Ganseburg

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Die Ganseburg, auch Gänseburg genannt, ist eine Wüstung im Ortsteil Scharpenhufe der Gemeinde Aland im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.

BW

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reste der Ganseburg sind große mit Bäumen bewachsene Erdhügel westnordwestlich von Seehausen auf dem östlichen Ufer des Alands am rechten Alanddeich, zwei Kilometer ostnordöstlich von Scharpenhufe.[1]

Die Archäologen Felix Biermann und Normen Posselt beschreiben die Gänseburg als ein eindrucksvolles Bodendenkmal aus einer Hauptburg im Nordosten und einer Vorburg im Südwesten, die durch einen etwa 12 Meter breiten Graben voneinander getrennt sind. Das runde Plateau der Hauptburg hat 55 Meter Durchmesser. Haupt- und Vorburg liegen in einer ausgedehnten sumpfigen Senke. Ein von Südosten durch die Niederung geführter wohl neuzeitlicher Damm gewährt den Zugang zur Vorburg. Abgesehen vom Schutt des heute verschwundenen Fischerhauses aus dem 18. bis 20. Jahrhundert sind keine Mauerreste sichtbar.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lieselott Enders beschreibt die Gänseburg als „Relikt der hochmittelalterlichen Burg der Edlen Gans“.[3]

Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1474 als de Gansseborch.[4] Wilhelm Zahn übersetzte den Text der Urkunde:[5] Einem Notariatsinstrument zufolge hatte Jasper Gans zu Putlitz sie mit allem Rechte und Zubehör dem swarte hinricke von Gartze abgetreten, der sie an den Bürgermeister Hans Hovener von Seehausen für 15 Stendalsche Mark verkauft hat. Dann hat Hovener, weil die Stadt Seehausen eine große Fehde hatte... sie an Matthias von Jagow für 12 Stendalsche Mark verkauft. Nun kam es wegen der Gänseburg zu einer Fehde zwischen den Edlen Gänsen zu Putlitz und Matthias von Jagow, welche der Markgraf Johann Cicero 1475 in Perleberg schlichtete.[6] Er sprach die Ghanseeburg dem Matthias von Jagow und seiner Familie als erbliches Eigentum zu.[5]

Weitere Nennungen in Urkunden im Brandenburgischen Landeshauptarchiv sind 1518 de Ganseborch de Borckwall mit der See, 1598 die Ganseborgk und 1789 Fischerhaus Ganseburg.[7] 1804 berichtete Friedrich Wilhelm August Bratring: Fischerhaus Gänseburg bei Scharpenhufe, ehedem ein Vorwerk ist eingegangen, wird von Scharpenhufe aus beackert.[8]

Im Jahre 1931 wird Ganseburg als Wohnplatz von Pollitz zuletzt amtlich genannt.[9]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Vereinigung des Gutsbezirkes Scharpenhufe aus dem Landkreis Osterburg mit seinen Wohnplätzen Ganseburg, Nattewisch, Ziegelei[10] mit der Landgemeinde Pollitz, kam Ganseburg zu Pollitz.[11]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1789 2
1798 10
Jahr Einwohner
1801 4
1818 4
Jahr Einwohner
1840 8
1871 4
Jahr Einwohner
1885 4
1895 3
Jahr Einwohner
1905 3

Quelle:[7]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelischen aus Ganseburg gehörten zur Kirchengemeinde Pollitz, die zur Pfarrei Groß Wanzer gehörte.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Meßtischblatt 40: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1873, abgerufen am 16. Juni 2019.
  2. Felix Biermann, Normen Posselt: Die Gänseburg bei Pollitz (Altmark) und die Edlen Herren Gans zwischen Aland und Elbe (= Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. 63 Heft 1). 13. Dezember 2018, ISSN 2191-9909, S. 3–26.
  3. Lieselott Enders: Neue Details zur Wüstungsgeschichte der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 76. Jahresbericht, 2004, S. 10–11 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 1. Berlin 1838, S. 315 (Digitalisat).
  5. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 320, Nr. 171 Ganseburg.
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 3. Berlin 1843, S. 473 (Digitalisat).
  7. a b Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 711–712, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 314 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00336~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band VIII, Provinz Sachsen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Februar 1931. Berlin 1931, S. 71, 99..
  10. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für die Provinz Sachsen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905. 1909, S. 103, Nr. 178.
  11. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 214.
  12. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 107 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 16. Juni 2019]).

Koordinaten: 52° 57′ 27,5″ N, 11° 40′ 10,2″ O