Grazer Rathaus

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Grazer Rathaus bei Dämmerung
Grazer Rathaus
Blick auf das Rathaus vom Schloßberg
Gemeinderatssitzungssaal

Das Grazer Rathaus beherbergt den Amtssitz des Grazer Bürgermeisters, den Gemeinderat und Teile der Stadtverwaltung.

Frühere Gebäude

Das erste Rathaus von Graz wurde in der Judengasse im Jahr 1450 erbaut. Dieses Alte Kanzlei genannte Gebäude wurde aber bald zu klein und so wurde 1550 ein neues Rathaus im Renaissancestil am heutigen Standort am Hauptplatz erbaut. Dieses Gebäude war sehr einfach gehalten und nur an den Ecken mit Verzierungen geschmückt. Zum damaligen Zeitpunkt beherbergte es auch die Hauptwache und ein Gefängnis im dritten Stock. 1803 wurde das Gebäude abgerissen und durch einen neuen Bau im klassizistischen Stil ersetzt, der in den Jahren 1805 bis 1807 nach Plänen von Christoph Stadler errichtet wurde. Der Bau kostete 150.000 Gulden, die durch eine eigens eingeführte Weinsteuer aufgebracht wurden. Mit einer Erweiterung des Rathauses wurde 1869 begonnen. 1887 wurde nach Plänen der Architekten Alexander Wielemans und Theodor Reuter mit einem Neubau begonnen, der aber Teile des Altbaus einbezog. Für Expansion wurden extra umliegende Gebäude angekauft, da sich aber die Besitzer der Herrengasse 4, 6 und 8 gegen den Abriss erfolgreich zur Wehr setzten, konnten die Pläne nicht vollständig umgesetzt werden. In den 1960er Jahren stand eine "Abräumung" der reich gegliederten historistischen Fassade des Rathauses und eine vereinfachte Neugestaltung im Sinn des klassizistischen Vorgängerbaus zur Debatte. Bei einer Volksbefragung im Juli 1966 entschieden sich die Grazer jedoch mit großer Mehrheit (83 %) für die Beibehaltung der gewohnten Fassade.

Das Rathaus heute

Das heutige Bild des späthistoristisch-altdeutschen Rathauses entspricht weitgehend dem der letzten Ausbaustufe; der Südtrakt des Gebäudes ist mit dem Jahr 1889, der Haupttrakt mit 1893 datiert. Die Schauseite verfügt über einen kuppelbekrönten Mittelrisalit, einem auf ganzer Höhe hervorspringenden Gebäudeteil zur Gliederung der Fassade, und Ecktürmchen. Lediglich der klassizistische Fassadenschmuck wurde 1922 teilweise vereinfacht. Die meisten Nischenfiguren gingen verloren; nur zwei Sandsteinfiguren (Landsknechte) und eine Sandsteinbüste blieben an der Westfront erhalten. Die Figuren stammten im Original von den Künstlern Hans Brandstetter, Karl Lacher, Karl Peckary, Emanuel Pendl und Rudolf Vital. Die Nischenfiguren zeigen bedeutende Österreicher (etwa Habsburger-Kaiser) und die vier großen Allegorien „Die Kunst“, „Die Wissenschaft“, „Der Handel“ und „Das Gewerbe“. Diese wurden ab 2001 nachgebildet und an ihrem ursprünglichen Platz aufgestellt.

Hauptportal, Gliederung, Nutzung und Aufgang zur Dachlaterne

Am mit 4 Säulen vorstehenden Portal Hauptplatz 1-2 führt mittig eine Durchfahrt mit Halle durch das Haus in einen weitgehend verbauten Hof, der hier seit einigen Jahren zur Nutzung als Gastgarten an das benachbarte Cafe Sacher vermietet ist. Am Hauptplatz links des Portals ebenerdig waren viele Jahre Buchhandlungen eingemietet und wird derzeit umgebaut. Rechts des Portals und bis in die Schmiedgasse reichend liegt eine Filiale der Steiermärkischen Sparkasse, deren Nutzungsrecht auf die Finanzierung des Baus des Rathauses zurück geht. Auch an der Landhausgasse (rechts der dortigen Einfahrt) und an der Herrengasse sind Geschäfte eingemietet.

