Diskussion:Anna Schnidenwind

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von W-j-s in Abschnitt Name
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Name[Quelltext bearbeiten]

Wenn ich die Kirchenbücher und amtlichen Dokumente aus dem 18. Jahrhundert für Ebringen (30 km südlich von Endingen, gleichfalls österreichisch, wenn auch sankt-gallische Ortsherrschaft) ansehe, so finden sich Frauen stets, egal ob ledig, verwitwet oder verheiratet, mit dem Familiennamen ihrer Geburt vermerkt. Der Ehemann findet allenfalls dadurch Erwähnung, dass da dann "Ehefrau von XY" steht. Das gilt etwa für eine Volkszählung von 1792, wo in Ebringen eine "Hofrätin" Verena Weislämle erwähnt wird: verwitwete Egloff, wie aus dem Namen ihrer Kinder aus erster Ehe ersichtlich, Hofrätin, weil mit dem Hofrat von Ruttershausen in zweiter Ehe verheiratet. Die Frau besaß vier Häuser - nicht ihr Mann - und sie ist bei diesen Häusern stets unter dem Namen "Verena Weislämlin" als Eigentümerin vermerkt. Angesichts der häufigen Wiederverheiratung nach dem Tod eines Ehemanns hat das durchaus seinen Sinn, in amtlichen Dokumenten nicht den Namen des Lebensabschnittspartners zu benutzen.

Insofern finde ich es etwas fragwürdig, wenn man die Namensgepflogenheiten des 19. Jahrhunderts einfach auf das 18. Jahrhundert rücküberträgt. Gilt auch für das Stanzerl aus dem österreichischen Zell ... ;-)

In der Mehrzahl der Quellen wird das Opfer dieses Prozess ja auch als "Anna Trutt" erwähnt und nicht als "Anna Schnidenwind".

Das deutsche Namensrecht, welches die Ehefrau zwang, den Familiennamen des Ehemanns zu führen, stammt eben erst aus dem 19. Jahrhundert.

Der Wikipedia-Artikel zur historischen Entwicklung des Namensrechts in Deutschland geht auf die Gepflogenheiten in Alt-Österreich leider nicht ein. Im Falle Endingens ist allerdings eben dies relevant, denn das lag damals in Österreich.

Ganz abgesehen davon war der Fall der Anna Trutt nach der dürftigen Aktenlage ein Justizskandal ersten Ranges: Die vorderösterreichische Regierung handelte mit diesem Prozess klar gegen die Order aus Wien, die solche Prozesse nachdrücklich missbilligte, und man versuchte danach, den Fall zu vertuschen bzw. die Akten zurechtzubiegen. Da haben die Hinterwäldler aus den Vorlanden nach dem Motto gehandelt "Wien ist weit weg". --W-j-s (Diskussion) 12:31, 12. Sep. 2016 (CEST)Beantworten