Kirche der Eremitani

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Datei:ChiesaEremitani.jpg

Die den heiligen Philipp und Jakob geweihte Eremitani-Kirche befindet sich an der Piazza Eremitani in Padua. Ursprünglich diente sie im 13. Jahrhundert den Augustinern als Klosterkirche ihres nördlich angrenzenden Klosterbereichs, in dem sich heute das Musei civici befindet. Die Kirche beherbergte die heute weitgehend zerstörten Fresken Andrea Mantegnas.

Geschichte

Das Gotteshaus wurde ab 1276 im Stil der Bettelordenskirchen einschiffig mit drei Chorkapellen gebaut und erhielt 1306 eine aus einem Tonnengewölbe mit zwei halben und einer ganzen Tonne zusammengesetzte Holzdecke nach dem Entwurf von Fra Giovanni degli Eremitani. Dieser hatte im selben Jahr auch die Deckenfassade des Palazzo della Ragione geplant. Im vorderen Langhaus, dem ehemaligen Chor der Patres, besteht das Tonnengewölbe aus einer Tonne und sechs Halbtonnen. Im Zuge der napoleonischen Säkularisation wurde das Kloster aufgelöst und ist heute eine Pfarrkirche der Diözese Padua. Am 11. März 1944 wurde die Kirche durch einen Luftangriff zerstört. Nur der untere Teil der Fassade und die Nordwände blieben stehen. 1946–1950 erfolgte der Wiederaufbau, wobei die südliche Außenmauer unter Verwendung der alten Backsteine errichtet wurde.

Architektur

Die Fassade entspricht dem Fassadentypus der Bettelordenskirchen. Im Untergeschoss sind fünf Rundbogennischen vorgeblendet. In den jeweils zwei seitlichen Nischen befinden sich Sarkophage. Der Giebel, in dessen Mitte sich eine Fensterrose befindet, wird von Lisenen gegliedert. Das aus dem Jahre 1442 stammende Seitenportal mit Vordach blieb unbeschädigt.

Die Kirche besteht nach Art der Bettelordenskirchen aus einem einschiffigen Langhaus mit drei östlich anschließenden Chorkapellen, deren Hauptkapelle einen pentagonalen Abschluss hat. Später sind an der Südseite weitere Kapellen angefügt worden.

Innenraum

Grabmal für Jacopo II da Carrara
Grabmal für Ubertino da Carrara

Im hinteren Kirchenraum befinden sich zwei gotische Grabmäler, links für Jacopo II da Carrara (Anfang 14. Jahrhundert – 19. Dezember 1350), Herrscher von Padua, mit einer Inschrift von Petrarca und rechts für Ubertino da Carrara (-1350) des venezianischen Bildhauers Andriolo de Sanctis aus der im 19. Jahrhundert abgebrochenen Kirche Sant‘Agostino.

Das große gemalte Kreuz über dem Hauptaltar aus dem 14. Jahrhundert wurde vermutlich von Guariento gefertigt, der wohl auch die Wandfresken des Hauptchores, links Szenen aus dem Leben der heiligen Philipps und Augustinus, in der Apsis Fragmente eines Jüngsten Gerichtes gemalt hat.

Südlich der Chorwand befindet sich die den heiligen Jakobus der Ältere und Christophorus gewidmete Familienkapelle der Ovetari deren Bemalung der Notar Antonio Ovetari testamentarisch verfügte. Ursprünglich waren die schon älteren Giovanni d’Alemagna, Antonio Vivarini, ein spätgotischer venezianischer Maler und die jungen Niccolò Pizzolo und Andrea Mantegna mit der Ausmalung beauftragt. Giovanni d’Alemagna starb nach der Vollendung der Girlanden im Gewölbe und Antonio Vivarini malte vier Evangelisten. Ihre Arbeiten wurden von Bono da Ferrara und Ansuino da Forlì aufgenommen. Der 17-jährige Andrea Mantegna malte drei Heilige im Gewölbe der Apsis zwischen Kirchenlehrer von Pizzolo. Später arbeitete Mantegna wohl in der linken Lünette an der Berufung der Apostel Jakobus und Johannes und der Predigt des Apostels Jakobus, die er 1450 vollendete bevor er an der mittleren Wand weiter arbeitete. 1451 bis 1453 ruhten die Arbeiten mangels finanzieller Mittel und wurden 1453 bis 1457 von Andrea Mantegna nach Pizzolos Tod allein wiederaufgenommen, der die Szenen aus dem Leben des heiligen Jakobus des Älteren, die Himmelfahrt Mariens auf der mittleren Wand und die von Bono da Ferrara und Ansuino da Forlì begonnenen Szenen aus dem Leben des heiligen Christophers im unteren Bereich vollendete und Das Martyrium des heiligen Christopherus malte. Erhalten sind Die Himmelfahrt Mariens und Das Martyrium des heiligen Christopherus, die wegen ihres schlechten Zustandes bereits um 1880 abgenommen, auf Leinwand übertragen und während des Krieges in Sicherheit gebracht worden waren. Eine Fotografie des Frescos Martyrium des heiligen Jakobus wurde in Originalgröße an der linken Seitenwand angebracht und die beim alliierten Bombenangriff 1944 erhaltenen Fragmente eingefügt. Nur 77 Quadratmeter des ursprünglich mehrere 100 Quadratmeter großen Freskos mit 88000 kleinen Fragmenten wurde gerettet und mithilfe eines Mathematiker zusammengesetzt.[1]

Einzelnachweise

  1. Holger Dambeck: Zerstörtes Fresko: Mathematiker setzt lückenhaftes Mega-Puzzle zusammen. Spiegel Online, 18. Oktober 2011, abgerufen am 1. März 2016.

Literatur

  • Reclams Kunstführer. Oberitalien Ost. Bearb. von Erich Egg, Erich Hubala u. a. Stuttgart 1965. S. 325–327.

Weblinks

Commons: Eremitani-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 45° 24′ 38″ N, 11° 52′ 47″ O