Erlanger Wingolf

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Wappen Zirkel
Basisdaten
Universität: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
andere Hochschulen
Gründung: 29. November 1850
Gründungsort: Erlangen
Dachverband: Wingolfsbund
Mitglieder: 193
Farben: schwarz-weiß-gold
Wahlspruch: Δι' ἕνος πάντα
Di henos panta!
(griech.: Durch Einen Alles!)
Website: www.erlanger-wingolf.de

Der Erlanger Wingolf (E) ist eine christliche, farbentragende, nichtschlagende Studentenverbindung in Erlangen. Die Farben des Erlanger Wingolf sind schwarz-weiß-gold, als offizielles Gründungsdatum gilt der 29. November 1850[1]. Der Erlanger Wingolf ist Mitglied des Wingolfsbundes. Die Mitglieder des Wingolf werden Wingolfiten genannt.

Geschichte

Bereits in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts trafen sich in Erlangen Studenten zu christlichen „Kränzchen“. Im Laufe der Jahre entstand unter ihnen der Wunsch, nach Vorbild anderer Verbindungen ein Pendant christlicher Prägung zu bilden. Im Jahr 1836 wurde die Verbindung Uttenruthia aus der Taufe gehoben. Besondere historische Relevanz besteht insofern, als es sich um die erste christlich ausgelegte, nichtschlagende Verbindung Deutschlands handelte. Aus diesem Grund verzichtete man in Abgrenzung zu anderen Corporationen anfangs auf Embleme corporierten Studententums.

Couleurkarte des Erlanger Wingolf zum 50. Stiftungsfest 1900 (Haus des Erlanger Wingolf)

1844 und 1846 trafen sich die Erlanger mit anderen bereits existierenden Wingolfsverbindungen auf Konzilien in Schleiz (Schleizer-Konzil) und Blankenburg. Daraufhin entstand der Wunsch, in Erlangen ebenfalls einen Wingolf zu gründen. Es entstand eine „wingolfitische“ Richtung innerhalb der Uttenruthia, in der die Meinung vertreten wurde, Christsein sei Meinung der Verbindung. Aus dem Streit resultierend, ob die Uttenruthia eine Wingolfsverbindung sei, erklärten 13 Mitglieder den Austritt und gründeten auf Grund dieses Prinzipienstreits am 29. November 1850 um 13.30 Uhr den Erlanger Wingolf.

Dieser trägt weiterhin die seit 1848 geführten Farben der ersten christlichen Verbindung Deutschlands: schwarz-weiß-gold. Da die wingolfitische Strömung innerhalb der Uttenruthia die ursprüngliche, theologische Ausrichtung deutlicher vertrat, als der eher von christlicher Ethik geprägte nicht-wingolfitische Teil der Verbindung, vertritt der Erlanger Wingolf auf seine Weise die ursprünglichen Ideale und Werte erlanger christlicher Verbindungsstudenten.

Der Wingolfsbund wurde 1844 durch den Bonner Wingolf, den Hallenser Wingolf, den Berliner Wingolf und die Uttenruthia Erlangen gegründet. Nach der Spaltung der Uttenruthia 1850 trat der Erlanger Wingolf an die Stelle der Uttenruthia. Man einigte sich darauf, dass der Erlanger Wingolf die schwarze Mütze, die Uttenruthia jedoch das schwarz-gold-schwarze Band behalten und allein als Gründungsdatum das Jahr 1836 führen darf. Auf diese Weise ist der Erlanger Wingolf als geistiger Nachfolger der Uttenruthia im Wingolfsbund Mitbegründer des Wingolfsbundes, obwohl seine Gründung offiziell erst auf 1850 datiert wird.

Anfangs traf sich die Aktivitas des Erlanger Wingolf in wechselnden Kneipen; das heutige Wingolfshaus in der Friedrichstraße 24–26[2], als Palais Winkler v. Mohrenfels 1728 erbaut, wurde am 4. Januar 1892 erworben und ist seitdem Zentrum wingolfitischen Lebens in Erlangen.

Der Erlanger Wingolf war mehrmals Vorort des Wingolfsbundes, zuletzt in den Jahren 2007 bis 2009.

Heute

Couleur, Wappen und Zirkel

Die Farben des Erlanger Wingolf sind schwarz-weiß-gold. Das Burschenband trägt diese Farben mit silberner Percussion und ist mit dem Fuxenband identisch. Das Hospitantenband hat die Farben schwarz-weiß mit goldener Percussion, das Konkneipantenband die Farben schwarz-weiß auf gold mit goldener Percussion.