Rechts der Hauptplatzeinfahrt in den Hof ragend liegt ein geräumiges Stiegenhaus hinauf bis in den 3. Stock mit quadratischem Grundriss und 3 rechtswindenden Stiegenläufen pro Etagenschritt. Ein 8-Personen-Lift koppelt am Stiegenhaus an und zusätzlich barrierefrei hofseitig nächst der Durchfahrt.

Über der Durchfahrtshalle liegt im 1. Stock der in den letzten 20 Jahren 2 mal umgebaute Trauungssaal (seit 2013 auch für nicht-heterosexuelle Verpartnerungen offen[1]) und stehen an der Fassade die vier Allegorie-Figuren.

Der Gemeinderatssitzungssaal darüber ist zwei Stockwerke hoch. Im 2. Stock ist der Zugang zur Sitzungsebene, an deren Fassadenvorsprung ein dreiseitiger Balkon mit geringer Tiefe verläuft, von dem in den 1930er jahren einmal ein Mann mit kleinem Bart eine Ansprache zu zahlreich erschienenem Publikum am Hauptplatz hielt. Flankierend links liegt auf dieser Etage das Büro des Bürgermeisters im Trakt links zur Herrengasse hin. Gegenüber, rechts folgt dem GR-Sitzungssaaleingang ein Vorraum, ein kleiner Saal, der für Steh-Empfänge genutzt wird und der Stadtsenatssitzungssaal, der schon an der Schmiedgasse liegt.

Im 3. Stock befindet sich der Zugang zur Besuchergalerie des GR-Sitzungssaals. In den Trakten zur und entlang der Schmiedgasse und weiter der Landhausgasse liegen Büros der Stadträte und von Gemeinderatsclubs. In den durchwegs hofseitigen Gängen werden hier Schautafeln über bedeutende, auch historisch in Graz wirkende Frauen gezeigt. Gänge im Landhausgassentrakt werden in zwei Stockwerken als Galerie für Fotografie und junge Kunst für wechselnden Ausstellungen genutzt.

Rechts neben dem Hauptportal beginnt am Gang eine in der Regel verschlossene Tür zu einer verwinkelten Treppe auf den Dachboden, in den immer wieder einzelne Tauben hineinfinden. Von hier gelangt man in den Boden über dem GR-Sitzungssaal, der in einer gemauerten Kammer das mechanische Rathausuhrwerk beherbergt. Die Mittelachse des Raums unter der Kuppel bildet ein genietetes Blechrohr (aus etwa 1890) von 102 cm Aussendurchmesser und etwas über 20 m Länge, das die warme Abluft des Sitzungssaals über Kaminwirkung nach oben leitet. Dieses Rohr nimmt weitere 4 seitlich herangeführte Abluftrohre gleicher Bauart von etwa 40 cm Durchmesser und eine neuere Blechabluftleitung mit rechteckigem Querschnitt auf. Über ab dem Gang insgesamt 110 1/2 Stufen, 83 davon direkt um das zentrale Rohr gewendelt, steigt man zur der Kuppel aufgesetzten Laterne hinauf, die auf einem Balkon rundum begehbar ist. Hier liegen Mobilfunk-Antennen. Das Abluftrohr öffnet sich rundum an Jalousieschlitzen und zusätzlich regengeschützt in der darüberliegenden kleineren Laterne. Diese birgt oberhalb des Rohrabschlusses noch eine Pressluftsirene des Landeswarnsystems.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homosexuelle Paare: Tür zum Trauungssaal steht offen, kurier.at 15. August 2013, abgerufen 6. Juli 2016.

Koordinaten: 47° 4′ 14,4″ N, 15° 26′ 18,4″ O