Drahtglas

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Drahtglas

Drahtglas ist ein Flachglas, das durch kontinuierliches Gießen oder Walzen hergestellt wird. Es ist mit einer Einlage eines an allen Kreuzungspunkten verschweißten Geflechtes aus Stahldraht versehen.[1]

Herstellung

Die Herstellung von Drahtglas erfolgt im Walzverfahren. Dabei wird die Glasschmelze zwischen zwei gegenläufigen, wassergekühlten Stahlwalzen zu einem endlosen Flachglas-Band ausgeformt. Die Einlage des Drahtgeflechts erfolgt über eine spezielle Zuführung direkt vor der Formgebung in die hochviskose Schmelze.[2][3]

Eigenschaften

Das Drahtgeflecht bindet im Fall des Glasbruchs die entstehenden Scherben. Dadurch wird die Gefahr des Herabfallens von Glasscherben minimiert. Außerdem besitzt das gebrochene Drahtglas eine gewisse Resttragfestigkeit. Dadurch eignet sich Drahtglas für Über-Kopf-Verglasungen, wie beispielsweise Vordächer.

Drahtglas ist jedoch kein Sicherheitsglas.[4] Bei Bruch von Drahtgläsern können durch abstehende Bruchstücke und Drähte besonders schwere Verletzungen verursacht werden. Bei Durchbruch führt die Struktur der scharfkantigen Glasreste zu schweren Verletzungen insbesondere beim Rückzug von Gliedmaßen. Daher sind Drahtgläser nicht in Verkehrs- und Aufenthaltsbereichen einzusetzen, es sei denn, sie sind gegen Personenkontakt wirksam abgeschirmt. Die Möglichkeit eines direkten Körperkontakts mit Drahtglas ist also zu vermeiden, um Gefährdungen auszuschließen. Wegen der erheblichen Verletzungsgefahr wird Drahtglas heute beispielsweise in Türen (z.B. Rohrrahmentüren), Fenstern und Geländern als unzulässig angesehen.[5]

Aufgrund des unterschiedlichen thermischen Ausdehnungsverhaltens von Draht und Glas ist es anfällig für größere Temperaturschwankungen. Da die Drahteinlage eine potentielle Fehlerquelle darstellt, ist die Festigkeit gegenüber herkömmlichen Floatglas verringert.

Verwendung

Die Verwendung von Drahtglas ist aufgrund der Entwicklung von Verbund-Sicherheitsglas und Einscheiben-Sicherheitsglas rückläufig. Drahtglas wird unter anderem eingesetzt als:[6]

  • Verglasung bei Vordächern über Türeingängen
  • Balkonüberdachungen
  • Wintergartenschrägverglasungen

Die Verwendung

  • als Verglasungen von Fenster- und Türöffnungen
  • im Möbelbau und Innenausbau

gilt heute wegen der oben beschriebenen Verletzungsrisiken nicht mehr als Stand der Technik. Hier sollten stattdessen Verbund-Sicherheitsglas oder Einscheiben-Sicherheitsglas eingesetzt werden.

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. EN 572-1: Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas – Teil 1: Definitionen und allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften; Deutsche Fassung EN 572-1:2004
  2. G. Nölle: Technik der Glasherstellung. 3. Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1993, ISBN 3-342-00539-4, S. 143–144.
  3. I. I. Kitaigorotski: Technologie des Glases. R. Oldenbourg Verlag, München 1957, S. 235–236.
  4. Technische Regeln für Arbeitsstätten ASR A1.7: Türen und Tore
  5. DGUV-Information 208-014: Glastüren, Glaswände
  6. Andreas Kalweit: Material und Fertigung Entscheidungsgrundlagen für Designer und Ingenieure In: Handbuch für technisches Produktdesign Seite: 259