Das Wappen des Erlanger Wingolf ist ein gevierter Schild mit folgendem Inhalt: rechts oben in Silber das Jerusalemkreuz, links oben in Gold ein rotbewehrter schwarzer Adler mit dem Wappen der Hohenzollern auf der Brust, rechts unten das Wappen der Stadt Erlangen (zweigeschwänzter, schreitender goldener Löwe hinter silberner Mauer auf Blau), links unten ein Lorbeerkranz um das Gründungsdatum auf Weiß. Im Zentrum des Wappens befindet sich das Mittelschild mit der Trikolore des Wingolfsbundes.

Der Zirkel des Erlanger Wingolf ist eine Verbindung der Anfangsbuchstaben E,W,v,c und f, die für „Erlanger Wingolf, vivat, crescat, floreat“ (lat. „er lebe, er wachse, er blühe“) stehen.

Besonderheiten

Das Mäßigkeitsprinzip des Wingolf ist im korporierten Umfeld eine Besonderheit: These 1 der Satzung des Erlanger Wingolf legt unter Anderem die Ablehnung übermäßigen Alkoholgenusses fest. Im Gegensatz zu anderen Studentenverbindungen verschiedenster Art wird im Erlanger Wingolf nicht systematisch bis zum Erbrechen und darüber hinaus getrunken und es besteht keine Notwendigkeit, Bier oder andere Formen von Alkohol zu konsumieren. Das Mäßigkeitsprinzip als explizite Regelung des Alkoholkonsums ist selbst innerhalb des Wingolfsbundes nicht einheitlich, in ähnlicher Form gilt es auch im Gießener Wingolf und den meisten Verbindungen mit alter Wingolfstradition (z.B. Bonner Wingolf; Berliner Wingolf und Hallenser Wingolf).

Bekannte Mitglieder (Auswahl)

