Fleischstraße (Trier)

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Fleischstraße
Wappen
Wappen
Straße in Trier
Fleischstraße
Fleischstraße
Basisdaten
Ort Trier
Ortsteil Mitte
Querstraßen Dietrichstraße, Stresemannstraße
Plätze Hauptmarkt, Kornmarkt, Viehmarktplatz

Die Fleischstraße ist eine Straße im Stadtteil Mitte in Trier. Sie führt vom Viehmarktplatz über den Kornmarkt zum Hauptmarkt. Parallel verläuft die Brotstraße. Sie ist eine der Hauptgeschäftsstraßen der Stadt und ist seit 1977 Fußgängerzone.

Geschichte

Die Straße leitet ihren Namen von den im Mittelalter zu Beginn der Straße befindlichen Ständen der Metzgerzunft ab. Der älteste Beleg für die Straße stammt von 1190. Seit 1248 wurde die Straße in platea vulgo Vleysgasse genannt.[1]

Geschäfte

In der Fleischstraße befinden sich mehrere Läden und Geschäfte, unter anderem eine Filiale Galeria Kaufhof, ehemals Horten, sowie die regionale Buchhandlung „Stephanus“. Seit 2007 befindet sich auch die neue Trier-Galerie in der Straße.[2] Am Kornmarkt führt die Straße an der Postgalerie in der ehemaligen Oberpostdirektion vorbei.

Galeria Kaufhof mit Hortenkacheln

Kulturdenkmäler

In der Fleischstraße befindet sich insgesamt 24 Kulturdenkmäler. Sie ist Teil der Denkmalzone Fleischstraße 33-37, 40-45 / Metzelstraße 19, Nagelstraße 2, 3, 28-32.[3] Die meisten Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert.[3] Stadtbildprägend ist auch das Gebäude der Galeria Kaufhof mit den typischen Hortenkacheln.

Viele historische Gebäude an der Straße wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.[3] Von diesen Gebäuden ist insbesondere das Haus an der Fleischstraße 14 zu erwähnen, welches gegenüber dem heutigen Kaufhof stand. Die Geschichte des Gebäudes geht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Das Haus wurde im Jahre 1756 neu aufgebaut. Seinerzeit diente es als Gericht sowie der Pfarrei Sankt Gangolf als Schule, bis es im Jahre 1819 an Herrn Mohr versteigert wurde, der das Gebäude dem damaligen Zeitgeist anpasste. Das rustizierte Erdgeschoss zeichnete sich durch ein Sohlbankgesims im 1. Obergeschoss sowie ein darunter im Brüstungsbereich verlaufendes von den oberen Etagen abgesetztes Wellenbandmotiv aus.[3] Zu den zerstörten Gebäude zählt auch das sogenannte Stadtarmenhaus aus dem Jahre 1794 in der Fleischstraße 17.[4]

Im Folgenden sollen einige bedeutsame Gebäude genauer beschrieben werden:

Fleischstraße 2, 3, 4

Hierbei handelt es sich um Wohn-, Miets- und Geschäftshaus des Kaufmanns Lambert Bertrams auf Basis eines Entwurfs des Architekten Carl Walter von 1907/1908 mit leichten Abänderungen, das über drei alten Parzellen errichtet wurde. Das viergeschossige, im Dach ausgebaute Traufenhaus verbindet eindrucksvoll die reformerische Baugesinnung seiner Zeit mit einem aufwendigen Putz- und Sandsteindekor, der Jugendstilformen mit klassizistischen Schmuckdetails des Louis-Seize in eigentümlicher Mischung verbindet. Die Fassade betont die Mittelachse durch einen zeittypisch beliebten, mit Stichbögen vortretenden und bis zur Traufe hochgezogenen Erker. Die seitlichen Achsen sind von Pilastern gerahmt. Der üppige Fassadendekor ordnet die kantig-geometrisierten Jugendstilformen den Pilastern und den großformatigen Beletagefenstern der Seitenteile zu. Die vornehmen, auf das um 1800 übliche Formenrepertoir zurückgreifenden, klassizistischen Putzreliefs sind dagegen vorrangig zur Aufwertung des Erkers eingesetzt. Die dominierenden Dekorationsformen zeugen davon, dass der Architekt noch stark vom Historismus geprägt war.[3]

