ESUS

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ESUS (embolic stroke of undetermined source, zu deutsch etwa: embolischer Schlaganfall mit nicht bestimmter Emboliequelle) bezeichnet in der Neurologie eine spezielle Form des ischämischen, also minderdurchblutungsbedingten, Schlaganfalls. Es handelt sich hierbei um eine Unterklasse der nach der TOAST-Klassifikation definierten kryptogenen Hirninfarkte (Hirninfarkte unklarer Ursache (=Ätiologie)).[1][2] Hieraus ergeben sich behandlungsrelevante Unterschiede zu anderen Entitäten.

Kriterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden die folgenden Kriterien für die Diagnose eines ESUS definiert, die eine vollständige ausgeführte Diagnostik voraussetzen:[1]

  • Vorliegen eines bildmorphologisch nachweisbaren Infarktareales im Gehirn mit einem nicht-lakunären Verteilungsmuster
  • Fehlender Nachweis einer > 50-prozentigen Stenose eines intra- oder extrakraniellen Gefäßes, das das Infarktareal mitversorgt
  • Fehlender Nachweis eines Hauptrisikofaktors für eine kardiale Emboliequelle (z. B. Vorhofflimmern)
  • Fehlender Nachweis einer anderen Schlaganfallätiologie (z. B. Dissektionen, Arteriitis)

Diagnostik und Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Vergangenheit wurden Studien durchgeführt, in denen eine Überlegenheit von DOAKS bei der Sekundärprophylaxe des ESUS gegenüber ASS nachgewiesen werden sollte. Alle bisherigen Studien hatten ein negatives Ergebnis.[3] Daher ist die Behandlungsempfehlung momentan die gleiche wie bei anderen Schlaganfällen ungeklärter Ätiologie (engl.: cryptogenic stroke) und es sollte bei mangelnder Indikation für eine orale Antikoagulation eine Sekundärprophylaxe mittels ASS erfolgen.[4] Eine besondere Rolle spielt allerdings die kardiale Diagnostik zur Abklärung einer möglicherweise unbemerkten kardialen Infarktätiologie[5] inklusive der Möglichkeit einer prolongierten Herzrhythmusanalyse über ein bis drei Jahre.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Robert G Hart, Hans-Christoph Diener, Shelagh B Coutts, J Donald Easton, Christopher B Granger: Embolic strokes of undetermined source: the case for a new clinical construct. In: The Lancet Neurology. Band 13, Nr. 4, April 2014, ISSN 1474-4422, S. 429–438, doi:10.1016/s1474-4422(13)70310-7.
  2. LL 030142 Kryptogener Schlaganfall und offenes Foramen ovale 2018. Abgerufen am 27. November 2018.
  3. Robert G. Hart, Mukul Sharma, Hardi Mundl, Scott E. Kasner, Shrikant I. Bangdiwala: Rivaroxaban for Stroke Prevention after Embolic Stroke of Undetermined Source. In: New England Journal of Medicine. Band 378, Nr. 23, 7. Juni 2018, ISSN 0028-4793, S. 2191–2201, doi:10.1056/nejmoa1802686 (nejm.org [abgerufen am 27. November 2018]).
  4. LL-23-ll-Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke. Abgerufen am 27. November 2018.
  5. Aristeidis H. Katsanos, Rohini Bhole, Alexandra Frogoudaki, Sotirios Giannopoulos, Nitin Goyal: The value of transesophageal echocardiography for embolic strokes of undetermined source. In: Neurology. Band 87, Nr. 10, 6. September 2016, ISSN 0028-3878, S. 988–995, doi:10.1212/WNL.0000000000003063, PMID 27488602, PMC 27488602 (freier Volltext) – (neurology.org [abgerufen am 27. November 2018]).
  6. Jeffrey L. Saver: Cryptogenic Stroke. In: New England Journal of Medicine. Band 374, Nr. 21, 26. Mai 2016, ISSN 0028-4793, S. 2065–2074, doi:10.1056/nejmcp1503946 (nejm.org [abgerufen am 27. November 2018]).