Dnepr (Rakete)

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Start einer Dnepr

Dnepr [ˈdnʲeːpʁ] (russisch Днепр, ukrainisch Дніпро; benannt nach dem Fluss Dnepr) ist eine ukrainische Trägerrakete.

Technik

Dnepr basiert auf der weltweit größten je gebauten Interkontinentalrakete R-36M UTTH (NATO-Code SS-18), die früher bei KB Juschnoje und Juschmasch in Dnipropetrowsk in der Ukraine hergestellt wurde. Die Interkontinentalraketen werden im Zuge des Konversionsprogramms in Trägerraketen umgebaut und können deshalb sehr günstig auf dem Markt angeboten werden. Die dreistufige Dnepr-1 ist 34,3 m hoch, hat einen Durchmesser von 3 m und wiegt vollbetankt 211 t. Als Treibstoff wird Unsymmetrisches Dimethylhydrazin (UDMH) und Distickstofftetroxid eingesetzt. Die Nutzlastkapazität in eine 300 km hohe Umlaufbahn beträgt 3700 kg, womit die Rakete stärker als manche reine Raumfahrtrakete ist. Die ersten beiden Stufen werden ohne Modifikationen von der R-36M übernommen, als dritte Stufe kommt ein MIRV-Bus zum Einsatz, der bei der R-36M zum Aussetzen von Sprengköpfen auf unterschiedliche Flugbahnen dient. Der Bus der Dnepr unterscheidet sich lediglich durch ein modifiziertes Steuerungssystem. Der Bus ist zum Einschießen der Satelliten in die korrekte Umlaufbahn nötig, durch seine hohe Leermasse wird dadurch aber auch Nutzlast verspielt. Eine richtige Oberstufe war für die Dnepr einmal in Planung, wurde aber nicht umgesetzt. Mit einer solchen Stufe könnte die Nutzlast deutlich erhöht werden. Dnepr wird wie auch die R-36M aus einem Raketensilo gestartet, dafür stehen derzeit in Baikonur drei Silos zur Verfügung, seit 2006 wird auch die aktive Raketenbasis Dombarowski (Kosmodrom Jasny) in Südrussland für zivile Starts genutzt.

Sonstiges

Der kommerzielle Anbieter der Rakete ist das ukrainische Unternehmen ISC Kosmotras. Nach Angaben von Kosmotras existieren derzeit etwa 150 eingelagerte R-36M-Interkontinentalraketen, die zu Dnepr-Trägerraketen umgebaut werden können. Als Dnepr wird derzeit die R-36MUTTH (SS-18 Mod 4) eingesetzt, zukünftig könnte aber auch die R-36M2 (SS-18 Mod 5) Verwendung finden. Der erste orbitale Start einer Dnepr-1 wurde am 21. April 1999 durchgeführt, seitdem gab es siebzehn Starts mit kommerziellen Nutzlasten, von denen sechzehn erfolgreich verliefen. Als Startkosten werden 30 Mio. US-Dollar (22 Mio. Euro) angegeben.[1]

Im Mai 2012 tauchten Meldungen auf, dass das Programm wegen Unrentabilität und hoher Umweltrisiken eingestellt werden könnte.[2] Man könne die Dnepr-Raketen leicht durch die umweltfreundlicheren Modelle Sojus-2-1B oder Angara ersetzen.[3] Da die Fortsetzung des Programmes unsicher war, wurde einem für 2012 geplanten Start mit dem koreanischen Erdbeobachtungssatelliten KOMPSat 5 eine Absage erteilt.[4] Der für September 2012 geplante Start, der unter anderem mit dem japanischen Wettersatelliten WNISat 1 erfolgen sollte,[5] wurde wegen Verspätungen seitens der Trägerrakete verschoben.[6]

Im Februar 2013 kündigte die ukrainische Raumfahrtbehörde für das Jahr 2013 elf Dnepr-Missionen an,[7] es wurden aber nur zwei gestartet.[8]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Trägerrakete Dnepr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. FliegerRevue April 2010, S. 38–41, Der Vermesser der Eiswelten
  2. Dnepr military program could be stopped soon. kyivpost.com, 22. Mai 2012, abgerufen am 22. Februar 2013
  3. Kazkosmos looks forward to extension of the Dnepr program. kyivpost.com, 21. Juni 2012, abgerufen am 22. Februar 2013
  4. Anatoly Zak, George H. Chambers, S. Günes: Space exploration in 2013. russianspaceweb.com, Stand vom 18. Februar 2013, abgerufen am 22. Februar 2013
  5. Japanese meteorological firm to launch satellite to track Arctic sea ice. RIA Novosti, 15. September 2011, abgerufen am 16. September 2011 (englisch).
  6. axelspace.com: News. 28. September 2012, abgerufen am 22. Februar 2013
  7. 11 Ukraine-produced booster rockets to be launched in 2013. radioukr.com.ua, 7. Februar 2013, abgerufen am 22. Februar 2013
  8. Gunter Krebs: Dnepr. In: Gunter's Space Page. 6. November 2014, abgerufen am 6. November 2014 (englisch).