Keten

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Eine Gruppe Keten in Sumarokowa (1913), fotografiert von Fridtjof Nansen
Ketenfrauen mit Kindern, Aufnahme Fridtjof Nansen

Die Keten (russisch кеты/kety; Eigenbezeichnung ket („Mensch“) oder deng („Leute“, „Volk“); historische Bezeichnung: Jenissei-Ostjaken) sind eines der 44 „indigenen Völker des russischen Nordens“. Bei der Volkszählung des Jahres 2002 gaben 1494 Personen an, ketischer Nationalität zu sein.

Die Keten leben in der Region Krasnojarsk, wobei vorwiegend im Rajon Turuchansk links des Jenissei und im ehemaligen Autonomen Kreis der Ewenken rechts des Stromes zwei relativ getrennte Untergruppen leben.

Sprache, Kultur und Religion

Die Ketische Sprache gehört zur Gruppe der paläosibirischen Sprachen und ist innerhalb dieser die einzige bis heute gesprochene Sprache aus der jenisseischen Sprachfamilie. 1989 gaben 48 % der Keten an, das Ketische als Muttersprache zu sprechen.[1]

Ihre überlieferte Lebensweise basiert auf Jagd und Fischfang und steht in enger Beziehung zu den großen sibirischen Flüssen.[2]

Der sogenannte „klassische Schamanismus“ ist die ethnische Religion der Keten. Der Ethnologe Klaus E. Müller spricht hier von „Elementarschamanismus“ und meint damit die archaischste Form dieser spirituellen Praxis, die typisch für sibirische Ethnien war, bei denen die Jagd kulturell eine herausragende Rolle spielte.[3] Die Keten haben ein erbliches oder göttlich übertragenes Schamanentum. Die Lehrzeit und Initiation dauert sehr lange (21 J.), danach haben sie einen hohen gesellschaftlichen Status („Eisengeweihkrone“). Für einfache Dinge wie Heilungen sind niedere Bärenschamanen zuständig. Rentierschamanen halten Kontakt zur oberen Welt. Die Trommel ist wie anderswo ein personifizierter Tierhelfer. Es gibt starke Einflüsse des turk-mongolischen Schamanismus.

Die Christianisierung hat bei vielen abgelegenen Völkern Sibiriens nur oberflächlich stattgefunden, so dass synkretistische Mischreligionen heute häufig sind. Die Keten gehören jedoch zu den wenigen Völkern, die nach wie vor weitgehend der Tradition des Schamanismus folgen.[4][5][6][7]

Quellen

  1. The Red Book of the Peoples of the Russian Empire – The Kets, Institute of the Estonian Language (englisch)
  2. Clemens Pausz: Die Eroberung Sibiriens im globalen Kontext. Diplomarbeit, Wien 2008. S. 41.
  3. u. a. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. 4. Auflage, C. H. Beck, München 2010 (Originalausgabe 1997), ISBN 978-3-406-41872-3. S. 29–33.
  4. Richard B. Lee und Richard Daly (Hrsg.): The Cambridge Encyclopedia of Hunters and Gatherers. 4. Auflage, Cambridge University Press, New York 2010 (Erstdruck 1999), ISBN 978-0-521-60919-7. S. 159–160.
  5. Heinrich Werner: Der uralte Hirsch- bzw. Rentierkult bei den Jenissejern im Lichte des Wortschatzes. In: Studia Etymologica Cracoviensia, Nr. 16, 2011. S. 141–150.
  6. Die Keten. Beitrag im Radio Stimme Russlands vom 5. Oktober 2010.
  7. Die kleinen Völker des hohen Nordens und fernen Ostens Rußlands. Gesellschaft für bedrohte Völker - Südtirol, Bozen 1998.

Weblinks

Commons: Keten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien