Kantatayita

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Ruinen von Kantatayita mit Steinplatten auf denen geometrische Umrisse zu sehen sind; im Hintergrund die elliptische Rückseite des Kantatayita-Architravs

Kantatayita (auch Kantatallita oder Khantatallita) ist ein Areal der Ruinenstätte Tiwanaku in Bolivien. Über Kantatayita wurde erst wenig systematische Forschungsarbeit veröffentlicht.[1]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Herkunft des Namens „Kantatayita“ gibt es widersprüchliche Aussagen. Laut den Architekturhistorikern Jean-Pierre Protzen und Stella Nair wurde der Name Kantatayita durch Arthur Posnansky eingeführt.[2] Alfons Stübel und Max Uhle dagegen geben an, dass der Aymara-Name ‚Cantata-allita‘ laut einer „Originalnotiz“ auf Spanisch übersetzt „Canteada Escavacion“ (kantige Ausgrabung) bedeutet.[3] Dagegen geben der Archäologe Alexei Vranich und der Anthropologe Scott C. Smith an, dass „Kantatallita“ auf Aymara „Ort, wo die Sonne aufgeht“ bedeutet.[4]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kantatayita ist ein Sektor der Ruinenstätte Tiwanaku, der einst Gebäude besessen hat, die Putunis Gebäuden ähnelten. In der Landschaft liegen große Steinquader, die teilweise im Erdreich versunken sind.[1] Ein Großteil dieser Struktur ist noch nicht ausgegraben.[5]

„Modellstein“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modellstein

Im Kantatayita-Areal findet sich der sogenannte „Modellstein“. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Miniatur-Architekturmodell einer Plattform bei Tiwanaku, das aus einem Monolithblock gearbeitet wurde.[1] Einige Autoren nehmen an, dass es sich um ein Miniaturmodell von Kalasasaya handelt. Torres de Kulljis verwendete bei seiner Rekonstruktion von Kalasasaya den „Modellstein“. Sowohl Kalasasaya als auch der Modellstein haben einen Hof mit einem direkten Zugang von Osten, der Hof ist an drei Seiten von einer höheren Plattform umgeben, die über mehrere Treppen von einem versunkenen Hof aus erreichbar ist.[6] Nach dem Archäologen Alexei Vranich scheint der „Modellstein“ eine „ausgearbeitete Darstellung einer Tempelanlage zu sein“ ([…] appears to be an elaborate representation of a temple).[7]

Kantatayita-Architrav[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kantatayita-Areal wurde ein großer aufwendig gestalter Architrav gefunden.[1] Der Architrav weist eine elliptische Rückseite auf, die nach Ansicht von Architekten „die Fähigkeiten eines jeden Steinmetzes heute herausforden würde“.[8] Der Kantatayita-Architrav zeigt mythische fliegende Figuren, die sich aufeinander zubewegen und Stäbe mit Gefangenen in den Händen halten. Sie schwingen jeweils eine Axt und an ihren Körpern hängen Trophäenkopfe.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Charles Stanish: Lake Titicaca: Legend, Myth and Science. Band 2 (2011), S. 115.
  2. Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles 2013, S. 214.
  3. Alfons Stübel, Max Uhle: Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Perú: Eine kulturgeschichtliche Studie auf Grund selbständiger Aufnahmen. Hiersemann, Leipzig 1892, Zweiter Theil, S. 20 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  4. Alexei Vranich, Scott C. Smith: Nighttime sky and early urbanism in the High Andes: Architecture and ritual in the southern Lake Titicaca basin during the Formative and Tiwanaku periods. Archaeology of the Night: Life after Dark in the Ancient World. Boulder: University Press of Colorado (2018): 121-138, S. 132
  5. Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles 2013, S. 7.
  6. Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles 2013, S. 82.
  7. Alexei Vranich: Reconstructing ancient architecture at Tiwanaku, Bolivia: the potential and promise of 3D printing., S. 8.
  8. John Wayne Janusek: Ancient Tiwanaku. Band 9. Cambridge University Press (2008), S. 135.

Koordinaten: 16° 33′ 20,4″ S, 68° 40′ 14,2″ W