Coin tree

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Ein Coin tree in Sommerset, England

Ein Coin tree (deutsch Münzenbaum; auch Money tree oder Wish tree) ist ein Baum, dessen Stamm und ggf. auch Äste mit Hunderten von Münzen, die durch die Rinde und das Holz getrieben wurden, bedeckt ist. Es handelt sich um eine jüngere Form der Votivgabe, im Zuge des weit verbreiteten Baumkultes. Verbreitet sind Coin trees vor allem in Norden Englands und in Cornwall, vereinzelt gibt es sie auch in anderen Teilen der Britischen Inseln.[1]

Bedeutung

Ursprünglich handelte es sich bei der Niederlegung von Münzen um einen rituellen Austausch von Werten. Materieller Wert (Münze), gegen geistigen oder spirituellen Wert. Orte der Münzspende waren insbesondere Heilige Quellen, besonders solche, die als Clootie Well durch Stoffstreifen geschmückt wurden, die an Bäumen befestigt wurden. Das die Stoffstreifen zumeist angenagelt wurden und nach dem Verrotten des Stoffs nur die Nägel zurückblieben, gilt als Anregung für den erst im Laufe der Zeit entwickelten Brauch, Münzen in das Holz zu treiben.[1]

Für den ältesten bekannten Coin tree, eine heute völlig entwurzelte und in mehrere Teile zerfallene Eiche auf der Insel Maree im Loch Maree in den Schottischen Highlands, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet, dass der Baum völlig mit Nägeln gespickt war. Außerdem wurden andere Metallgegenstände an dem Baum befestigt. Später wurden alle Metallobjekte als geeignete Gaben an den Baum bezeichnet und spätestens 1877 wurden nur noch Münzen in den Baum geschlagen.[1]

Noch in den 1940er Jahren sind Traditionen belegt, nach denen ein Coin Tree in Nordirland Heilung typischer Volksleiden wie Warzen oder Buckel versprach. Zur selben Zeit werden die Gaben an diesen Baum als Haarnadeln, Sicherheitsnadeln, Pennies, Nägel, Bolzen und eine Militärabzeichen beschrieben. Wenn ein Coin Tree zerfällt, wird in der Regel ein unmittelbarer Nachbarbaum als Nachfolger genutzt. Bei besonders beliebten Coin trees auch mehrere, so dass am Loch Maree um den alten, zerfallenen Baum 2014 zwölf weitere coin trees standen. In den modernen Bäumen werden fast ausschließlich Münzen verwendet.[1]

Befragungen von Besuchern der Coin trees, die Münzen hinterließen, ergaben, dass sie zum größten Teil noch nie von Coin trees gehört hatten, als sie zufällig auf einen stießen. Ihre Begründung, warum sie sich an der Tradition beteiligten, war der Wunsch es vorherigen Spendern gleich zu tun und sie nahmen an, dass es sich um eine Glück bringende Sitte handeln würde.[1]

Verbreitung

Münzenbaum nahe der Ingleton Falls

Auf den Britischen Inseln waren im Jahr 2014 237 Coin trees an 32 Standorten nachgewiesen.[1] Sie stehen alle in ländlichen Regionen auf öffentlich zugänglichem Grund, oft in touristisch bedeutenden Gegenden und an zumindest regelmäßig begangenen Wegen. Für den älteste bekannte Coin tree am Loch Maree wird in einem Buch von 1775 erstmals der Brauch beschrieben, dort an einer Heiligen Quelle Münzen als Dank an den Heiligen Maol Rubha für Heilungen durch die Quelle in einem Baum niederzulegen. 1877 besuchte Queen Victoria diesen Baum und sie und ihr Hofstaat hinterließen Münzen. Laut zeitgenössischen Quellen hatte sich die Bedeutung bereits gewandelt, als Motiv wurden Votivgaben an den Heiligen genannt.

Nur bei wenigen Coin trees lässt sich ein hohes Alter nachweisen, ein Baum in Argyl, Schottland einer im County Laois, Irland und einer bei Ardboe, Nordirland sind seit etwa der Wende zum 20. Jahrhundert belegt. Fast alle Coin trees stammen aus einem Wiederaufleben der Tradition seit den 1990er Jahren.[1]

England, Schottland, Wales

Die Überreste des "Armaddy wishing trees" können in der Nähe von Ardmaddy house bei Oban in Argyll and Bute, in Schottland gefunden werden. Ein anderer Baum steht bei Portmeirion in Wales. Es handelt sich um einen traditionell mit der Fruchtbarkeit verbundenen Weißdorn. Es gibt noch einige grüne Triebe am Stumpf des Baumes die mit „clooties“, Streifen aus farbigem Tuch geschmückt sind. Die meisten der Münzen stammen aus dem 20. Jahrhundert. Kupfermünzen haben offensichtlich zum Tod des Baumes beigetragen.

Viele öffentliche Häuser, wie das Punch Bowl Inn in Askham, in der Nähe von Penrith in Cumbria in England, haben alte Balken mit Rissen, in die Münzen eingeschlagen wurden.

Am High Force Wasserfall im Lake District, Cumbria, steht ein Münzenbaum auf dem Gelände des Wasserfalls.

In Portmeirion in Wales wurden erst in jüngster Zeit innerhalb weniger Monate Hunderte von Münzen eingeschlagen.

Irland

In der Nähe von Mountrath, im County Laois in Irland, steht ein alter Wunschbaum in Form eines Sycamore in der Nähe der St. Fintan Quelle, die verfüllt wurde, aber in der Mitte des Baumes wieder austrat.

Literatur

  • M. Sharp: Holy Places of Celtic Britain. London, 1997 Blandford. ISBN 1-85079-315-8
  • C. Houbrook, N. Armitage: The Materiality of Magic: An Artifactual Investigation into Ritual Practises and Popular Beliefs. Oxbow 2015, ISBN 978-1-78570-010-1
  • Ceri Houlbrook: Small change: economics and coin-trees in Britain and Ireland. In: Post-Medieval Archaeology, Volume 49, Issue 1 (2015), S. 114–130

Weblinks

Commons: Coin trees – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ceri Houlbrook: Small change: economics and coin-trees in Britain and Ireland. In: Post-Medieval Archaeology, Volume 49, Issue 1 (2015), S. 114–130