Fleischstraße 12

Fleischstraße 12

Das Haus in der Fleischstraße 12 wurde 1826 von dem Arzt Lambert Bernhard Theys errichtet und wurde auch als „Haus Eichhorn“ bezeichnet[5]. Das große Haus deutet in der Rezeption seiner Formen sowie in einigen Details wahrscheinlich auf Wolff als Planer, denn diese auf die preußischen Architekten Langhans, Gilly und Gentz zurückgehenden Formen finden sich in Trier nur an Bauten Wolffs oder ihm mit großer Sicherheit zuzuschreibenden Gebäuden wider. Ähnlich wie bereits am Kornmarktkasino zeigen sich auch hier die Binnenformen von Gillys Palais Lottum wie die rückspringende Mittelachse mit dem Eingangsportal und der modifizierten Serliana darüber. Ähnliche Formen findet man auch am Viewegschen Haus in Braunschweig. Zudem zeigt es die für Wolff typische Kämpferkapitellausbildung, wie sich auch am Hauptzollamt Trier finden lässt.[6][7] Heute sind in dem nach dem Krieg wieder aufgebauten Haus ein Restaurant und einige Arztpraxen untergebracht.[3]

Fleischstraße 28

Fleischstraße 28

Hierbei handelt es sich um ein nach Entwurf des Architekten Franz Josef Kuhn erstelltes, dreigeschossiges Wohn- Miets- und Geschäftshaus des Konditors Gustav Amling. 1913 an der Stelle eines barocken Traufenhauses erbaut, dessen tonnengewölbter Keller übernommen wurde. Das Zeilenhaus tritt mit einer auffallend breitgelagerten, horizontal geschichteten Putzfassade in Erscheinung. Die mit einem mittleren (veränderten) Geschäftseingang und einem seitlichen Wohnungseingang ausgestattete Ladenzone gliedern kannelierte Kunststeinpilaster. Dominante bildet ein gerundeter Mittelerker zwischen dreiteiligen und gewändelosen Fenstern, die im ersten Obergeschoss mit flach gerundeten Lünetten ausgestattet sind und im oberen Stock als kantig gebrochene Erker vortreten. Über dem weit vorgezogenen Traufgesims befindet sich ein langgestrecktes, niedriges Zwerchhaus mit flach gebogenem Giebel. Prägender Gestaltungswert kommt auch der reichen, der Fassadengroßgliederung untergeordneten Putzornamentik zu; sie unterstreicht das beherrschende Mittelmotiv des Erkers. Zur ursprünglichen Ausstattung der Fassade zählen außer den Sprossenfenstern der Obergeschosse auch die seitlichen, mit versprosstem Oberlicht ausgestatteten Schaufenster. Ihre für die Bauzeit moderne Gestaltung zeigt sich heute noch am linken Fenster, das mit einer Abrundung zum zurückgelegten Wohnungseingang überleitet. Unter den erhaltenen, ausgeführten Reformarchitektur Entwürfen Kuhns, der ansonsten strenge, klassizisierende Formen bevorzugte, stellt das Haus Fleischstraße 28 eine verspielte Variante dar.[3]

Fleischstraße 39

Fleischstraße 39

Das im Jahr 1844 errichtete Gebäude verweist mit der Gliederung seiner Obergeschosse durch Stockwerkpilaster - im 1. Obergeschoss solche toskanischer, darüber stilisiert ionischer Ordnung - auf niederländische Formen, insbesondere solche des holländisch-englischen Palladianismus, wie er sich wiederum im Werk Jacob van Campens und seiner Zeitgenossen Arent van 's Gravesande und Pieter Post um die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt, jedoch auch bereits bei dem Engländer Inigo Jones zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Bedeutender Unterschied sind auch hier die Trierer klassizistisch geraden und horizontal gliedernden Simse im Gegensatz zu den teils barockisierenden Verkröpfungen bei van Carolen und Jones. Wie vergleichbare Bauten, u.a. Neustraße 43, Fleischstraße 39 und Simeonstraße 36, in Trier stammt auch dieses von Peter Bentz. Auch in anderen Städten des Rheinlands finden sich vereinzelt Bauten, die diese Form des Klassizismus zum Vorbild haben, z. B. in der Trankgasse 24 in Köln. Das zehnachsige und dreigeschossige Doppelhaus an der Ecke Fleischstraße/Metzelstraße zeigt in beiden Obergeschossen die für Bentz typische Gliederung der Fassade in Pilaster und Architrav, hier in eleganter Ausbildung als palladianisch-klassische Superposition einer toskanischen und einer ionischen Fantasieordnung. Die Brüstungen sind als feinornamentierte Platten ausgebildet.[4]