  • Philipp Wackernagel (1800–1877), Kirchenliedforscher und Mitbegründer des Deutschen Evangelischen Kirchentages (Ehrenmitglied)
  • August Ebrard (1818−1888), reformierter Theologe, Stifter der Uttenruthia und später des Erlanger Wingolf
  • Albert Heintze (1831–1906), Philologe
  • Karl Hackenschmidt (1839–1915) war ein elsässischer evangelisch-lutherischer Theologe.
  • Hermann von der Goltz (1835–1906), Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrates
  • Theodor von der Goltz (1836–1905), Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf, Professor für Landwirtschaft und Agrarpolitik
  • August Klostermann (1837–1915), lutherischer Theologe
  • Gustav Reinwald (1837–1898), evangelischer Pfarrer, Ehrenbürger der Stadt Lindau (Bodensee)
  • Eduard Rupprecht (1837–1907), lutherischer Pfarrer, Verfasser zahlreicher apologetischer Schriften (Ehrenmitglied)
  • Eugène Ménégoz (1838–1921), deutsch-französischer Theologe und Begründer einer Spielart des Fideismus
  • Theodor Zahn (1838–1933), evangelischer Theologe
  • Ludwig Kotelmann (1839–1908), evangelischer Theologe, Lehrer, Augenarzt und Medizinhistoriker
  • August Schreiber (1839–1903), Pfarrer und Missionar
  • Karl Friedrich Adam Windel (1840–1890), Theologe
  • Wilhelm Rothert (1842–1915), protestantischer Theologe, Superintendent in Clausthal
  • Johannes Remmers (1842–1918), lutherischer Theologe, Konsistorialrat und Generalsuperintendent der Generaldiözese Bremen-Verden
  • Wilhelm Rothert (1842–1915), protestantischer Theologe
  • Wilhelm Eichhorn (1846–1923), evangelisch-lutherischer Pfarrer und Rektor der Diakonie Neuendettelsau
  • Theodor Schäfer (1846–1914), Pionier der Körperbehindertenfürsorge
  • Georg Schlosser (1846–1926), evangelischer Theologe, Pionier der Gefängnisseelsorge und der Inneren Mission
  • Wilhelm Walther (1846–1924), lutherischer Theologe und Rektor der Universität Rostock
  • Wilhelm Kahl (1849–1932), Rechtswissenschaftler und Politiker (DVP)
  • Friedrich Giesebrecht (1852–1910), evangelischer Theologe, Prof. für Altes Testament
  • Johannes Kuhlo (1856–1941), evangelischer Pfarrer, Begründer der Posaunenmission
  • Carl Meinhof (1857-1944) war Pastor und ein deutscher Afrikanist.
  • Johannes Meinhof (1859–1947) war ein deutscher Pastor und Superintendent in Halle
  • Wilhelm Philipps (1859–1933), evangelischer Theologe und Politiker
  • Adam Heilmann (1860-1930) war ein deutscher reformierter Theologe
  • Friedrich Wiegand (1860–1934), evangelischer Theologe und Hochschullehrer
  • Arnold Meyer (1861–1934), Theologe, Rektor der Universität Zürich
  • Martin Eckart Pfannschmidt (1861–1947), Theologe und Berliner Heimatforscher
  • Johannes Müller (1864–1949), protestantischer Theologe
  • August Wiegand (1864–1945), Theologe und Kämpfer für die Rechte der Juden im Nationalsozialismus
  • Ernst Sellin (1867–1946), Theologe und Biblischer Archäologe
  • Theodor Zöckler (1867–1949), evangelischer Pfarrer aus Pommern, der vor allem in Ostgalizien wirkte
  • Otto Zänker (1876–1960), evangelischer Theologe und Gegner der deutschen Christen
  • Hans Preuß (1876–1951), protestantischer Theologe und Professor an der Universität Erlangen
  • Hermann Albert Hesse (1877–1957), Pfarrer und evangelisch-reformierter Theologe
  • Friedrich Seggel (1877–1965), evangelischer Pfarrer und engagierter Gegner des Nationalsozialismus
  • Otto Weber (Orientalist) (1877–1928), Assyriologe und zweiter Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen
  • Karl Lohmann (Theologe) (1878–1945), Generalsuperintendent der altpreußischen Kirchenprovinz Sachsen
  • Eduard Völkel (1878–1957), Bischof von Schleswig in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holstein
  • Ernst Stoltenhoff (1879–1953), protestantischer Theologe und Generalsuperintendent der altpreußischen Provinzialkirche der Rheinprovinz
  • Albrecht Oepke (1881–1955), evangelischer Theologe, Professor an der Universität Leipzig
  • Hermann Strathmann (1882–1966), Theologe und Politiker (DNVP, CSVD, CSU)
  • Albrecht Alt (1883–1956), Probst der Erlöserkirche in Jerusalem, Professor für Altes Testament in Halle und Leipzig
  • Friedrich Brunstäd (1883–1944), evangelischer Theologe und Philosoph, 882. Rektor der Universität Rostock, (Ehrenmitglied)
  • Rudolf Tschudi (1884–1960), Schweizer Philologe und Orientalist
  • Ernst Lotz (1887–1948), Pädagoge und Politiker (CDU)
  • Walter Ködderitz (1898–1980), lutherischer Theologe
  • Friedrich Maurer (1898−1984), Prof. Dr. phil, Germanist, Sprachwissenschaftler, Mitgründer des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim
  • Walter Künneth (1901–1997), evangelischer Theologe
  • Otto Hof (1902–1980), evangelischer Theologe und Teilnehmer des Freiburger Konzils
  • Walter Blankenburg (1903–1986), evangelischer Pfarrer, Kirchenmusikdirektor
  • Peter C. Bloth (1931–2012), Prof. für Praktische Theologie in Berlin

Literatur

  • Geschichte der Wingolfsverbindungen, Verlag des Verbandes alter Wingolfiten, 1914
  • Geschichte des Wingolfs, Wingolfsverlag m.b.H., Wolfratshausen 1926(3)
  • Wingolfsbund und Schwarzburgbund – Vom Standpunkt des Wingolfs aus gesehen, Dr. Fr. Ulmer, 1912
  • Geschichte des Wingolfs 1830–1994, Verband Alter Wingolfiten (Hrsg.), Hannover 1998
  • 150 Jahre Erlanger Wingolf, Frey, W., Rechter, G. und Schneider, K. (im Auftrag des Vereins Erlanger Wingolfsbrüder e.V.) (Hrsg.), Erlangen, 2000
  • Statuten des Erlanger Wingolfs, Erlangen, 2001

Einzelnachweise

  1. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 36.
  2. Hans König: Burschen, Knoten und Philister. Erlanger Studentenleben von 1743 bis 1983. Nürnberg 1983, S. 26.

Weblinks