Emphatischer Konsonant

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Der Begriff Emphatische Konsonanten stammt aus der Sprachwissenschaft in den semitischen Sprachen und beschreibt eine Reihe von Geräuschkonsonanten, welche sich von anderen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten unterscheiden.

Aussprache und Ursprünge im Proto-Semitischen

In manchen semitischen Sprachen werden die emphatischen Laute als Pharyngale, Velare oder Ejektive artikuliert, im Kontrast zu den einfachen, in den europäischen Sprachen bekannten, stimmhaften oder stimmlosen Konsonanten. Der Begriff emphatisch wird teilweise auch in Bezug auf andere afro-asiatische Sprachen verwendet, in denen die Emphase durch ejektive oder implosive Konsonanten ausgedrückt wird. In der semitischen Fachliteratur werden die emphatischen Konsonanten üblicherweise durch einen zusätzlichen Punkt unterhalb des entsprechenden Konsonanten des lateinischen Alphabets gekennzeichnet (z. B. ṭ, ṣ, ḍ und ẓ), um die phonetischen Eigenschaften hervorzuheben, die diese Konsonanten von den anderen Konsonanten unterscheidet. In der arabischen Sprache ist die Bezeichnung emphatisch gleichbedeutend mit einer Sekundärartikulation mit verengtem Rachen- oder Hinterzungenraum, welche je nach Artikulationsstelle als Velarisierung oder Pharyngalisierung betrachtet wird. Innerhalb der arabischen Sprache variiert die phonetische Realisierung der emphatischen Konsonanten von Dialekt zu Dialekt, es wird aber meistens der pharyngale Konsonant verwendet. In äthiopischen und modernen südarabischen Sprachen werden die emphatischen Konsonanten durch ejektive Konsonanten artikuliert. Obwohl diese Laute nicht notwendigerweise phonetisch miteinander übereinstimmen, so stammen sie doch schriftgeschichtlich aus einer gemeinsamen Quelle ab.

Diese fünf emphatischen Konsonanten finden sich bereits in der proto-semitischen Sprache:

Emphatische Konsonanten im Arabischen

Die als emphatisch bezeichneten Konsonanten unterscheiden sich von ihren nicht-emphatischen Entsprechungen dadurch, dass sie etwas weiter hinten und emphatisch, d. h. betont, und gepresst ausgesprochen werden. Hierzu presst man die Hinter- und Vorderzunge verstärkt an die Munddecke. Dadurch verfärben sich die Vokale. Das ا, normalerweise wie [ä] ausgesprochen, klingt wie das [aw] in eng. "dawn", ein ي [i] geht in Richtung [e] und ein و [u] klingt eher wie [o]. Die Emphase beschränkt sich nicht nur auf die direkt umgebenden Vokale, sondern kann sich auf das ganze Wort ausdehnen.

Die arabische Sprachwissenschaft kennt drei Eigenschaften, die mit dem Konzept der emphatischen Konsonanten in Zusammenhang stehen. Vier Konsonanten im modernen Arabisch gelten als مطبقة / muṭbaqa / ‚bedeckt‘ (die Zunge bedeckt Teile des Palatums):

  • : ص, das emphatische Gegenstück zum س
  • : ض, das emphatische Gegenstück zum د
  • : ط, das emphatische Gegenstück zum ت
  • : ظ, das emphatische Gegenstück zum ذ.

Zusätzlich zu diesen vier gelten drei weitere als مستعلية / mustaʿlīya / ‚erhöhend‘ (die Vokalfärbung betreffend):

Diese sieben Konsonanten gelten als stets مفخمة / mufaḫḫama / ‚velarisiert/pharyngalisiert‘. Drei weitere Laute können unter gewissen Voraussetzungen ebenfalls mufaḫḫama sein:

  • ā: ا, nach einem der mufaḫḫama-Konsonanten
  • l: ل, im Wort الله / Allāh, jedoch nicht nach Kasra.
  • r: ر, in Abhängigkeit von den umgebenden Vokalen.

Emphatische Konsonanten im Hebräischen

Im modernen Iwrit werden in der Aussprache keine Unterschiede mehr zwischen emphatischen und nicht-emphatischen Konsonanten gemacht. In manchen Dialekten werden hingegen noch emphatische Konsonanten artikuliert; so differenzieren beispielsweise irakische Juden zwischen Kaf (כ) und Qof (ק), Taw (ת) und Tet (ט). In der hebräischen Schrift sind die drei emphatischen Konsonanten noch als eigene Buchstaben erhalten:

  • q: ק ist die emphatische Variante des k כ.
  • : צ ist ein emphatischer Konsonant.
  • : ט ist die emphatische Variante des ת.

Siehe auch

Weitere Sprachen mit emphatischen Konsonanten:

Weitere Artikel:

Literatur

  • Christopher Ehret Reconstructing Proto-Afroasiatic (Proto-Afrasian) Vowels, Tone, Consonants, and Vocabulary. University of California Publications in Linguistics 126, California, Berkeley 1995. ISBN 0-520-09799-8

Weblinks

Wikibooks: Arabisch: Schrift und Aussprache – Lern- und Lehrmaterialien