Graham Scan
Der Graham Scan (nach Ronald Graham 1972) ist ein effizienter Algorithmus zur Berechnung der konvexen Hülle einer endlichen Menge von Punkten in der Ebene. Bei Punkten liegt seine asymptotische Laufzeit in .
Beschreibung
Vorbereitung
Sei eine endliche Punktmenge. Der Algorithmus beginnt mit einem Punkt der Menge, welcher garantiert ein Eckpunkt der konvexen Hülle ist. Man sucht sich dazu den Punkt mit der kleinsten Ordinate. Sind dies mehrere, so sucht man sich aus diesen Punkten den mit der kleinsten Abszisse aus (lexikographische Suche). Diese Suche kann in Schritten durchgeführt werden. Nachdem der Startpunkt gefunden wurde, sortiert der Algorithmus die restlichen Punkte in nach aufsteigendem Winkel zwischen → und der x-Achse gegen den Uhrzeigersinn. Haben dabei zwei Punkte den gleichen Winkel (d. h. liegen mit auf einer Linie, sind kollinear mit ), so wird der Punkt, welcher näher an liegt, verworfen.
Hilfsfunktion
In der nachfolgenden Rechnung muss wiederholt entschieden werden, ob drei Punkte A=(xA,yA), B=(xB,yB), C=(xC,yC) in der Ebene ein positiv orientiertes Dreieck bilden. Äquivalente Formulierungen dafür sind, dass der Streckenzug A-B-C einen Knick nach links hat oder dass der Punkt C links der Strecke von A nach B bzw. der Punkt B rechts von der Strecke von A nach C liegt.
Diese Aufgabe kann man durch Bestimmen aller relevanten Winkel lösen, oder einfacher durch die Berechnung einer Determinante , diese liefert das gewünschte Ergebnis mit weniger Rechenaufwand (fünf Subtraktionen, zwei Multiplikationen) und genauer. Das Ergebnis bleibt für rationale Koordinaten im rationalen Zahlenbereich, welcher ohne Verlust von Genauigkeit im Computer abgebildet werden kann. Das Ergebnis wird über den folgenden Ausdruck berechnet.
Berechnung
sei nun die sortierte Punktmenge. Als Nächstes läuft man alle Punkte in durch und prüft, ob diese Eckpunkte der konvexen Hülle sind. Es wird ein Stapelspeicher (Stack) angelegt, auf welchem sich alle Eckpunkte der konvexen Hülle für alle bereits abgearbeiteten Punkte befinden. Zu Beginn liegen und auf dem Stapel. Im -ten Schritt wird zur Betrachtung herangezogen und berechnet, wie er die vorherige konvexe Hülle verändert. Aufgrund der Sortierung liegt immer außerhalb der Hülle der vorherigen Punkte mit .
Durch das Hinzufügen des Punktes kann es vorkommen, dass bereits auf dem Stapel liegende Punkte nicht mehr zur neuen konvexen Hülle gehören. Diese Punkte müssen mittels der „pop“ Operation vom Stapel entfernt werden. Ob ein Punkt noch zur konvexen Hülle gehört oder nicht ermittelt man, indem man berechnet, ob links oder rechts des Vektors PT2→PT1 liegt (PT1 = oberstes Element des Stapels, PT2 = Element direkt unter PT1). Liegt links, so bleibt PT1 weiterhin auf dem Stapel und wird mit „push“ auf dem Stapel abgelegt, liegt rechts, so wird PT1 von der neuen konvexen Hülle verschluckt, vom Stapel entfernt und die nächsten beiden oberen Punkte untersucht.
Dieser Test wird solange durchgeführt, bis links des Vektors PT2→PT1 oder nur noch und ein weiterer Punkt auf dem Stapel liegt. In beiden Fällen wird dann auf dem Stapel abgelegt und mit dem nächsten Punkt weitergerechnet. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel, in welchem alle Fälle des eben beschriebenen Tests auftreten.
In nebenstehender Abbildung werden zunächst die Punkte Pt4, Pt3, Pt2 und auf den Stack gelegt. Zu jedem Zeitpunkt bilden die Punkte auf dem Stack ein konvexes Polygon (gestrichelte Linien). Erst als hinzukommen soll, fallen und Pt2 wieder raus, da sie zusammen mit nicht konvex sind. Die konvexe Hülle dieser Punktmenge besteht aus , Pt4, Pt3 und . liegt dabei auf dem Stack ganz unten und ganz oben. Die Punkte des gesuchten konvexen Polygons können mit „pop“ im Uhrzeigersinn vom Stapel geholt werden.
Anmerkung
Die Anzahl der „push“ und „pop“ Operationen übersteigt die obere Grenze von ( = Anzahl der Punkte in der Eingabemenge) nicht. Die Berechnung ist also . Die Sortierung der Punkte nach Winkel kann mit jedem beliebigen Sortieralgorithmus durchgeführt werden, z. B. dem Mergesort. Dieser hat eine asympt. Laufzeit von . Das bedeutet, dass die Laufzeit des Algorithmus durch die Sortierung vorgegeben ist, da .
Pseudocode
Unter Nutzung eines Stacks
Funktion GrahamScan Eingabe: Punktemenge S = {P} Ausgabe: konvexe Hülle von S Beginn Funktion Sei S die nach dem Winkel zu P0 sortierte Punktemenge PUSH(P0) PUSH(P1) i := 2 n := Anzahl der Punkte in S Solange i < n, führe aus: Sei Pt1 der oberste Punkt auf dem Stack Sei Pt2 der zweitoberste Punkt auf dem Stack Wenn Si links des Vektors Pt2→Pt1 liegt, dann führe aus: PUSH(Si) i := i + 1 Ansonsten führe aus: POP(Pt1) Ende Bedingung Ende Schleife Ende Funktion
Ohne Nutzung eines Stacks
Funktion GrahamScan Eingabe: Punktemenge S = {P} Ausgabe: konvexe Hülle von S Beginn Funktion Sei S die nach dem Winkel zu P0 sortierte Punktemenge i := 1 Solange i ≤ |S|: Wenn Si rechts des Vektors Si−1→Si+1 liegt, dann führe aus: i := i + 1 Ansonsten führe aus: Entferne das Element Si aus S i := i - 1 Ende Bedingung Ende Schleife Ende Funktion
Im Code sei punkte
ein Array aus Punkten, aus dem man mit punkte[i]
das i
-te Element erhält und welches schon nach dem Winkel zu punkte[0]
sortiert ist. Der Code verändert dieses Array, indem die Elemente gelöscht werden, die nicht zur konvexen Hülle gehören.