Kleine Glattschnecke

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Kleine Glattschnecke

Kleine Glattschnecke (Cochlicopa lubricella)

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Cochlicopoidea
Familie: Glattschnecken (Cochlicopidae)
Gattung: Cochlicopa
Art: Kleine Glattschnecke
Wissenschaftlicher Name
Cochlicopa lubricella
(Porro, 1838)

Die Kleine Glattschnecke (Cochlicopa lubricella), auch Kleine Achatschnecke genannt, ist eine landlebende Schneckenart aus der Familie der Glattschnecken (Cochlicopidae). Die Berechtigung des Taxons wird von manchen Autoren bestritten.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das zylindrisch eiförmige Gehäuse misst 4,0 bis 5,7 mm[1] (4,5 bis 6,8 mm[2][3]) in der Höhe und 1,8 bis 2,3 mm[1] (2,l bis 2,5 mm[2][3]) in der Breite. Es weist 5½ schwach gewölbte Umgänge auf, die von einer flachen Naht voneinander abgesetzt sind. Der Apex ist vergleichsweise stumpf. Die Schale ist hell hornfarben und durchscheinend. Die Oberfläche ist matt glänzend. Die Mündung ist länglich-eiförmig bis birnenförmig und oben zugespitzt. Sie ist bis 2 mm hoch und besitzt innen eine deutliche helle Lippe, die durch die Schale an die Außenseite oft leicht gelblich oder rötlich durchscheint, die Außenlippe ist nur gering verdickt.

Der Weichkörper ist hellgrau und schwach pigmentiert. Gelegentlich kommen auch dunklere Tiere vor, oder die Gehäuse können auch albinoid sein. Im männlichen Teil des Geschlechtsapparates zweigt der Samenleiter (Vas deferens) früh vom Eisamenleiter (Spermovidukt) ab. Der Samenleiter ist wenig gewunden und geht in den langen Epiphallus über. Dieser ist deutlich länger als der Penis. Am Übergang Penis/Epiphallus setzt der Retraktormuskel und ein langer, dünner, am Ende schlank-keulenförmig verdickert Appendix an. Der freie Eileiter ist kürzer als die lange Vagina. Die Spermathek ist kurz, die Blase relativ klein. In der oberen Hälfte setzt ein sehr kurzes Divertikulum an.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehäuse von Cochicopa lubricella ist im Durchschnitt kleiner, schlanker und mehr zylindrisch geformt als das Gehäuse von Cochlicopa lubrica. Die Umgänge sind weniger stark gewölbt. Die Oberfläche ist oft dunkler, matter und weniger glänzend. Allerdings ist es in Einzelfällen schwierig die beiden Arten anhand der Gehäuse zu unterscheiden. Nur an wenigen Standorten wurden bisher beide Arten zusammen nachgewiesen; ansonsten schließen sich die Verbreitungsgebiete aus, da C. lubrica feuchtere Standorte bevorzugt. Die Gehäuse von Cochlicopa nitens sind wiederum deutlich größer als C. lubrica und können daher mit C. lubricella kaum verwechselt werden.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kleine Glattschnecke ist generell selten und bisher nur von wenigen Standorten in Südschweden, Dänemark (Seeland), Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn, Bulgarien und Albanien[4] nachgewiesen. Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Westasien. Wade et al. (2006) vermelden die Art auch von den Azoren[5]. In der Schweiz steigt sie bis auf 2800 m an, in Bulgarien ist sie in 1800 m Höhe nachgewiesen worden.

Die Art lebt bevorzugt in mäßig feuchten Wiesen, Geröllhalden, auf exponierten Felsen und Kalkmagerrasen auf kalkigem Untergrund.

Systematik und Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1838 von Carlo Porro als Bulimus lubricus var. lubricella aufgestellt[6]. Schon früher wurde die Berechtigung des Taxons immer wieder in Zweifel gezogen, und C. lubricella als eine ökologische Variante von C. lubrica gewertet. Bereits Hamilton Ernest Quick stellte fest, dass beide Formen gelegentlich zusammen vorkommen und klar unterscheidbar sind. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass die kleinere C. lubricella lediglich eine Anpassungsform von C. lubrica an trockenere Standorte ist.

Armbruster & Schlegel (1994) und Armbruster (1995) fassen das Taxon als bona species auf. Dies konnte in den molekulargenetischen Studien von Armbruster & Bernhard (2000) nicht voll bestätigt werden. Hier stellte sich das Taxon als paraphyletisch bzw. polyphyletisch heraus (als C. lubricella type 1 und type 2 bezeichnet). Der Typ 1 gruppierte sich mit C. lubrica und bildete das Schwestertaxon von C. nitens. C. lubricella type 2 war dagegen das Schwestertaxon eines Taxon bestehend aus C. lubrica/C. lubricella type 2 und C. nitens. Dies würde bedeuten, dass der C. lubricella-Gehäusetyp zweimal unabhängig entstanden ist. Hier sind weitere Ergebnisse abzuwarten.

Achatina minima Siemaschko, 1847 ist nach Quick ein Synonym von C. lubricella[7].

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art gilt in Bayern als gefährdet.[8] Auf der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands ist C. lubricella eine Art der Vorwarnstufe[9].

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. 404 S., Natur Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89440-002-1 (S. 98/9)
  • Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10) ISBN 3-570-03414-3 (S. 140)
  • Alexandru V. Grossu: Gastropoda Romaniae 2 Subclasa Pulmonata I Ordo Basommatophora II Ordo Stylommatophora Suprafamiliile: Succinacea, Cochlicopacea, Pupillacea. 443 S., Bukarest 1987 (S. 207/8).
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8 (S. 84)
  • Tomasz Umiński, Urszula Focht: Population dynamics of some land gastropods in a forest habitat in Poland. Malacologia 18: 181-184 1979 Online bei www.biodiversitylibrary.org.
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Planet Poster Ed., Göttingen 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (S. 112)
  • Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014, ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 54)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b AnimalBase - Cochlicopa lubricella
  2. a b Kerney et al. (1983: S. 84)
  3. a b Bogon (1990: S. 98/9)
  4. Dhora, D. 2009: Mollusks of Albania. Archives of Biological Sciences, Belgrade, 61(3): 537-553 doi:10.2298/ABS0903547D
  5. Christopher M. Wade, Peter B. Mordan und Fred Naggs: Evolutionary relationships among the Pulmonate land snails and slugs (Pulmonata, Stylommatophora). Biological Journal of the Linnean Society, 87: 593-610, Oxford 2006 doi:10.1111/j.1095-8312.2006.00596.x
  6. Porro, Carlo 1838: Malacologia terrestre e fluviale della Provincia Comasca. I-X, 11-132, Mailand, Guglielmini e Redaelli (S. 53/4) Online bei Biodiversity Heritage Library.
  7. Hamilton Ernest Quick: Cochlicopa in the British Isles. Proceedings of the Malacological Society, 30: 204-213, London 1954
  8. Gerhard Falkner, Manfred Colling, Klaus Kittel & Christian Strätz 2003: Rote Liste gefährdeter Schnecken und Muscheln (Mollusca) Bayern PDF (Memento des Originals vom 15. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lfu.bayern.de
  9. Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands (BINOT et al. 1998) - Register PDF (Memento des Originals vom 1. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfn.de

Online[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kleine Glattschnecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien