüchtlinge und für die Absicherung ihrer Rehabilitation ein [1].

Zeitzeugen der Menschenrechte

Das Projekt Zeitzeugen der Menschenrechte verfolgt das Ziel, folterüberlebenden Flüchtlingen zu einer Stimme im öffentlichen Raum zu verhelfen. Ihre Erfahrungen von schweren Menschenrechtsverletzungen und ihre aktuellen Schwierigkeiten sind oft Thema der Zeitzeugnisse. Sie berichten aber auch über ihren Lebenswillen und ihre Kraft, trotz Folter und Erniedrigung weiterzuleben. Diese Zeitzeugnisse werden in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedseinrichtungen in Form von Interviews, Gruppendiskussionen, einer Schreibwerkstatt und verfremdeten Fotos dokumentiert und anonymisiert der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Mit dem Projekt reagiert die BAFF einerseits auf Bedürfnis der Menschen, ihre Erlebnisse von Gewalt, Flucht, Leben im Exil bzw. Rückkehr in die Heimat mitzuteilen und damit öffentlichen Raum zu betreten. Andererseits zielt die Veröffentlichung ihrer Biographien und Einzelschicksale auf die Sensibilisierung des öffentlichen Raums ab. Durch die Dokumentation der Zeitzeugen-Berichte können die unaussprechlichen Erlebnisse zugänglich und die konkreten Probleme und Bedürfnisse der Folteropfer sowie die erforderliche Unterstützung deutlich gemacht werden.

Kontextbezogene Traumabehandlung

Die BAFF informiert sich regelmäßig über bestehende Behandlungsangebote für Opfer von Menschenrechtsverletzungen vor Ort. Bereits bestehende kontextbezogene, integrierte Traumabehandlung in den Herkunftsländern sind besonders wichtig. BAFF sucht und pflegt Kooperation mit deutschen, europäischen und internationalen NGOs und Partnern. Der wechselseitige Transfer von Wissen und Erfahrung ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Versorgung im Heimatland. Zugleich kann das Kontextwissen helfen, die Lebenssituation sowie die politischen und kulturellen Hintergründe des Heimatlandes bzw. der Betroffenen besser zu verstehen und so einen Beziehungs-Aufbau und einen Zugang zu den Klienten fördern.

Arbeitsgruppe Flüchtlingskinder

Diese Arbeitsgruppe bemüht sich um gezielte Lobbyarbeit zu Gunsten der Flüchtlingskinder und Jugendlichen, um ihnen somit in ihrer Lebenssituation besser helfen zu können. Arbeitsschwerpunkte dieser Arbeitsgruppe sind etwa der Zugang zu Hilfsangeboten der Jugendhilfe oder gesundheitlicher Versorgungszentren, Aktivitäten zum Kinderschutz in Flüchtlingsfamilien sowie der Austausch zu Strategien lokaler Lobbyarbeit.

Arbeitsgruppe Fundraising

Gesundheitsregelversorgung übernimmt in der Regel nur begrenzt die Behandlung von Flüchtlingen und Folteropfern. Oft notwendige Dolmetscherkosten sind keine Leistungen, die von den Krankenkassen übernommen werden. Hinzu kommt, dass die besonderen Bedürfnisse von schwer traumatisierten Menschen niedergelassene Ärzte und Psychologen abschrecken. Die Behandlungszentren für Flüchtlinge und Folteropfer finanzieren sich vornehmlich durch Projektmittel, Stiftungen und Spendengelder. Fundraising und Fördermittelakquise ist daher ein wichtiger Bereich der Arbeit der BAfF und der Zentren.

BAFF-Forum

In einem Internetforum stellt die BAFF für Mitgliedseinrichtungen, Gesundheits- und Sozialberufler und Flüchtlingsberatungsstellen regelmäßig relevante Informationen bereit.

Einzelnachweise

  1. http://www.wiki.psz-duesseldorf.de/Th%C3%BCringer_Erkl%C3%A4rung

Weblinks