Heimatmuseum Seelze
Das Heimatmuseum Seelze ist ein im Stadtteil Letter in einem Fachwerkhaus untergebrachtes regionales Museum für die Stadt Seelze (Region Hannover) mit ihren Stadtteilen und eingemeindeten Ortschaften.
Geschichte
Das Gebäude in der Straße Im Sande wurde 1856 für einen Schuhmacher als Vierständer-Fachwerkhaus errichtet und ist ein Baudenkmal. 1991 gestaltete die Stadt Seelze in diesem Haus Räumlichkeiten für das Museum. Seit dieser Zeit betreibt der im gleichen Jahr gegründete[1] Museumsverein für die Stadt Seelze e.V. das Museum, nachdem er die Räume museal einrichtete. Die Stadt Seelze mit Zuschüssen, Firmen- und Bürgerspenden sowie die Mitglieder des Museumsvereins ermöglichen die Museumsarbeit. Bereits 1964 hatten Sammlungen von heimatgeschichtlicher Bedeutung in einer Heimatstube im damals noch selbständigen Ort Letter einen musealen Platz gefunden. Nach weiteren Stationen wurde das jetzige Domizil gefunden.[2]
Dauerausstellung
In einigen Räumen im Erdgeschoss ist noch stellenweise das das Gerüst des Hauses bildende Fachwerk zu sehen. Hinter der verglasten Groot Dör liegt eine große Diele.
- Gute Stube
Ein Wohnzimmer im Stil der Zeit um 1900 ist mit Möbeln, Gardinen, Bildern, Geschirr, Garderobe und sonstigem Inventar im Stil kleinbürgerlicher Bewohner eingerichtet. Seit 2001 können in diesem Raum standesamtliche Trauungen stattfinden.[3]
- Schuhmacherwerkstatt
Die Werkstatt eines Schuhmachers zeigt Exponate aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Nähmaschine des Schusters ist noch nicht mit einem Elektromotor versehen. Als Beleuchtung dient noch eine Petroleumlampe, deren Licht mit Hilfe einer Glaskugel gebündelt wird, so dass der Schumacher an seinem Arbeitsplatz besser sehen kann. Dies ist die Schusterkugel. Urkunden über die Qualifikation des Schusters und eine alte Preisliste fehlen so wenig wie Holznägel, Leder, Sohlen und anderer Schuhmacherbedarf.
- Friseursalon
Aus der Zeit um 1920 stammt die Einrichtung eines Friseursalons. Das lange Leder zum Schärfen des Rasiermessers hängt an der Wand. Die schon elektrisch betriebenen Wärmehauben zum Einbrennen der Dauerwellen stehen bereit. Vor den Kunden sind Waschbecken zum Waschen des Haares angebracht.
- Dörfliche Schulstube
Aus der Zeit um 1900 stammen Schülerbänke und –sitze, Stehpult des Lehrers sowie die Wandtafel. Die Bildtafeln und Landkarten an der Wand entstanden in einer Zeit, als der Mittellandkanal durch Seelze noch nicht gebaut war. In diesem Raum gibt es regelmäßig für Schülerinnen und Schüler der Seelzer Grundschulen Schulstunden, in denen die ihnen heute unbekannte deutsche Schreibschrift, die Schrift ihrer Urgroßeltern, vermittelt und geübt wird. Geschrieben wird mit einem Griffel auf Schiefertafeln. Fünf ehrenamtlich Tätige schlüpfen in die Rolle als Lehrende vor 100 Jahren.[4] Auch in diesem Raum können Paare mit einer größeren Zahl von Gästen standesamtlich heiraten. Inzwischen findet etwa jede vierte Hochzeit in Seelze im Heimatmuseum statt.[3]
- Leben in Seelze
Vom Beginn der Besiedlung – mit Funden aus der Frühgeschichte – bis in die Gegenwart widmet sich der Teil der Dauerausstellung unter der Überschrift „Leben in Seelze“ der Geschichte der Stadt Seelze und ihrer elf Ortsteile. Themen sind „Anfänge und frühe Siedlungsgeschichte“, „Traditionelle Landwirtschaft und bäuerliche Hauswirtschaft“. Unter „Wandel im 19. und 20. Jahrhundert“ werden die industrielle Revolution mit der Ansiedlung einer Chemiefabrik, die Entwicklung Seelzes zu einer bedeutenden Eisenbahnsiedlung und die Zuwanderung von Vertriebenen und Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg behandelt.
