Evangelische Karmelmission

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Evangelische Karmelmission
Gründung 1903
Website www.karmelmission.org

Die Evangelische Karmelmission ist eine 1903/1904 gegründete christliche Mission, die heute unter Arabern und Muslimen tätig ist. Ihren Anfang nahm sie auf dem Karmelgebirge in Palästina. Ihr Verwaltungssitz ist in Schorndorf in Deutschland. Sie steht auf der Grundlage der Deutschen Evangelischen Allianz.[1]

Geschichte

Nachdem sich Ende des 19. Jahrhunderts der Evangelische Reichsbrüderbund vom Deutschen Tempel unter Christoph Hoffmann abgespalten hatte,[2] bat der noch den Templern angehörende deutsche Konsul Friedrich Keller im Namen der mit ihm wohnenden deutschen Templer in und um Haifa im Jahre 1879 den Reichsbrüderbund um Aufnahme in den neuen Bund. Dieser schickte 1881 das Gründungsvorstandsmitglied, den Evangelisten Martin Blaich, nach Palästina, um die Aufnahme zu vollziehen. Dort angekommen initiierte Blaich die Gründung der Missionsstation auf dem Karmel, indem er unter den Mitgliedern der deutschen Exilgemeinde Spenden sammelte. Keller kaufte 1883 das erste Grundstück unweit von Haifa auf dem Karmel.[3]

Als die erste Straße gebaut werden sollte, wurden die „lutherischen Ketzer“ vom nahegelegenen katholischen Karmeliterkloster vorerst gestoppt. Erst nach langen Gerichtsprozessen und einer Intervention des deutschen Reichskanzlers Bismarck befahl der Papst, die Straße freizugeben.[3][4]

Eine deutsche Adlige, die schon die Prozesse mit dem Karmeliterkloster finanziert hatte, spendete auch für das 1887 fertiggestellte „Luftkurheim“. Als in der Nähe ein Hotel gebaut wurde, drohte die Konkurrenz die Finanzierung der Missionsstation zu untergraben und Johannes Seitz, ebenfalls Gründungsvorstandsmitglied des Reichsbrüderbundes, musste das Problem lösen. Er bat den sächsischen Pfarrer Martin Schneider darum, das Hotel zu kaufen und die Missionsstation zu leiten. Dieser fühlte sich von Gott berufen, kaufte das Hotel und zog mit Frau und Kindern sowie seiner Schwägerin Frieda Schulze am 29. Mai 1904 ein.[5] Die Karmelmission wurde als Missionsstation für deutsche Siedler, Juden, Türken und Araber auf dem Karmel gegründet.[6]

Schneider begann die Mission unter den Juden, weil die meisten von ihnen Deutsch sprachen. Die Mission unter Arabern begann erst später, denn Arabisch musste Schneider erst lernen.[7] Schneider betrachtete die Mission unter Juden für diese nicht als Glaubenswechsel, sondern als Weiterführung ihres Glaubens.[8] Zu diesem Zweck wurde in seinem Hotel koscher gekocht.[7]

Die Karmelmission wurde in der folgenden Zeit vom „Dreierbund“ aus dem Heim Teichwolframsdorf (Johannes Seitz), der schweizerischen Rämismühle und dem Heim Patros Deutsche Zeltmission unterstützt.[9] An Himmelfahrt 1908 wurden die von Marin Schneider ausgearbeiteten[10] Grundsätze der Karmelmission im württembergischen Schorndorf beschlossen und Johannes Seitz als Vorsitzender eingesetzt, aber erst im November 1911 wurde der Verein mit Sitz Teichwolframsdorf ins Register eingetragen. 1923 wurde der Sitz nach Schorndorf verlegt.[11]

Während des Ersten Weltkriegs musste Schneider das türkisch besetzte „Palästina“ verlassen und durfte erst 1920 wieder einreisen.[11]

Von 1913 bis 1952 war Wilhelm Sziel Missionsleiter.[12] 1952 wurde Erich Schmidinghoff, ehemaliger Bundesgeschäftsführer des deutschen Verbandes der EC-Jugendverbände, neuer Missionsleiter.[13]

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Heim auf dem Berg geschlossen, die jüngeren Mitarbeiter nach Deutschland geschickt und die älteren in Waldheim bei Haifa interniert. Nur Hugo Löwenstein führte die Judenmission weiter, bis er 1944 starb.[14]

Die Häuser des ursprünglichen Sitzes auf dem Karmel wurden in der Zeit der Gründung des Staates Israels enteignet. Die Mission von Haifa und vom Karmel aus mit dem Ziel „Zeugendienst im Heiligen Land und im nahen Osten“ endeten in der Zeit zwischen 1948 und 1956.[6] Das Wirkungsgebiet erweiterte sich nun in den Bereich aller arabischen und muslimisch geprägten Länder.[15]

Grundsätze

Die Karmelmission hat fünf Grundsätze. Zum Ersten sieht sie Jesus Christus als ihr Haupt und Basis. Zum Zweiten ist die Bibel Richtschnur für Lehre und Leben. Zum Dritten will sie Leben wecken, Christen auferbauen und Mission betreiben. Viertens soll ein Helferkreis ausgebildete, „wahrhaft bekehrte“ Arbeitskräfte in die Mission senden. Zuletzt sieht die Karmelmission ihre Finanzierung nur abhängig von Jesus Christus und zahlt daher kein Gehalt, sondern verlässt sich darauf, dass Gott ihre Mitarbeiter versorgt.[16]

Literatur

  • Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003
  • Evangelische Karmelmission, Schorndorf: 100 Jahre Karmelmission: 1904–2004. Karmelmission, 2003
  • Walter Wassermann: Die Entstehung der evangelischen Karmelmission (1881–1911). Evangelische Karmelmission, 1994
  • Wilhelm Sziel: Entstehungsgeschichte der Evangelischen Karmelmission e. V.: Nach Berichten v. Johannes Seitz. Evangelische Karmelmission, 1954

Einzelnachweise

  1. Horst Robert Balz; Gerhard Krause; Gerhard Müller: Evangelische Allianz. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 10, S. 653.
  2. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 6.
  3. a b Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 7.
  4. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 9.
  5. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 10.
  6. a b Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 4.
  7. a b Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 11.
  8. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 14.
  9. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 15.
  10. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 17.
  11. a b Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 16.
  12. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 24.
  13. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 25.
  14. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 29.
  15. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 5.
  16. Rolf Scheffbuch: Markenzeichen „Karmel“. Hundert Jahre Evangelische Karmelmission. Johannes-Seitz-Verlag, Stuttgart 2003, S. 19.

Weblinks