Cohors VI Lusitanorum

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Das Militärdiplom vom 16. August 116 (RMD 4, 229)

Die Cohors VI Lusitanorum (deutsch 6. Kohorte der Lusitaner) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und eine Inschrift belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • VI: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die sechste (lateinisch sexta). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors sexta .. ausgesprochen.
  • Lusitanorum: der Lusitaner. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit entweder aus dem Volksstamm der Lusitaner oder aus den Volksstämmen auf dem Gebiet der römischen Provinz Lusitania rekrutiert.[1]
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war möglicherweise ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.[A 1]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit entweder eine Cohors quingenaria peditata oder eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag entweder bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann oder bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in der Provinz Raetia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[2] für die Jahre 86 bis 166 n. Chr. aufgeführt.[3][4][5]

Der erste Nachweis der Einheit in Raetia beruht auf einem Diplom, das auf 86 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Raetia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 107 bis 166 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Eine vorübergehende, kurzfristige Verlegung der Kohorte in die Provinz Pannonia inferior, wie sie aufgrund des Diploms von 110 vermutet wurde, dürfte unwahrscheinlich sein.[1][3][6][A 2]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Historikern wurden folgende mögliche Standorte der Kohorte vorgeschlagen, für die es aber keine epigraphischen Nachweise gibt.[3]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[4]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Μᾶρκος Στάτιος Ἰουλιανὸς καὶ[]ιος Ῥοῦφος (Marcus Statius Iulianus Caesinius Rufus)[A 3] (IGR III, 2)

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cohors VI Lusitanorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia, Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015 (PDF)
  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF 1) Volume 2 (PDF 2)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Margaret M. Roxan hält es für möglich, dass die Kohorte wie andere Einheiten der Lusitaner eine Cohors equitata war.
  2. In dem Diplom von 107 wird die Cohors VII Lusitanorum aufgeführt. Laut Margaret M. Roxan (S. 785) handelt es sich dabei um einen Fehler bei der Erstellung des Diploms; anstatt der Cohors VII Lusitanorum sollte hier die Cohors VI Lusitanorum aufgeführt sein. In dem Diplom von 110 wird die Cohors VI Lusitanorum unter den Truppen der Provinz Pannonia inferior aufgeführt. Laut Margaret M. Roxan (S. 780–781) handelt es sich dabei ebenfalls um einen Fehler bei der Erstellung des Diploms; anstatt der Cohors VI Lusitanorum sollte hier die Cohors III Lusitanorum (bzw. laut Farkas István Gergő die Cohors VII Lusitanorum) aufgeführt sein. Werner Eck, Andreas Pangerl sind derselben Ansicht wie Margaret M. Roxan und gehen von Fehlern in den beiden Diplomen aus.
  3. John Spaul ordnet Caesinius Rufus der Cohors VI Lusitanorum zu. In der Inschrift (IGR III, 2) steht als Name der Einheit σπείρης ἕκτης ἱππικῆς.
  4. a b Beim Kastell Urspring wurde eine Bronzescheibe mit einer punzierten Inschrift gefunden. Laut Farkas István Gergő war der Besitzer der Scheibe entweder der Centurio Attius Censorinus oder aber der Soldat Atto aus der Centurie des Censorinus.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Margaret M. Roxan, The Auxilia, S. 497, 538–541, 785–786.
  2. Militärdiplome der Jahre 86 (ZPE-163-239), 107 (CIL 16, 55), 110 (CIL 16, 164), 116 (RMD 3, 155, RMD 4, 229), 128/133 (AE 2005, 1150), 138/140 (RMD 2, 94), 139/141 (RMD 1, 59), 140 (RMD 5, 387), 151/170 (RMD 2, 104), 153 (RMD 1, 46), 154/161 (CIL 16, 117), 156 (CIL 16, 183), 157 (RMD 3, 170, RMM 00038), 159/160 (AE 2005, 1153), 160 (RMD 4, 278), 161/163 (RMD 3, 178) und 166 (CIL 16, 121).
  3. a b c d e Farkas István Gergő, The Roman Army in Raetia, S. 157, 244–259, 420.
  4. a b John Spaul, Cohors², S. 55, 66.
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 160 Tabelle 4 (PDF).
  6. Werner Eck, Andreas Pangerl: Titus Flavius Norbanus, praefectus praetorio Domitians, als Statthalter Rätiens in einem neuen Militärdiplom In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 163 (2007), S. 239–251, hier S. 248 (Online).