Creditor Relations

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Creditor Relations (CR) bezeichnen das kontinuierliche, zeitnahe, vollständige und transparente Management der Kommunikationsbeziehungen zwischen Unternehmen und ihren Fremdkapitalgebern. Creditor Relations sind in diesem Kontext als Teildisziplin der Investor Relations (IR) zu verstehen. Creditor Relations sollen als Bestandteil der Unternehmenskommunikation primär eine angemessenen Bewertung (Rating) seitens der Fremdkapitalgeber (z. B. Banken) sicherstellen, somit finanzielle Mittel für Unternehmenszwecke gewinnen und das Vertrauen der Fremdkapitalgeber langfristig stärken.

Begriffsdefinition

Creditor Relations umfasst das kontinuierliche Beziehungsmanagement des Unternehmens mit dessen bestehenden und/oder potenziellen Fremdkapitalgebern (Creditors) in Form einer vollständigen, zeitnahen, transparenten und ehrlichen Kommunikation.“ (Deter, Henryk/Diegelmann, Michael: Creditor relations: Beziehungsmanagement mit Fremdkapitalgebern) Als theoretische Grundlage der Creditor Relations können die Neue Institutionenökonomik und insbesondere die Prinzipal-Agent-Theorie angesehen werden.

Begrifflichkeiten

Es existieren unterschiedliche Begriffe für die Kommunikation mit Fremdkapitalgebern. Neben „Creditor Relations“ sind vor allem die Begriffe Bondholder Relations, Debtor/Debitor Relations und Fixed Income Investor-Relations gebräuchlich. Bondholder Relations beziehen sich im eigentlichen Sinne des Wortes lediglich auf die Beziehungspflege zu den Inhabern von Bonds. Der Begriff Bondholder Relations klammert demnach Mittelstandsfinanzierer (z. B. Banken) als Zielgruppe fremdkapitalgeberorientierter Kommunikation weitestgehend aus.

Ziele der CR

Die Zielsetzungen der Creditor Relations-Arbeit überschneiden sich teilweise mit denen der Investor Relations. Als oberstes Ziel kann die Steigerung des Unternehmenswerts gesehen werden. Es wird unterscheiden zwischen finanzwirtschaftlichen und kommunikationspolitischen Zielen. Erstere sind in der Senkung von Fremdkapitalkosten, der Streuung der Gläubigerstruktur sowie der Fremdkapitalbeschaffung zu sehen. Die kommunikationspolitischen Zielsetzungen hingegen sind der Abbau von Informationsasymmetrien sowie der Aufbau und die Pflege von Vertrauen und Image. Diese Ziele sollen sich letztlich in einer langfristigen, maximalen und fairen Bewertung der Kreditwürdigkeit niederschlagen und zur Steigerung des Unternehmenswerts beitragen.[1]

Zielgruppen der CR

Zu den wichtigsten Zielgruppen der CR zählen neben Banken auch (private) Bondholder oder sonstige Fremdkapitalgeber. Außerdem spielen Informationsvermittlern, wie beispielsweise Ratingagenturen, deren Urteil einen wesentlichen Einfluss auf die Kreditvergabe haben kann, eine wichtige Rolle. Die Informationsmittler haben in der Regel kein eigenes Anlageinteresse, sind allerdings wichtig für die Gewinnung von Fremdkapitalgebern und die Vermittlung des Kreditrisikos. Auch Analysten der „Buy-side“, beispielsweise von Anleihefonds, können zu den Informationsvermittlern zählen. Speziell in der Mittelstandfinanzierung spielt der Analyst der Hausbank eine wichtige Rolle, da er letztlich das interne Rating vollzieht und stellvertretend für die Bank eine Empfehlung bezüglich der Kreditvergabe gibt.

Spannungsfeld zwischen Investor- und Creditor Relations

Neben zahlreichen Gemeinsamkeiten existieren zwischen Creditor- und Investor Relations klare Unterschiede, die durch abweichende Erwartungen und Einstellungen ihrer jeweiligen Rezipienten zu begründen sind. Eigenkapitalgeber, beispielsweise Aktionäre, werden am Wachstum „ihres“ Unternehmens beteiligt. Sie sind für gewöhnlich an künftigen Kurssteigerungen und hohen Ausschüttungen interessiert, erwarten steigende Cashflows und Unternehmenswerte. Unter Umständen unterstützen Eigenkapitalgeber auch risikobehaftete Investitionsentscheidungen, sofern diese eine hohe Rendite versprechen. Ganz anders verhalten sich diesbezüglich die Fremdkapitalgeber: Banken beispielsweise werden normalerweise nicht am Wachstum des Kreditnehmers beteiligt, sondern erhalten erfolgsunabhängige Zins- und Tilgungsbeträge. Die Laufzeit der Kapitalvergabe ist in der Regel begrenzt. Fremdkapitalgeber sind an stabilen Cashflows, geringen operativen Risiken, guten Ratingergebnissen sowie einer soliden Eigenkapitalausstattung interessiert.

Literatur

  • Eloy Barrantes: Theorie und Praxis der Creditor Relations: Kommunikation mit Fremdkapitalgebern im Kontext der Neuen Institutionenökonomie. AVM, München 2009, ISBN 978-3-89975-937-2.
  • Clemens Denks: Bondholder Relations: Informationsgewinnung und -verarbeitung von Corporate-Bond-Investoren. 1. Auflage. GoingPublicMedia, Wolfratshausen 2006, ISBN 3-937459-29-4.
  • Henryk Deter, Michael Diegelmann: Creditor relations: Beziehungsmanagement mit Fremdkapitalgebern. 1. Auflage. Bankakademie-Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-933165-84-9 (276 Seiten, 24 cm).

Einzelnachweise

  1. Barrantes, Eloy: Theorie und Praxis der Creditor Relations. Kommunikation mit Fremdkapitalgebern im Kontext der Neuen Institutionenökonomie, München: AVM, 2009, S. 19.