Drugpa Künleg

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Drugpa Künleg (འབྲུག་པ་ཀན་ལེགས་; tib.: 'brug pa kun legs; auch: Künga Legpa, tib.: kun dga' legs pa; * 1455; † 1529) war ein großer Meister des Mahamudra der Drugpa-Linie des tibetischen Buddhismus.[1]

Heitere Geschichten

Als „heiliger Narr“ (smyon) hat er Eingang in die mündliche Erzählliteratur in Tibet und im Himalaya, insbesondere Bhutan, gefunden. In diesen Geschichten von Drugpa Künleg gibt er den Menschen – ganz im Sinnes eines weisen Yogi – Belehrungen durch unkonventionelles Verhalten. Dabei werden häufig Begierden und andere im Buddhismus als Grundübel bezeichnete Gefühle aufgedeckt.

Wie bei Onkel Tönpa handelt es sich zum Teil um sexuelle Inhalte, jedoch nicht im gleichen Umfang. Darüber hinaus gibt es längere Erzählungen und kürzere, meist lustige Geschichten, deren Witz dem europäischen Zuhörer mitunter nicht spontan klar wird. Wer mit der politischen und Sozialgeschichte vertraut ist, wird darin allerdings häufig mehr oder weniger offene Gesellschaftskritik entdecken.

Die Essenz der Lehre

Drugpa Künleg lebte als freier Yogi in Tibet. Äußerlich lebte er nach seinem Vergnügen und innerlich nach einem klaren spirituellen System. Äußerlich war er heiter, liebte das Bier und die Frauen. Innerlich wirke er zum Wohle aller Wesen. Äußerlich schien er maßlos zu sein, aber innerlich tat er alles im richtigen Moment. Äußerlich war er ein zerlumpter Bettler und innerlich ein glückseliger Buddha im ewigen Licht. Er verband Spiritualität und Lebensfreude, und war dadurch über die Jahrhunderte so erfolgreich.

Drugpa Künleg stellte die Lehre von den drei Vergnügen auf: „Eine junge Frau findet Vergnügen an der Liebe. Ein junger Mann findet Vergnügen am Sex. Ein alter Mann findet Vergnügen an seinen Erinnerungen. Das ist die Lehre von den drei Vergnügen. Wer die Wahrheit nicht kennt, der ist verwirrt. Wer keine Ziele hat, erbringt keine Opfer. Wer keinen Mut hat, wird kein Yogi. Das ist die Lehre von den drei fehlenden Dingen. Auch wenn ein Mensch den Weg der Weisheit kennt, ohne zu praktizieren erfolgt keine Verwirklichung. Auch wenn ein Meister dir den Weg zeigt, gehen musst du ihn selbst.“[2]

Bemerkenswert ist auch sein Ausspruch: „Ich lese die Bücher aller spirituellen Richtungen und praktiziere alles im richtigen Moment. Das Leben ist mein Lehrmeister und meine innere Weisheit mein Führer.“[2] Darin wird deutlich, dass er viele religiöse Bücher gelesen hat, sich aber in seiner eigenen Wahrheit verankerte und so seinen Weg der spirituellen Selbstverwirklichung fand.

Literatur

  • Keith Dowman: Der heilige Narr - Das liederliche Leben und die lästerlichen Gesänge des tantrischen Meisters Drugpa Künleg. Barth, Frankfurt a. M. 2005, ISBN 978-3-502-61159-2.
  • Georg Feuerstein: Heilige Narren. Wolfgang Krüger, Frankfurt a. M. 1996, ISBN 3-8105-0632-X, S. 90–97.
  • Yonten Dargey: History of the Drukpa Kagyud School in Bhutan. Thimphu 2001, ISBN 99936-616-0-0, S. 91–110.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zur Biographie des Yogi der Drugpa-Linie vgl. die englische Seite Drukpa Kunley
  2. a b Dowman, Ehrhard (Übers.): Der heilige Narr. Frankfurt a. M. 2005