Innere Mission München

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Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern
Rechtsform eingetragener Verein und GmbHs
Gründung 26. März 1884
Gründer Karl Buchrucker
Sitz München, Deutschland
Motto Unsere Mission: Menschlichkeit
Umsatz 299.600.000 Euro (2020)
Beschäftigte 4894 (2020)
Freiwillige 2.500
Website https://www.diakonie-muc-obb.de

Die Diakonie München und Oberbayern – Innere Mission München e.V. (bis Oktober 2020: Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e. V.) ist ein Diakonieunternehmen mit mehreren gemeinnützigen Tochtergesellschaften: Hilfe im Alter, Evangelisches Hilfswerk München sowie die diakonia Dienstleistungsbetriebe. Die Unternehmensgruppe in den Geschäftsbereichen München und Herzogsägmühle unterhält in München und Oberbayern mehr als 200 Hilfeeinrichtungen: Kindertagesstätten, Alten- und Pflegeheime, Beratungsstellen für Flüchtlinge und Asylsuchende, Einrichtungen der Straffälligenhilfe, sozialpsychiatrische Tagesstätten, Wohnungsloseneinrichtungen WfB, Einstiegshilfen, Schulen und Beschäftigungsprojekte. Die Innere Mission München und ihre operativen gemeinnützigen Tochtergesellschaften sind Mitglied des Diakonischen Werks Bayern und des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche Deutschland.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. März 1884 gründete der Münchner Stadtdekan Karl Buchrucker den „Verein für Innere Mission in München“. Zur selben Zeit breitet sich im Deutschen Kaiserreich der Gedanke der Inneren Mission aus. Sie soll den Menschen eine religiöse Heimat geben und damit moralischen Halt. Der Fokus des neu gegründeten Vereins liegt zunächst auf der sittlichen Unterweisung der Menschen durch Volksbildung, Kinder- und Jugendfürsorge und Angebote für Obdachlose und Arme. 1890 errichtet der Münchner Verein als erste Einrichtung die „Kinderbewahranstalt“ in der Blutenburgstraße – ein Heim für Waisenkinder und verwahrloste Kinder. 1898 folgt die sogenannte „Sommerfrische“ für Stadtkinder im Lindenhof im Murnauer Moos. 1903 erwirbt das Sozialwerk in der Mathildenstraße 6 sein erstes Vereinshaus. Das Löhe-Haus in der Blutenburgstraße wird 1912 eingeweiht.

Nach dem Ersten Weltkrieg intensivierte der Verein die Evangelische Jugendhilfe, die unter anderem Kindererholung, Erziehungsberatung und Vormundschaften anbietet. Außerdem widmet er sich – wegen der zunehmenden Geldentwertung – der Wohlfahrtspflege für Obdachlose und Arbeitssuchende. Es gibt kostenlose Armenspeisungen; Wärmestuben werden eingerichtet, Kohle und Kleider an Bedürftige verteilt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden ab 1933 Einrichtungen in die Volkswohlfahrt eingegliedert; andere Dienste, wie zum Beispiel die Bahnhofsmission, werden ganz verboten. Ein Sammlungsverbot schädigte den Verein finanziell. Bomben trafen viele Einrichtungen. Während sich der Verein dem Regime gegenüber bedeckt hielt, um die eigene Arbeit nicht zu gefährden, setzte sich der Erste Vereinsgeistliche Friedrich Hofmann für „nichtarische Christen“ ein. Ab 1939 war Johannes Zwanzger als Vertrauensmann des Büro Grüber tätig.

Die Innere Mission widmet sich nach Kriegsende auch den zahlreichen Flüchtlingen aus den Ostgebieten, bietet warme Mahlzeiten in Volksküchen an und hilft mit Kleider- und Lebensmittelspenden. Rasch beginnt der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude. Darüber hinaus wird 1946 das Diakoniedorf Herzogsägmühle dem Verein übertragen. Alten- und Kinderheime werden angemietet; die Stadtmission, die Mitternachtsmission (die heutige Prostituiertenberatung) und die Gefangenenfürsorge nehmen 1950 ihre Arbeit auf.

