Kaperschiff

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Die HMS Kent und das Kaperschiff Confiance von Robert Surcouf im Gefecht
Fredrik Henrik af Chapman zeigte in seiner Architectura Navalis Mercatoria (1768) auf zehn Tafeln Kaperfahrzeuge verschiedener Größe. Hier sind zwei Schoner mit 96 und 72 Fuß Länge und eine Yacht mit 64 Fuß Länge dargestellt.

Als Kaperschiff oder kurz Kaper (engl. privateer) wurde ein privates bewaffnetes Schiff bezeichnet, das zur Handelskriegsführung eingesetzt wurde und der Verstärkung des militärischen Potentials diente. Von den Regierungen ausgestellte Kaperbriefe ermächtigten zum Kaperkrieg. Die Grenzen zwischen Kaperkrieg und Piraterie wurde fließend gehandhabt: Gelegentlich wurden Piraten in Kriegszeiten als Kaperer angeworben, oder Kaperer wurden in Friedenszeiten zu Piraten.

Als Fahrzeuge kamen überwiegend kleinere Typen zum Einsatz. Neben regionalen Typen dienten auch Schiffe mit der Bewaffnung von Korvetten oder Fregatten. Da Kaperer als privatwirtschaftliche Kriegsunternehmen mit einer staatlichen Konzession arbeiteten, wurde der Einsatz von Menschen und Material dem erwarteten Einsatz angepasst. Deshalb konnten auch Ruderfahrzeuge mit ausschließlich Handwaffen und Überraschungsangriff, aber auch Fregatten mit starker Artilleriebewaffnung verwendet werden. Als Ziele konnten feindliche Kriegsschiffe, feindliche Handelsschiffe, neutrale Handelsschiffe, die mit dem Gegner handelten, Handelsschiffe die Konterbande an Bord hatten und auch eigene Handelsschiffe, die Verbote unterliefen, sein.

Aufgebrachte Fahrzeuge mussten umgehend offiziell angezeigt werden und wurden von der Lizenz ausgebenden Stelle, meist der Admiralität, entweder als „gute Prise“ deklariert oder wieder freigegeben. Wurde es als Prise anerkannt, wurde Schiff und Ladung versteigert, Abgaben abgeführt und der Rest, je nach Vertrag, entsprechend verteilt.

Durch Abenteuerfilme und Romane sind einzelne Kaperschiffe berühmt geworden, z. B. die Golden Hinde und die Revenge unter dem Kommando von Francis Drake (Ende 16. Jahrhundert) oder die Confiance von Robert Surcouf aus der Zeit der Napoleonischen Kriege. In der Geschichte der Kaperschiffahrt bedeutender waren die Vitalienbrüder (Ende 14. Jahrhundert) und die Wassergeusen (Ende 16. Jahrhundert). In den Kriegen des 16. und 17. Jahrhunderts spielten Kaperer eine wichtige Rolle, z. B. die Dünkirchener Kaper und ihre Gegner, die niederländischen Kaper und auf französischer Seite Jean Bart.

Mit der Seerechtsdeklaration von Paris von 1856 wurde die private Kaperschifffahrt verboten und der Piraterie gleichgestellt. Die Blockadebrecher der Confederate States Navy des Amerikanischen Bürgerkrieges, wie die Alabama, waren Kaperschiffe. Sie operierten zwar bereits nach dem Erlass der Deklaration von Paris, aber unter dem Schirm eines gewissen Wohlwollens von Großbritannien und Frankreich, der beiden größten Seemächte der damaligen Zeit.

In taktischer und technischer Hinsicht fanden die Kaperschiffe in den Hilfskreuzern der beiden Weltkriege ihren Nachfolger. Im Unterschied zum privaten Kaperschiff unterstand die Mannschaft eines Hilfskreuzers jedoch einem militärischen Kommando und militärischer Disziplin.

Weblinks

Wiktionary: Kaperschiff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Andreas Kammler: Up Eventur. Untersuchungen zur Kaperschiffahrt 1471-1512, vornehmlich nach Hamburger und Lübecker Quellen. Scripta-Mercaturae-Verlag, St. Katharinen 2005, ISBN 3-89590-156-3, (Sachüberlieferung und Geschichte 37), (Zugleich: Siegen, Univ., Diss., 2004).
  • J. Th. H. Verhees-van Meer: De Zeeuwse kaapvaart tijdens de Spaanse successieoorlog 1702-1713 (Werken uitgegeven door het Koninklijk Zeeuwsch Genootschap der wetenschappen) Koninklijk Zeeuwsch Genootschap der wetenschappen, Middelburg 1986. ISBN 90-70534-10-X.
  • Martin Gebauer, Egon Krenz: Maritimes Wörterbuch. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1989. ISBN 3-327-00679-2.
  • Alfred Dudszus, Ernest Henriot, Friedrich Krumrey: Das große Buch der Schiffstypen. 2. Auflage. Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987. ISBN 3-344-00161-2.