Franz Windscheid

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Franz Bernhard Adolf Ferdinand Windscheid (* 17. Mai 1862 in München; † 12. Februar 1910 in Leipzig) war ein deutscher Neurologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hermann-Haus, Unfallnervenklinik der Sächsischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft, in der Hauptstraße 44 in Stötteritz (heute Holzhäuser Straße 72; um 1905)

Der Sohn des Rechtsgelehrten Bernhard Windscheid studierte in München, Leipzig, Berlin und Kiel. 1886 legte er die medizinische Staatsprüfung ab und wurde am 7. März 1887 an der Universität Leipzig zum Dr. med. promoviert.[1] Anschließend arbeitete er als Assistent im Medizinisch-Poliklinischen Institut, dann an der Nervenabteilung der Medizinischen Poliklinik der Universität. 1891 habilitierte er sich in Leipzig[2] und war als Privatdozent tätig. 1897 gründete er eine eigene Poliklinik für Nervenkrankheiten.

1900 wurde Windscheid Chefarzt der ersten Unfallnervenklinik Deutschlands, der im Herbst 1900 im damals noch eigenständigen Stötteritz eröffneten Unfallnervenklinik der Sächsischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft Hermann-Haus. Die nach dem zuvor verstorbenen Vorsitzenden der Berufsgenossenschaft Hermann Storz benannte Klinik mit 40 Betten erfüllte eine ausschließliche Rehabilitations- bzw. Beobachtungsfunktion. Die Berufsgenossenschaft gab die Klinik nach der Eingemeindung von Stötteritz nach Leipzig auf. Im Juni 1911 ging das Haus in den Besitz der Stadt Leipzig über und nahm keine Unfallkranken mehr auf.[3] Im März 1901 wurde Windscheid zum außerordentlichen Professor ernannt.[4]

Besondere Verdienste erwarb sich Franz Windscheid auf dem Gebiet der Unfallheilkunde. Anhand von Einzelfällen und in zusammenfassenden Darstellungen veröffentlichte er mehrere Arbeiten über die durch Unfall hervorgerufenen Nervenkrankheiten und deren Behandlung. Ebenso setzte er sich für Gesetzesänderungen ein, die eine Entschädigung der Unfallverletzten beinhalteten.

Noch nicht 48 Jahre alt erlag Windscheid einem schweren Darmleiden. Er wurde zunächst im Ehrengrab der Universität Leipzig in der V. Abteilung des Neuen Johannisfriedhofs beerdigt, 1918 jedoch auf den Leipziger Südfriedhof (Abt. XV, Rab. 103) überführt.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Universitätsarchiv Leipzig, Personalakten, Promotionen 1810–1969, Signatur: Med. Fak. Prom. Bd. 3 (1885–1889).
  2. Universitätsarchiv Leipzig, Personalakten, Personalakten von Professoren und Dozenten bis zum Jahr 1990, Signatur: PA 1664.
  3. Justus Goldmann: Geschichte der Medizinischen Notfallversorgung. Vom Programm der Aufklärung zur systemischen Organisation im Kaiserreich (1871–1914). Am Beispiel von Berlin, Leipzig und Minden. Bielefeld, Univ., Diss., 2001, urn:nbn:de:hbz:361-1190, S. 341.
  4. Personalnachrichten. In: Psychiatrische Wochenschrift. Sammelblatt zur Besprechung aller Fragen des Irrenwesens und der praktischen Psychiatrie einschliesslich der gerichtlichen. Irrenärztliches Correspondenzblatt. 3. Jg. 1901/1902, Nr. 1, 30. März 1901.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias C. Angermeyer; Holger Steinberg: 200 Jahre Psychiatrie an der Universität Leipzig. Personen und Konzepte. Springer Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-540-25075-1.
  • Spamers Illustrirtes Konversations-Lexikon. Nachschlagebuch für den täglichen Gebrauch. Bd. 8 (Nachträge), Verlag Otto Spamer, Leipzig 1893.
  • Biographische Mitteilungen. In: Leopoldina. Amtliches Organ der kaiserlichen leopoldinisch-carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. H. XLVI, Nr. 6, Juni 1910, S. 60–64 (64).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]