Funktionspsychosen

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Klassifikation nach ICD-10
F09 Nicht näher bezeichnete organische oder symptomatische psychische Störung, inkl.: Psychose: organische o.n.A., symptomatische o.n.A.
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Funktionspsychosen ist eine Sammelbezeichnung für rückbildungsfähige, körperlich begründbare psychische Störungen, bei denen nur die Funktion betroffen ist. Es handelt sich dabei nicht um sog. Defektsyndrome. Funktionspsychosen sind hiervon abzugrenzen. Durch den Begriff Funktionspsychosen soll betont werden, dass fundamentale Funktionen des Gehirns vorübergehend außer Kraft gesetzt sind, die für das ungestörte Bewusstsein maßgeblich und wesentlich sind. Es handelt sich also hauptsächlich um reversible Bewusstseinsstörungen. Der Erstbeschreiber Hans Heinrich Wieck rechnete zu den Funktionspsychosen die Durchgangssyndrome, die Bewusstseinstrübung und die übrigen krankhaften quantitativen Bewusstseinsstörungen. Ähnlich wie die Begriffsbildungen des Durchgangssyndroms und des akuten exogenen Reaktionstypus diente die Begrifflichkeit der Funktionspsychosen vor allem zur Abgrenzung der akuten exogenen Psychosen von den endogenen Psychosen und war daher ein Grundbegriff für die klassische deutsche Psychiatrie. Sie war in systematischer Hinsicht bedeutsam zur Aufstellung des triadischen Systems der Psychiatrie.[1]

Schweregrade der Funktionspsychosen

Die Schweregrade von Funktionspsychosen können nach Wieck durch psychometrische Tests bestimmt werden.[2] Eine solche Bestimmung des Schweregrads kann etwa mit Hilfe des Böcker-Tests durchgeführt werden.[1] Periodisch bzw. phasenhaft auftretende Krankheitsbilder wie etwa die Depression können nach Wieck auch als depressiv getönte Durchgangssyndrome bezeichnet werden. Diese wertet er als leicht bis mittelschwer, insbesondere weil eine Bewusstseinstrübung fehlt. Durch die Bewusstseinstrübung sind die schweren Durchgangssyndrome charakterisiert. Diese Unterscheidung nach Schweregraden klinischer Störungen benannte Wieck als Psychopathometrie zur Abgrenzung von anderen psychometischen Testverfahren etwa zur Feststellung von Persönlichkjeitsmerkmalen wie z. B. des HAWIE-Tests.[2]

Abgrenzung von funktionellen Syndromen

Während funktionelle Syndrome sowohl psychogene als auch körperlich begründbare psychische Störungen umfassen, ist die Gruppe der Funktionspsychosen auf körperlich begründbare Störungen begrenzt. Als Synonym kommt ggf. die Bezeichnung Somatoforme Störung in Frage.

Literatur

  • Hans Heinrich Wieck: Funktionspsychosen. Begriff und klinische Bedeutung. Med. Welt 18: (1967) 1807–1811.

Einzelnachweise

  1. a b Uwe Henrik Peters: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. Urban & Schwarzenberg, München 31984; (a) S. 203 f. – zu Wb.-Lemma „Funktionspsychose“; (b) S. 140 f. – zu Wb.-Lemma „Durchgangssyndrom“.
  2. a b Hans Heinrich Wieck: Depressiv getönte Durchgangssyndrome. In: Hanns Hippius, Helmut Selbach: Das depressive Syndrom. Internationales Symposium, Berlin am 16. und 17. Februar 1968. Urban Schwarzenberg, Berlin, Wien 1969. S. 458 f.