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Die Diele während des Aufbaus einer Ausstellung
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Ländliches Leben und Entwicklung zur Stadt
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Schulstube von 1900
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Schuhmacherwerkstatt mit Schusterkugel
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Friseursalon von 1920
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Blick von außen in die Gute Stube von 1900
Sonderausstellungen
Mehrmals jährlich gestaltet das Museum Ausstellungen zu regionalen, aber auch allgemein interessierenden Themen. 83 dieser Ausstellungen wurden von 1991 bis 2016 gezeigt.[5] In den Jahren seit 2010 waren Themen: „Kunst im Museum III“, „Drehorgeln – Sammlung Weber“, „Zuckerrübenanbau im Calenberger Land und Zuckerwürfelsammlung Mohn“, „Museumsschätze – Was wir haben, wonach wir suchen“, „Es war einmal“ – Märchenhaftes im Heimatmuseum, „Adolf Wissel – ein Maler aus Seelze“, „Weihnachtsland Erzgebirge“, „100 Jahre katholische Kirche in Seelze“,[6] „Bethlehem ist überall- Krippen aus aller Welt“, „Kunst im Museum IV“, „Der Erste Weltkrieg 1914-1918“,[7] „Leben in Seelze im 20. Jahrhundert“,[8] „Engel begleiten uns“,[9] „Alte Handarbeiten“,[10] „Altes Spielzeug – Kinderwelten – Retrospektive“.[11]
Für 2016 wird das Ereignis der Eröffnung des Mittellandkanals vor 100 Jahren aufgegriffen. In einer Sonderausstellung geht es um „100 Jahre Mittellandkanal und seine Bedeutung für die Stadt Seelze“.[12]
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2012: Sonderausstellung „Weihnachtsland Erzgebirge“ – Pyramiden
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Bergparade – Figuren aus dem Erzgebirge
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Ein Weihnachtsengel blickt aus der guten Stube
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2015: Sonderausstellung „Engel begleiten uns“
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Singende Engel in einer Vitrine
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Blick in die Engelausstellung
Publikationen
Nach Einstellung der Reihe „Seelzer Geschichtsblätter“, die von 1988 bis 1998 erschienen und in denen Mitglieder des Museumsvereins über historische Ereignisse Seelzes und seiner Region publizierten, gibt der Museumsverein aus Anlass von Sonderausstellungen Publikationen heraus, in denen „das historische örtliche und überörtliche Umfeld der jeweiligen Sonderausstellung“ beleuchtet wird.[13] In dieser Reihe erschienen unter anderem:
- Heinz Gehrke, Horst Henze, Ingrid Kretschmann und Erika Turek: Heimatmuseum Seelze. 25 Jahre. 1991-2016. Erinnerungen und Bilanz, Seelze 2016
- Norbert Saul: Seelze in alten Ansichten – Fotos von allen Stadtteilen von 1900 an, Seelze 2011
- Norbert Saul: Zuckerrübenanbau und Zuckergewinnung im Calenberger Land und anderswo. Eine Zeittafel, Seelze 2010
- verschiedene Autoren: 100 Jahre Rangierbahnhof Seelze – 1909-2009, Seelze 2009
- Woher wir kommen – 150 Jahre Zuwanderung nach Seelze. Seelzer Lebensgeschichten. Ein Lesebuch, Seelze 2007
- Karl-Heinz Pfeiffer und Norbert Saul: "Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede" - Musik und Gesang in Seelze. Musikalische Vereine und Gruppen in Seelze von den Anfängen bis heute, Seelze 2005
- Karl-Heinz Pfeiffer und Norbert Saul: Wohnungsnot und Aufbruchstimmung - Die 50er Jahre in Seelze, Seelze 2004
- Karl-Heinz Pfeiffer: Kirchen in Seelze 2003
- Karl-Heinz Pfeiffer: Wasserwege und Brücken in Seelze, 2003
- Karl-Heinz Pfeiffer und Norbert Saul: 100 Jahre Chemiestandort Seelze, 2002
