Catherine Monvoisin

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La Voisin, Prägestempel des 17. Jahrhunderts

Catherine Monvoisin (* um 1640; † 22. Februar 1680 in Paris; Geburtsname Deshayes), genannt La Voisin, war eine französische Serienmörderin, als angebliche Hexe verurteilt und eine der Hauptbeteiligten in der so genannten Giftaffäre (affaire des poisons).

Leben und Taten

Catherine Monvoisin lebte am Stadtrand von Paris. Ihr Ehemann war ein erfolgloser Juwelier. Um zu mehr Geld zu gelangen, weissagte sie zusammen mit ihrer sechzehnjährigen Tochter und mehreren Kolleginnen gegen hohe Honorare die Zukunft, erstellte Horoskope, verkaufte Gifte und Liebestränke, betrieb Schadenzauber und brach unerwünschte Schwangerschaften ab. Außerdem zelebrierte sie gemeinsam mit dem Abbé de Guiborg, der aus dem Priesteramt verstoßen worden war, schwarze Messen, bei denen angeblich in ihrer privaten Kapelle Säuglinge geopfert wurden. Das Blut der Kinder sei für Zaubertränke verwendet worden.[1]

Viele Mitglieder des Hochadels gehörten zu ihrer Kundschaft, darunter auch Madame de Montespan, die langjährige Mätresse Ludwigs XIV., die bei La Voisin Zaubertränke kaufte und sie dem König heimlich in Essen und Trinken mischte, um sich seine Gunst zu erhalten.[2]

1679 kamen in der Folge des Prozesses gegen die Marquise de Brinvilliers wegen Giftmischerei in Paris Gerüchte auf, denen zufolge in der Stadt zahlreiche weitere Giftmorde verübt worden waren. Ludwig XIV. erkannte den Skandal, der sogar seinem Hof drohte, und setzte eine Sonderkommission ein, die den Anschuldigungen nachgehen sollte. Unter der Leitung des Polizeikommissars von Paris, Gabriel Nicolas de la Reynie, wurde die Kommission unter dem Namen Chambre ardente (franz. glühende Kammer) bekannt, da ihre Verfahren in einem schwarz verhängten, durch Kerzen erhellten Raum stattfanden.[3]

Nachdem La Reynie zwei Wahrsagerinnen verhaftet hatte, beschuldigten diese mehrere Komplizen und La Voisin. Sie soll ihren ersten Ehemann vergiftet, Abtreibungen vorgenommen, Liebestränke zubereitet und Gift an den Hochadel verkauft haben. In ihrem Garten befand sich eine Kapelle, in der Astaroth und Asmodaeus angebetet wurden. Zu den Gästen dieser schwarzen Messen gehörten Prinzessinnen, Höflinge und sogar der Scharfrichter selbst. Bei Grabungen auf La Voisins Grundstück fand man die Überreste von 2500 abgetriebenen, tot-, früh- oder neugeborenen Säuglingen.[4]

Hinrichtung

Catherine Monvoisin wurde der Folter unterzogen, bestand jedoch bis zum Schluss darauf, keine Hexe zu sein. Am 22. Februar 1680 wurden La Voisin und andere Komplizen auf der Place de Grève zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt.[5]

Madame de Sévigné war Zeugin der Hinrichtung von La Voisin und schrieb in ihren Briefen: „Vor Notre-Dame hat sie sich geweigert, Abbitte zu leisten, und auf dem Greve-Platz sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, auszusteigen. Man zog sie heraus und brachte sie auf den Holzstoß, band sie in sitzender Stellung mit eisernen Ketten fest, bedeckte sie mit Stroh. Sie fluchte drauflos, stieß fünf- oder sechsmal das Stroh weg, aber schließlich loderte das Feuer auf, und sie ward nicht mehr gesehen. Ihre Asche fliegt jetzt in der Luft herum. So starb Frau Voisin, berühmt für ihre Verbrechen und ihren heidnischen Unglauben.“[6]

La Voisin in Literatur und Film

Literatur

Judith Merkle Riley thematisierte La Voisin in Die Hexe von Paris, ebenso Mary O’Ferrall mit dem Buch La Voisin, oder Hans José Rehfisch in seinem historischen Roman Die Hexen von Paris (1957). Anne Golon beschäftigte sich fiktional in Angelique und der König mit dem Fall der La Voisin und Madame de Montespan, ebenso wie Sargon Youkhana mit seinem Buch Im Labyrinth der Lilien und Antonia Munoz in ihrem historischen Roman Das Orakel von Paris. Erwähnung findet La Voisin auch in E. T. A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi (1819) sowie im Roman Falling Angel von William Hjortsberg, der Vorlage zum Film Angel Heart.

Film

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letzt vergangenen Jahrhunderten, 2. Band, Verlag A. Kröner, Stuttgart 1866, S. 388 ff. (online)
  2. Otfrid Mylius: Die Geheimnisse der Bastille: historischbiographische Bilder aus der Vergangenheit, Band 2, Verlag Emil Ebner, Stuttgart 1865, S. 13 ff. (online)
  3. August Lewald: Europa, Chronik der gebildeten Welt, 3. Band, Verlag Gutsch u. Rupp, Leipzig und Stuttgart 1836, S. 146 (online)
  4. Obi N.I. Ebbe, Dilip K. Das: Criminal Abuse of Women and Children: An International Perspective, CRC Press 2009, S. 18 ff. (eingeschränkte Vorschau)
  5. Friedrich Morin: Paris und seine Umgebungen: Neuester und zuverlässiger Wegweiser für Deutsche, Verlag Christian Kaiser, München 1855, S. 134 (online)
  6. Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné: Letters of Madame de Sévigné to her daughter and her friends, Band 5, Verlag J. Walker, London 1811, S. 261 (online)