Zu den Aufgabengebieten kamen später die Betreuung von Frauen, die Beratung von Gastarbeitern und die Stadtteilsozialarbeit. An der Fachschule für Altenpflege (heute: Evangelische PflegeAkademie) beginnen die ersten jungen Menschen ihre Ausbildung. In Folge der Wirtschaftskrise der 80er Jahre kümmert sich der Verein besonders um Arbeitslose, Obdachlose und, zur Umsetzung der Psychiatrischen Enquete von 1975, um psychisch Kranke. In den folgenden Jahren gründet er außerdem das Internationale Jugendzentrum Haidhausen, das Internationale Mütterzentrum (heute Treffpunkt Familie International) und ruft einen Sozialdienst für Flüchtlinge ins Leben. In den 90er Jahren expandiert das Sozialunternehmen in allen Bereichen: Es wird Träger von mehreren Kindertagesstätten, in der Altenhilfe entstehen Einrichtungen für Betreutes Wohnen, Diakoniestationen und Pflegeheimen. Im Bereich der Migrationsdienste betreut die Innere Mission in zahlreichen Aufnahmeeinrichtungen Flüchtlinge und Asylbewerber.

1995 rief der Verein gemeinsam mit dem evangelischen Dekanatsbezirk die gemeinnützige diakonia Dienstleistungsbetriebe GmbH ins Leben. 2003 wird die Abteilung „Gefährdetenhilfe“ als Tochterunternehmen mit dem Namen Evangelisches Hilfswerk München gGmbH ausgegründet. Im Jahr 2005 entstanden dann die Hilfe im Alter gGmbH und die Hauswirtschafts- und Service GmbH.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e.V.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vorstand des Geschäftsbereichs München war von 2020[1] bis 2022[2] war Pfarrer Thorsten Nolting Vorstandssprecher. Die Dipl. Sozialpädagogin Andrea Betz verantwortet als fachliche Vorständin im Geschäftsbereich München die Bereiche Kindertageseinrichtungen, Kinder- und Jugendhilfe, Sozialpsychiatrie, Migration und Gleichstellung. Dem Geschäftsbereich Herzogsägmühle steht der Diplom-Pädagoge Wilfried Knorr vor. Den Vorstand komplettiert seit 2017 Hans Rock, Diplom-Kaufmann. Als beratendes und überwachendes Gremium steht ihm der Aufsichtsrat mit zwölf Mitgliedern zur Seite. Diesen leiten als Erster Vorsitzender Andreas Bornmüller und als Zweiter Vorsitzender Peter Gleue. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 5.000 hauptamtliche sowie ca. 2.500 ehrenamtliche Mitarbeiter.

Bezirksstelle des Diakonischen Werks Bayern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein verantwortet zugleich die Vereinsarbeit des Diakonischen Werks Bayern im Ev.-Luth. Dekanatsbezirk München. Ihre Aufgabe ist es, die Arbeit diakonischer Rechtsträger im Dekanatsbezirk zu koordinieren und die gesamtdiakonischen Interessen gegenüber den kommunalpolitischen Ebenen zu vertreten. Außerdem artikuliert sie die Interessen der etwa 80 Münchner Rechtsträger im Dekanatsbezirk München. Zur Vertretungsarbeit gehören die Beteiligung an der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände auf Münchner Ebene, an der Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege, die Repräsentanz im Kinder- und Jugendhilfeausschuss sowie im Sozialhilfeausschuss der Landeshauptstadt München, im Landkreis München und im Landkreis Dachau. Leiterin der verbandlichen Bezirksstellenarbeit ist Vorständin Andrea Betz.

Die Innere Mission München hat es sich zum Ziel gesetzt, allen Menschen unabhängig von Lebenssituation, Herkunft, Weltanschauung, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht Hilfe anzubieten. Im Leitbild heißt es dazu: „Als Geschöpf Gottes hat jeder Mensch eine unverlierbare Würde, die wir achten und pflegen.“

Abteilung Kindertagesbetreuung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kindertageseinrichtungen
  • Evangelische Fachakademie für Sozialpädagogik

Abteilung Kinder-, Jugend- und Familienhilfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evangelische Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen
  • Evangelischer Jugendhilfeverbund München
  • Ambulante Erziehungshilfen
  • Betreute Wohngruppen für Kinder- und Jugendliche
  • Heilpädagogische Tagesstätten
  • Internationales Jugendzentrum Haidhausen
  • Betreuungsverein der Inneren Mission München (BIMM)