- Hans-Joachim Böttcher und Norbert Saul: Kamille, Löwenzahn und Dill. Vom Nutzen der Pflanzen in Feld, Wald und Garten, Seelze 2000
- Karl-Heinz Pfeiffer und Norbert Saul: Vom Kienspan zur elektrischen Glühlampe, Seelze 2000
- Norbert Saul: Schule damals. Lesebuch zur Geschichte des Seelzer Schulwesens, 1999
- Norbert Saul: 150 Jahre Eisenbahn in Seelze, 1997
Museumsgütesiegel
Für den Zeitraum 2016 bis 2022 ist das Museum erneut mit dem Gütesiegel des Museumsverbands Niedersachsen-Bremen ausgezeichnet worden. Erstmals war dies 2007 für die Zeit bis 2014 geschehen. Voraussetzung für dieses Qualitätssiegel ist das Einhalten von Standards des Deutschen Museumsbundes. In der Urkunde heißt es: „Das Museum erreicht in den Bereichen ‚dauerhafte institutionelle und finanzielle Basis, Leitbild und Museumskonzept, Museumsmanagement, qualifiziertes Personal, Sammeln, Bewahren, Forschen und Dokumentieren, Ausstellen und Vermitteln‘ den Standards entsprechende Qualität.“[14][15]
Museumstage
Im Sommer führen am Museumstag vor dem Museum Handwerkerinnen und Handwerker vor, wie sie arbeiten, und manchmal lassen sie Besucherinnen und Besucher ihr Können ausprobieren. Die meisten Produkte der Handwerker kann man kaufen. Die jeweilige Sonderausstellung im Museum ist geöffnet. Essen- und Getränkestände und Musikdarbietungen laden zum Verweilen ein.[16]
Museumsverein
Alle Aktivitäten im Museum werden von Mitgliedern des Museumsvereins für die Stadt Seelze e.V. gestaltet, von der Konzeption der Ausstellungen und deren Gestaltung über das Besorgen von Exponaten, über die Führungen für Interessierte und Gruppen bis zur Aufsicht an den Öffnungssonntagen. Aber auch die Mittelverwaltung, das Einwerben von Spenden, das Schreiben von Texten für die Ausstellungen, die graphische Grundkonzeption von Medien wie Informationstafeln und deren Realisierung sowie Auf- und Abbau und Verwaltung der magazinierten Museumsgegenstände obliegen den Mitgliedern des Museumsvereins. Auch die Museumsleiterin oder der Museumsleiter kommt aus den Reihen der Vereinsmitglieder. In den letzten Jahren waren dies Karl-Heinz Pfeiffer und Erika Turek. Gegenwärtig ist Heinz Gehrke Ausstellungsleiter. Der Museumsverein veranstaltet jährlich Exkursionen für seine Mitglieder. Ziele sind „Orte mit bewegter Vergangenheit“.[17] Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens gab der Verein im Jahr 2016 eine Publikation "Erinnerungen und Bilanz" heraus.[18]
Weblinks
- Webseite des Museums
- Museum auf Hannover.de
Einzelnachweise
- ↑ Hannoversche Allgemeine, Beilage Leinezeitung, vom 25. April 2016 (Online-Ausgabe)
- ↑ Webseite des Museums [1]
- ↑ a b Leinezeitung, Regionalausgabe Seelze vom 18. Juli 2013 Digitalisat
- ↑ Webseite des Museums [2]
- ↑ Bericht des Museumsvereins Webseite des Vereins
- ↑ Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. April 2013 Online-Ausgabe
- ↑ Bericht in Seelze-Citynews-Online vom 25. Juni 2014 [3]
- ↑ Bericht in Myheimat vom 13. Juli 2015 [4]
- ↑ Bericht in Myheimat vom 9. November 2015 [5]
- ↑ Bericht in Myheimat vom 23. Februar 2016 [6]
- ↑ Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 16. März 2016 Online-Ausgabe
- ↑ Webseite des Museums [7]
- ↑ Darstellung des Museumsvereins Webseite des Vereins
- ↑ Pressemitteilung des Museumsbundes vom 27. Januar 2016 [8]
- ↑ Webseite des Museums [9]
- ↑ Webseite des Museums [10]
- ↑ Webseite des Museumsvereins [11]
- ↑ Heinz Gehrke, Horst Henze, Ingrid Kretschmann und Erika Turek: Heimatmuseum Seelze. 25 Jahre. 1991-2016. Erinnerungen und Bilanz, Seelze 2016
Koordinaten: 52° 23′ 57,3″ N, 9° 38′ 37,2″ O