Fleischstraße 78

Fleischstraße 77/78

Zwei bis auf die seitlich angehängte Wohnungseingangsachse der Südseite identische Fassaden eines 1995 vollständig entkernten, viergeschossigen Eckgebäudes, das um 1905 als Miets- und Geschäftshaus des Weingutbesitzers und Schankwirts Heinrich Werner erstellt wurde. Die beiden straßenbildprägenden, sandsteingegliederten Putzfassaden geben sich als singulärer Beitrag zum späthistoristischen Wohn- und Mietshausbau Triers zu erkennen. Stilistisch vertreten sie eine durch neubarocke Dekordetails aufgewertete Variante des zur Bauzeit eher unüblichen Spätklassizismus. Prägen des, eigenwilliges Hauptmotiv bildet an jeder Front ein gedrückter und mit einer Scheitelmaske verzierter Blendbogen, der über dem veränderten Parterre auf Kolossalpilastern mit kompositartigem Kapitell ansetzt. Das Mittelfenster der Beletage akzentuiert an jeder Fassade eine Sandsteinädikula mit geböschten Pilastern, schwerem Gebälk und einer Dreigiebelverdachung mit barockisierendem Relief. Das in der Masse der um 1900 aufgeführten Miets- und Geschäftshäuser in Trier nur vereinzelt nachzuweisende Fassadenmotiv des mehrere Stockwerke übergreifenden Blendbogens belegt das Bemühen um eine individuelle Fassadengestaltung.[3]

Doppelhaus Fleischstraße 81/82

Trier Fleischstraße 81-82

Hierbei handelt es sich um ein dreigeschossiges und im Dach ausgebautes Doppelhaus im Stil Neurenaissance, das 1886/87 als Renditeobjekt des Kaufmanns Friedrich Patheiger vermutlich vom Bauunternehmer Joseph Weis an der Stelle des kurz zuvor abgebrochenen, gotischen Zunfthauses der Schiffsleute im Einmündungsbereich der Fleischstraße in den Hauptmarkt erbaut wurde. Das aus Ziegeln gebaute Geschäfts- und Mietshaus tritt zur Straße mit seiner bemerkenswerten Sandsteinfassade mit spiegelsymmetrischen Haushälften in Erscheinung. An der Spiegelachse der beiden Hälften befindet sich eine geknickte Traufenfront, welche die noch in den 1870er Jahren übliche Mittenbetonung zugunsten akzentuierter, äußerer Seitenachsen überwindet. Im Erdgeschoss liegen zwischen rustizierten Pfeilern die Schaufenster, darüber in den Obergeschossen dreiteilige Loggien. Seitlich befinden sich massige Kastenerker, die turmartig ausgebaut sind. In der aufgelockerten Dachzone sind über den Loggien übergiebelte, steinerne Zwerchhäuser den Turmstuben der Erker untergeordnet. Die Achse beider Fassadenhälften markiert ein Pfeiler mit einem aufgesetzten Obelisken. Das straßenbildprägende Miets- und Geschäftshaus stellt sowohl aufgrund seiner Größe als auch hinsichtlich seiner besonderen künstlerischen Qualität einen bedeutenden Beitrag zum späthistoristischen Doppelhausbau in der Trierer Altstadt dar.[3]

Noch heute befindet sich unter dem Neubau der stark verbaute, mittelalterlichen Keller des 1557 über zwei Hausparzellen erbauten Amtshauses der Schifferzunft. Dabei handelt es sich um einen in 3x2 m schiefwinkelig verzogenen Jochen überkommene Gewölbehalle. Vom Haus der Schifferszunft wurden ebenfalls zwei Zunftzeichenreliefs übernommen: Das schlichtere, 1565 bezeichnete ist an der Rückfront des Hauses; das prächtigere, ebenfalls auf 1565 datierte im Eingangsbereich von Nummer 82 und zeigt das Wappen über gekreuzten Schwertern und eine Banderole mit folgender Inschrift: DIS HVIS STEIDT IN GOTTES HAND - ZV DEM SCHWERDT IST IS GENANT. Zudem wurden drei von ursprünglich vier an der Giebelfassade des Zunfthauses im zweiten Obergeschoss eingebaute, spätgotische und dreiteilige Kreuzstockfenstergewände an der geknickten Hoffront des späthistoristischen Hinterhauses wieder eingesetzt.[3]

