Heinrich Weinstock

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Heinrich Weinstock (* 30. Januar 1889 in Elten (Niederrhein) (heute: Emmerich am Rhein); † 8. März 1960 in Bad Homburg vor der Höhe) war ein deutscher Philosoph und Pädagoge.

Leben

Weinstock studierte Germanistik, klassische Philologie und Philosophie und wurde 1912 mit der Arbeit De erotico Lysiaco – Platonis Phaedrus 231–234c an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zum Doktor der Philosophie promoviert. Anschließend leistete er Wehr- und Kriegsdienst. Von 1918 bis 1926 war er im Höheren Schuldienst und in der Schulverwaltung und von 1926 bis 1939 als Direktor des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums in Frankfurt am Main tätig. 1929 war er an das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung abgeordnet und wirkte an der Neuordnung der zweijährigen Ausbildungszeit der Studienreferendare in Preußen mit.

Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre veröffentlichte er Aufsätze zu pädagogischen Fragen der Zeit, Erziehung, Bildung und Wissenschaft. Nach dem Ende der Weimarer Republik widmete er sich zunehmend Übersetzungen der antiken Autoren Thukydides, Sallust und Sophokles, nachdem seine Schriften Polis – Der griechische Beitrag zu einer deutschen Bildung heute und Die höhere Schule im deutschen Volksstaat 1936 verboten worden waren. Ernst Krieck rezensierte: „Weinstock hat vom Nationalsozialismus nichts begriffen, weil er nicht von ihm ergriffen ist.“[1] Ihm wurden der Vorsitz des wissenschaftlichen Prüfungsamtes an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, die Mitgliedschaft im pädagogischen Prüfungsausschuss der Provinz Hessen-Nassau und die Herausgeberschaft der Zeitschrift Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendbildung und zweier Schulbuchwerke entzogen.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Weinstock erneut für fünf Jahre zum Kriegsdienst verpflichtet. Vom 1. Januar 1945 bis zum 1. April 1946 war er noch einmal Direktor des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums. Auf seinen Antrag geht die Änderung des Namens der Schule in Staatliches Gymnasium Frankfurt am Main zurück. Anschließend wurde er Vertretungsprofessor und 1949 schließlich ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Seine Forschungsgebiete waren die Pädagogik, der Humanismus und die Antike. In seinen Schriften der 1950er Jahre setzte er sich mit der europäischen Geistesgeschichte und Anthropologie, Allgemein- und Berufsbildung und politischen Erziehung auseinander.

Hauptwerke

  • Die Tragödie des Humanismus. Wahrheit und Trug im abendländischen Menschenbild. Quelle & Meyer, Heidelberg 1953.
  • Arbeit und Bildung. Die Rolle der Arbeit im Prozess um unsere Menschwerdung. Quelle & Meyer, Heidelberg 1954.
  • Realer Humanismus. Eine Ausschau nach Möglichkeiten seiner Verwirklichung. Quelle & Meyer, Heidelberg 1955.
  • Arnold Bergsträsser, Christian Caselmann und Heinrich Weinstock: Es geht um den Menschen. Wege und Ziele der Erwachsenenbildung in unserer Zeit, Verband für Erwachsenenbildung Württemberg-Hohenzollern, Ravensburg 1957.
  • Die politische Verantwortung der Erziehung in der demokratischen Massengesellschaft des technischen Zeitalters. Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1958.

Literatur

  • Der große Brockhaus. 18. Auflage. Bd. 12, Brockhaus, Wiesbaden 1981, ISBN 3-7653-0039-X, S. 309.
  • Otto Regenbogen: Weinstock, Die Tragödie des Humanismus. In: Gnomon. Bd. 26, 1954, ISSN 0017-1417, S. 289–299.
  • Ursula Wulfhorst: Heinrich Weinstock, Direktor des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums 1926 bis 1949. In: 100 Jahre Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, ehedem Kaiser-Friedrichs-Gymnasium in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1988, S. 38–41.
  • Werner Ziegenfuß, Gertrud Jung: Philosophen-Lexikon. Handwörterbuch der Philosophie nach Personen. Bd. 2, de Gruyter, Berlin 1950, S. 848.

Einzelnachweise

  1. Ernst Krieck: Geistiges Seiltanzen. In: Volk im Werden. 4. Jahrgang, 1936, ZDB-ID 201187-6, S. 53–54, hier S. 54.

Weblinks