Abteilung Gesundheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beratung und Wohnangebote für Menschen mit Epilepsie
  • Beratung und Wohnangebote für Menschen mit Schädel-Hirn-Verletzungen

Abteilung Hilfen für Flüchtlinge, Migration und Integration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fachdienste für Migration und Integration
  • Sozialdienste für Flüchtlinge und Asylsuchende
  • Erstaufnahme für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
  • Treffpunkt Familie International (Familienberatung)

Abteilung Sozialpsychiatrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sozialpsychiatrische Dienste mit Beratung
  • Psychiatrische Tagesstätten
  • Betreutes Wohnen

Hilfe im Alter gGmbH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zehn Alten- und Pflegeheime mit rund 1.400 Plätzen
  • Drei Diakoniestationen
  • Offene Altenarbeit
  • Evangelische PflegeAkademie

Evangelisches Hilfswerk München gGmbH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evangelischer Beratungsdienst für Frauen
  • Wohnungslosenhilfe für Männer
  • Streetwork
  • Evangelische Straffälligenhilfe
  • Schuldner- und Insolvenzberatung
  • Beratung für Frauen und Männer in der Prostitution
  • Evangelische Bahnhofsmission
  • Fachambulanz für Sexual- und Gewaltstraftäter
  • Beratung für wohnungslose Migranten aus Süd- und Südosteuropa

diakonia Dienstleistungsbetriebe gGmbH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arbeitslosenberatung
  • Qualifizierungsprojekte für div. Zielgruppen (im Besonderen Frauen mit geringer Berufserfahrung)
  • diverse Beschäftigungs- und Qualifizierungsformen in marktorientierten Betrieben (Secondhand, Hauswirtschaft für Kitas, Gastronomie, Malerfachbetrieb, Tonerkartuschen-Recycling)
  • kaufhaus diakonia secondhand sowie weitere Secondhand-Läden mit unterschiedlichem Konzept in München und Ebersberg
  • Textilsortierung und Logistik

Bezirksstellenarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit
  • InterKulturelle Akademie

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Innere Mission München – und ihre Tochtergesellschaften – finanzieren sich überwiegend durch die Entgelte Für Leistungen, gemäß der Sozialgesetzbücher I–XII. Des Weiteren tragen Zuschüsse Öffentlicher Gebietskörperschaften und weiterer Institutionen dazu bei, die Hilfeangebote aufrechtzuerhalten. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern finanziert die Bezirksstelle, die kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA) und bezuschusst einzelne Arbeitsbereiche wie z. B. die Hilfen für Flüchtlinge. Insgesamt betrug der Umsatz der Unternehmensgruppe im Jahr 2018 mehr als 265 Mio. €.

Karl-Buchrucker-Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2001 vergibt der Verein einmal im Jahr den Karl-Buchrucker-Preis für Veröffentlichungen, die sich in besonderer Weise mit sozialen und diakonischen Themen beschäftigen. Der Preis ist mit insgesamt 11.000 Euro dotiert. Die Schirmherrschaft hatte bis zu seinem Tod Bundespräsident a. D. Roman Herzog übernommen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bauer, Dr. Günther (Hg.): 125 Jahre Innere Mission München. Menschen helfen – Netze knüpfen. München 2009 (PDF)
  • Baier, Helmut: Liebestätigkeit unter dem Hakenkreuz. Die Innere Mission München in der Zeit des Nationalsozialismus. Nürnberg 2008.
  • Krauss, Marita: Evangelisch in München. Karl Buchrucker (1827–1899). Wegbereiter der bayerischen Diakonie. München 2009.
  • Eberle, Annette: Die Arbeiterkolonie Herzogsägmühle. Peiting 1994.
  • Eberle, Annette: Herzogsägmühle in der Zeit des Nationalsozialismus. Peiting 1994.
  • Knorr, Wilfried (Hrsg.): Herzzeiten; 125 Jahre Diakonie Herzogsägmühle. Peiting 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. epd: Düsseldorfer Diakonie-Vorstand wechselt nach München. In: evangelisch.de. 18. Dezember 2019, abgerufen am 17. September 2021.
  2. Thorsten Nolting, München. In: companyhouse.de. Abgerufen am 17. Januar 2024 (Handelsregistereintragungen vom 11. und 22. November 2022).