Fleischstraße 83

Fleischstraße 83

Dies ist ein 1737 errichtetes, ehemaliges Zunfthaus der „Geschenkten“ (eine 1709 von der Krämerzunft abgesonderte Kollektivzunft mehrerer kleiner Handwerkszweige). Das über dem mittelalterlichen Keller des 1332 erwähnten Vorgängerhauses „Zum großen Stern“ aufgeführte Gebäude erhielt seinen heutigen Hausnamen „Zum goldenen Stern“ nach einer hier im 19. Jahrhundert eingerichteten Gaststätte. Das Haus wurde insbesondere 1925 und 1962 innen tiefgreifend umgebaut und im Erdgeschoss seiner Fassade verändert. Das von einem hohen Mansarddach übergriffene Traufenhaus hebt sich durch seinen reich gegliederten, dreigeschossigen und mit einem Frontispiz ausgestatteten Wandaufbau von dem städtischen, üblicherweise nur zweigeschossigen Wohnhausbau des Barock ab. Die ursprünglich steinschichitge Fassade ist sie heute verputzt. Charakteristisch sind die spiegelsymmetrische Anlage und die dichte Sandsteingliederung; Rundbögen im gebänderten Erdgeschoss, Schulterbögen mit Scheitelsteinen in den Obergeschossen.[3]

Im zweiten Stock dient eine mittlere Ädikulanische, in der sich die Kopie einer gotischen Madonna befindet, als Blickfang. Die drei mittleren Achsen übergreift ein dreieckiger, befensterter Frontispiz mit einer dem verkröpften Traufengesims angepasster Rahmenprofilierung. Etliche Architekturdetails (Schlußsteine mit Verdachungen!) sprechen für den 1732 unter Balthasar Neumann als örtlichen Bauführer am Kirchenneubau Sankt Paulin eingesetzten Bruder Joseph Walter als Planverfasser der Zunfthausfassade. Die gotische, im rückwärtigen Bereich durch eine Zwischendecke und Zwischenwände verbaute Kellerhalle umfasst 2 x 4 kreuzgratgewölbte Joche über quadratischen Freipfeilern. Die Ausbildung von über die Fassadenmauer hinaus teilweise unter den Straßenraum reichenden Anräumen erinnert an vergleichbare Kammern im mittelalterlichen Keller der Basilika und im Keller des Hauses Simeonstraße 37. Bedeutend für die rückseitige, mittelalterliche Besiedlung zwischen Dietrichstraße und Fleischstraße ist trotz seines stark verbauten Zustandes ein kleiner, gotischer Einstützenkeller unmittelbar südwestlich des Vorderhauses. Der nur in Teilen zugängliche Raum bildet(e) vier längsrechteckige, kreuzgratgewölbte Joche aus.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Emil Zenz: Straßennamen der Stadt Trier: Ihr Sinn und ihre Bedeutung. Hrsg.: Kulturbüro der Stadt Trier. 5. Auflage. Trier 2006, DNB 455807825 (1. Auflage 1961).
  2. Fleischstraße. click around GmbH, abgerufen am 8. September 2015 (gewerbliche Website).
  3. a b c d e f g h i j k l Patrick Ostermann (Bearb.): Stadt Trier. Altstadt. (= Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 17.1). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001, ISBN 3-88462-171-8.
  4. a b Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997, ISBN 3-88476-280-X.
  5. Chronologie – Die Geschichte des Trierischen Volksfreunds von 1875 bis heute. In: volksfreund.de. 31. August 2010, abgerufen am 8. September 2015.
  6. Richard Hüttel, Elisabeth Dühr (Hrsg.): Klassizismus in Trier. Photos aus der Sammlung Prof. Wilhelm Deuser. Trier 1994 (Katalog des Städtischen Museums Simeonstift Trier zur Ausstellung vom 21. Januar bis 6. März 1994).
  7. Helmut Lutz, Städtische Denkmalpflege (Hrsg.): Verzeichnis der seit 1930 untergegangenen denkmalwerten Bauanlagen. Denkmalpflege in Trier. 1975.

Koordinaten: 49° 45′ 20,3″ N, 6° 38′ 19,8″ O