Gebrauchstauglichkeit (Produkt)
Gebrauchstauglichkeit (englisch usability) bezeichnet nach DIN EN ISO 9241-11 das Ausmaß, in dem ein Produkt, System oder ein Dienst durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Anwendungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen. Sie ist damit eng verwandt mit dem umgangssprachlich geläufigeren Begriff der Benutzerfreundlichkeit (engl. user friendliness) sowie dem breiter gefassten Konzept der User Experience (UX).
Bei den Gebrauchseigenschaften wird zudem zwischen den unbedingt erforderlichen und denen mit zusätzlichem Nutzen unterschieden.[1] Die Gebrauchstauglichkeit kann sich im Rahmen der standardisierten Betrachtung immer nur auf hinreichend objektivierbare Tatbestände beziehen.[2]
Die Untersuchung der Gebrauchstauglichkeit inkl. der Benutzerfreundlichkeit sind wesentliche Komponenten bei Warentests.
Normen
Die Normengremien haben verschiedene Normen veröffentlicht, die im Hinblick auf die Usability von Interesse sind:
- ISO 9126 (DIN 66272): Qualitätskriterien für Softwareprodukte – Qualitätsmerkmale und Leitfaden zu ihrer Verwendung
- ISO 9241: Ergonomische Anforderungen für interaktive Systeme sowie der Prozess zur Gestaltung interaktiver Systeme
- ISO/IEC 12119: Software-Erzeugnisse – Qualitätsanforderungen und Prüfbestimmungen
- ISO 14915: Software-Ergonomie für Multimedia-Benutzungsschnittstellen
- EN 60601-1-6: Gebrauchstauglichkeit für Medizinische elektrische Geräte
- EN 62366: Anwendung der Gebrauchstauglichkeit auf Medizinprodukte
- DIN 66050: Gebrauchstauglichkeit - Begriff (1982)
Besonderheiten bei medizinischen Geräten
Da medizinische Geräte in der Regel sicherheitskritische Geräte sind, müssen auch spezielle Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit für diese Geräte gestellt werden. So ist neben den Gebrauchstauglichkeitsfaktoren Effizienz, Effektivität und Zufriedenheit auch die Sicherheit zu beachten. Auch sollte ein Usability-Test in einem speziellen Usability-Labor durchgeführt werden, um eine typische Nutzungsumgebung und -situation zu simulieren. Spezielle Anforderungen für die Verifizierung und Validierung der Gebrauchstauglichkeit medizinischer Geräte sind in den Normen DIN EN 60601-1-6 und DIN EN 62366 festgelegt.
Siehe auch
- Barrierefreiheit ist eine spezielle Sicht auf die Gebrauchstauglichkeit. Sie beschreibt die Nutzbarkeit für einen Nutzungskontext, bei dem die Nutzer bestimmte Fähigkeiten nicht haben und deshalb bestimmte Interaktionsformen nicht, oder nur sehr eingeschränkt nutzen können. Es ist dann vom vorgesehenen Einsatzzweck des Produktes abhängig, ob diese Nutzergruppen Teil des Nutzungskontextes sind und ob Mängel in der Barrierefreiheit somit auch als Mängel der Usability zu sehen sind. Pauschale Urteile sind dabei nicht korrekt.
- Mensch-Computer-Interaktion
- Typografie (Lesefreundlichkeit u. a.)
- Industrieanthropologie
- Usability-Test
- Software-Ergonomie
- Universal Design
- Aufgabenangemessenheit
Literatur
- Markus Bautsch: Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchswert, Kapitel 35 in: Tilo Pfeifer, Robert Schmitt (Herausgeber) Masing Handbuch Qualitätsmanagement, Carl Hanser Fachbuchverlag München Wien, 6. überarbeitete Auflage (2014), ISBN 978-3-446-43431-8
- Sarodnick, F., Brau, H.: Methoden der Usability-Evaluation, Hans Huber Verlag, Bern (2011)
- Braumann, Arvid: A human machine-interface for computer-assisted liver surgery - An application example in referring to the IEC 62366 and IEC 60601-1-6 for usable medical devices, VDM Verlag Dr. Müller e.K., Saarbrücken (2011)
- Shneiderman, B., Plaisant, C.: Designing the user interface, 5. Auflage, Addison-Wesley, Boston (2009)
- Backhaus, Claus: Usability-Engineering in der Medizintechnik - Grundlagen, Methoden, Beispiele, Springer, Berlin (2009)
- Werner Brinkmann, Peter Sieber: Gebrauchstauglichkeit, Gebrauchswert und Qualität, in: Masing Handbuch Qualitätsmanagement, Kapitel 35, herausgegeben von Tilo Pfeifer und Robert Schmitt, fünfte, vollständig neu bearbeitete Auflage, Hanser-Verlag, München (2007), Seiten 777 bis 786, ISBN 978-3-446-40752-7
- Michael Herczeg: Software-Ergonomie: Grundlagen der Mensch-Computer-Kommunikation, Oldenbourg (2005), ISBN 3-486-25052-3
- Nielsen, Jakob: Designing Web Usability, deutsche Ausgabe in Markt und Technik (2004), ISBN 3-8272-6846-X
- Hadwiger, Norbert; Robert, Alexandre: Produkt ist Kommunikation – Integration von Branding und Usability,. Galileo Press (2002), ISBN 3-89842-216-X
- Krug, Steve: Don’t make me think! Web Usability – Das intuitive Web, mitp (Juni 2002), ISBN 3-8266-0890-9
- Saim, Rolf Alkan: Texten für das Internet, Ein Handbuch für Online-Redakteure und Webdesigner, Bonn (2002)
- Manhartsberger, Martina: Web Usability – Das Prinzip des Vertrauens, Galileo (November 2001), ISBN 3-89842-187-2
- Holzinger, Andreas: Basiswissen Multimedia, Band 3: Design. Entwicklungstechnische Grundlagen multimedialer Informationssysteme, Vogel, Würzburg (2001), ISBN 9783802318580
Weblinks
- Usability Engineering Methods (UEM) Methodenübersicht von Andreas Holzinger
- Begriffe und ihre Geschichte
- E-Book zur Benutzerfreundlichkeit von Online-Befragungen
- Usability Glossar: Usability Begriffe – verständlich erklärt und alphabetisch sortiert
- Forschungsprojekt zur Gebrauchstauglichkeit von Anwendungssoftware in Deutschland, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie – Glossar mit Begriffsdefinitionen und Überblick über Usability-Spezialisten in Deutschland