Buttergasse

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Blick in die Buttergasse kurz nach ihrer Freilegung, etwa 1948/1949
Grundriss der Buttergasse
Grabungsschnitt an einem Pfeiler der Halle, erkennbar ein gefundener Bombentopf
Eingangsbereich zur Buttergasse im Jahr 1976

Die Buttergasse ist ein denkmalgeschützter Gewölbekeller auf der Nordseite des Alten Markts in Magdeburg in Sachsen-Anhalt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zugang zum im Magdeburger Denkmalverzeichnis eingetragenen Gewölbe erfolgt über das Gebäude Alter Markt 13. Der Zugang führt vorbei an historischen Hauszeichen aus der Magdeburger Altstadt.

Architektur und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Alte Markt in Magdeburg war im Mittelalter nicht nur das politische Zentrum, sondern auch der wirtschaftliche Mittelpunkt der Stadt. Ein voll ausgebildetes Marktwesen gab es seit dem 12. Jahrhundert, rund um diesen Platz waren die unterschiedlichsten Märkte verteilt.

Die Buttergasse war eine kurze, schmale Gasse, die auf den Alten Markt mündete. An der Ecke Alter Markt/Buttergasse lag ein Grundstück mit einer vierschiffigen Halle, die eine Ausdehnung von 30,9 m × 15,4 m bei einer Höhe von 5,40 m besaß und über sieben Joche verfügte. Heute bestehen noch fünf Joche sowie an der Nord- und Südseite anschließende mit Tonnengewölbe versehene Nebenräume.

Dieser mittelalterliche Hallenbau wurde vermutlich um 1150 erbaut und war anfänglich das Innungshaus der Kramer, wie man damals die Kaufleute nannte. Die Einwölbung mit einem Gratgewölbe erfolgte nach dem Jahr 1207. Um 1350 ging der Bau an die Gerber-Innung über und war bis 1764 ihr Innungshaus. Als die Gerber ihr Innungshaus nicht mehr benötigten und es räumten, stand es leer. Durch Brandschutt und Abfall stieg das Niveau in den Straßen bis in das 17. Jahrhundert an und die einstigen Untergeschosse der Häuser wurden allmählich zu richtigen Kellern. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erfolgte eine Parzellierung der Halle. Es wurden Trennwände errichtet und die einzelnen Räume vermietet. Die hohen Räume wurden später mit Schutt verfüllt, nur der obere Teil der Gewölbe diente dann noch als Hauskeller.[1] 1716 wurden die Gewölbe der beiden südlichen Joche durch Tonnengewölbe ersetzt. Die seitlichen Pfeiler der Halle verfügen über einen quadratischen, die Mittleren über einen runden Grundriss. Bekrönt sind sie von Zwickelkapitellen. Die ursprünglichen Fenster der Halle befanden sich auf der Ostseite. Von dieser Seite her bestand auch ein Zugang über eine steinerne Treppe.[2]

Der in Vergessenheit geratene Gewölbekeller wurde 1947 im Zuge der Stadtkernforschung in der im Zweiten Weltkrieg schwer kriegszerstörten Magdeburger Innenstadt wiederentdeckt und freigelegt. Die wissenschaftlichen Ausgrabungsarbeiten begannen im Sommer 1948 unter Leitung von Wilhelm Unverzagt. Verdienste erwarb sich der Magdeburger Heimatforscher Werner Priegnitz. Der spätere Regisseur Hans Joachim Hildebrandt verfasste als Journalist einen Bericht über den Fund des Kellers. Im Zuge der Ausgrabung wurden etwa 2000 m³ Schutt aus dem Gewölbekeller und seinen Nebenräumen entfernt.[3] Den Namen der kleinen Gasse, die nach dem sich nicht an die historische Stadtstruktur haltenden Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs heute unbenannt ist, übertrug man auf den mittelalterlichen Gewölbekeller. In Teilen der Literatur wird sie auch als Halle an der Buttergasse bezeichnet.[4] Seit 1970 bestand eine Nutzung als Weinrestaurant Buttergasse. Auch heute wird der in ein modernes Gebäude integrierte Keller gastronomisch genutzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Gerling: Denkmale der Stadt Magdeburg. Helmuth-Block-Verlag, Magdeburg 1991, ISBN 3-910173-04-4, Seite 80.
  • Doris Köther: Magdeburg/Buttergasse – Altstadt unterm Kriegsschutt. In: Schaufenster der Archäologie – Neues aus der archäologischen Forschung in Magdeburg. Hg.: Landeshauptstadt Magdeburg, Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll | Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, S. 158–162. Magdeburg 2005.
  • Ernst Nickel, Ausgrabungen in der Altstadt von Magdeburg in Wissenschaftliche Annalen, Akademie-Verlag, 1952, 1. Heft, Seite 58 ff.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Michael Imhof Verlag Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 62.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Nickel, Ausgrabungen in der Altstadt von Magdeburg in Wissenschaftliche Annalen, Akademie-Verlag, 1952, 1. Heft, Seite 58.
  2. Ernst Nickel, Ausgrabungen in der Altstadt von Magdeburg in Wissenschaftliche Annalen, Akademie-Verlag, 1952, 1. Heft, Seite 58.
  3. Ernst Nickel, Ausgrabungen in der Altstadt von Magdeburg in Wissenschaftliche Annalen, Akademie-Verlag, 1952, 1. Heft, Seite 58.
  4. Heinz Gerling: Denkmale der Stadt Magdeburg. Helmuth-Block-Verlag, Magdeburg 1991, ISBN 3-910173-04-4, Seite 80.

Koordinaten: 52° 7′ 55,9″ N, 11° 38′ 17,9″ O